Die koronare Herzerkrankung (KHK) ist ein meist über Jahre oder Jahrzehnte verlaufender Prozess, der durch Engstellen oder Verschlüsse in den so genannten Herzkranzgefäßen charakterisiert ist. Die KHK kann zu einem Herzinfarkt, zu Herzrhythmusstörungen und zur Herzschwäche führen.Nach einem Infarkt kommt es nicht selten zu weiteren Komplikationen. Jetzt haben Forscher um den Ulmer Epidemiologen Professor Dietrich Rothenbacher und den Kardiologen Professor Wolfgang Koenig (Klinik für Innere Medizin II-Kardiologie, Universitätsklinikum Ulm) herausgefunden, dass ein leicht erhöhter Serum-Troponin-Spiegel im Blut von KHK-Patienten ein Indikator für den weiteren Krankheitsverlauf ist.
Troponin ist ein Proteinkomplex, der nach einer Schädigung von Herzmuskelzellen in das Blut abgegeben wird. Zur Diagnose eines akuten Herzinfarkts wird der Troponin-Spiegel bereits herangezogen, die prognostische Bedeutung bei chronisch Koronarkranken ist aber noch unklar.
Im Zuge der so genannten KAROLA-Studie (Langzeiterfolge der KARdiOLogischen Anschlussheilbehandlung) haben die Wissenschaftler Patienten mit einer stabilen koronaren Herzerkrankung über acht Jahre begleitet und den Troponin-T-Spiegel (hs-TnT) mit einem hochempfindlichen Test gemessen. Zu Studienbeginn befanden sich alle Patienten in der Anschlussheilbehandlung eines akuten kardiovaskulären Ereignisses oder einer Koronararterien-Bypass-Operation. Patientendaten wurden unter anderem per Fragebogen erhoben.
Insgesamt nahmen 1050 Personen im Alter von 30 bis 70 Jahren an der Langzeiterhebung teil. Der „Durchschnittspatient“ war männlich und fast 59 Jahre alt. Rund ein Achtel erlitt im Erhebungszeitraum ein Zweitereignis wie einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder verstarb nach einer kardiovaskulären Komplikation. Mit verschiedenen statistischen Methoden stellten die Wissenschaftler eine Beziehung zwischen den hs-TnT-Werten und der Prognose der Patienten dar. Mit klarem Ergebnis: „Wir haben einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem hs-TnT-Spiegel und einem kardiovaskulären Zweitereignis gefunden. Ein erhöhter Messwert ist außerdem mit weiteren Merkmalen wie Diabetes und hohem Blutdruck assoziiert“, sagt Professor Dietrich Rothenbacher. Praktische Einsatzmöglichkeiten des neuen Biomarkers sollten weiter untersucht werden. Womöglich könne er zusätzlich zu etablierten Faktoren bei der Identifikation von Hochrisikopatienten helfen. Diese Patienten könnten dann einer intensiveren Therapie zugeführt werden.
Die Ergebnisse der KAROLA-Studie sind vorab online auf der Webseite der Fachzeitschrift „Clinical Chemistry“ erschienen. Neben den Ulmer Forschern waren Wissenschaftler der Abteilung für Klinische Epidemiologie und Alternsforschung des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg (Leitung Professor Hermann Brenner) sowie der Klinik am Südpark in Bad Nauheim und der Schwabenlandklinik (Isny) beteiligt. Bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen (DGPR) Mitte Juni in Berlin ist Professor Dietrich Rothenbacher, Leiter des Instituts für Epidemiologie und Medizinische Biometrie an der Universität Ulm, für sein Abstract zur KAROLA-Studie mit einer Ehrenurkunde gewürdigt worden.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Dietrich Rothenbacher, Tel.: 0731 50-31060
Prof. Dr. Wolfgang Koenig, Tel.: 0731 500-45010
http://www.clinchem.org/content/early/2012/05/25/clinchem.2012.183319.abstract
Forschung zur koronaren Herzerkrankung: Professor Wolfgang Koenig und Professor Dietrich Rothenbach ...
Foto: Uniklinik Ulm
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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