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28.08.2012 14:30

Römisches Militärlager aus der Zeit der Eroberung Galliens erhellt ein Stück Weltgeschichte

Petra Giegerich Kommunikation und Presse
Johannes Gutenberg-Universität Mainz

    Ältestes römisches Militärlager auf deutschem Boden nachgewiesen

    Archäologen der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) haben in der Nähe von Hermeskeil, gut 30 Kilometer südöstlich von Trier im Hunsrück gelegen, das bislang älteste römische Militärlager in Deutschland nachgewiesen und damit neue Erkenntnisse über die Eroberung Galliens gewonnen. Das Lager wurde vermutlich während des Gallischen Krieges in den 50er Jahren v. Chr. in unmittelbarer Nähe zu der spätkeltischen Siedlung „Hunnenring“, einer monumentalen Befestigungsanlage des zwischen Rhein und Maas ansässigen keltischen Stamms der Treverer, angelegt. „Mit dem Nachweis des Militärlagers wird ein Stück Weltgeschichte erstmals archäologisch fassbar“, sagt Dr. Sabine Hornung vom Institut für Vor- und Frühgeschichte der JGU. „Möglicherweise wurde der treverische Widerstand gegen die römischen Eroberer von diesem Militärlager aus gebrochen.“ Hornung leitet die Ausgrabungen an diesem bedeutenden Denkmal, die aktuell noch bis zum 14. September 2012 laufen.

    Die knapp 26 Hektar große Anlage war zwar altbekannt, in ihrer Bedeutung aber ungeklärt. „Im Wald sind eindeutig Reste des Walles zu sehen, aber die von Archäologen wie Heimatforschern vermutete Ansprache als römisches Militärlager war bislang nicht eindeutig möglich“, so Hornung. Aufschluss brachten systematische Untersuchungen, die in engem Zusammenhang mit archäologischen Forschungen rund um den „Hunnenring“ bei Otzenhausen im Landkreis St. Wendel stehen. Der römische Stützpunkt ist nur 5 Kilometer von dem in Sichtweite liegenden keltischen Ringwall entfernt. Das ehemalige Militärlager ist heute durch Ackerbau in weiten Teilen nicht mehr mit bloßem Auge zu erkennen und von der Zerstörung bedroht.

    Im März 2010 hatte das Team um Sabine Hornung mit Unterstützung des Rheinischen Landesmuseums Trier die Arbeiten in Hermeskeil aufgenommen. Zunächst wurden Größe und Form des mit einem Erdwall und einem vorgelagertem Graben befestigten Militärlagers erfasst. Demnach besteht die Anlage aus einem annähernd rechteckigen, 18,2 Hektar großen Erdwerk mit abgerundeten Ecken, das Platz für mehrere tausend Soldaten – sowohl Fußtruppen als auch berittene Hilfstruppen – bot. Hinzu kommt eine 7,6 Hektar große Erweiterung, die eine Quelle umschloss und so die Wasserversorgung der Soldaten sicherte.

    Auf Basis dieser Erkenntnisse waren gezielte Ausgrabungen möglich, bei denen im Sommer 2011 die Freilegung eines der Tore des Lagers gelang. Es handelte sich hierbei um einen Durchlass in den aus Wall und Graben bestehenden Befestigungen, der mit einem Steinpflaster versehen war. In den Zwischenräumen dieses Pflasters fanden die Archäologen um Hornung zahlreiche Schuhnägel, die einst die Sandalen der römischen Soldaten besetzten und sich beim Laufen gelöst hatten. Größe und Form dieser Nägel lieferten ein erstes Indiz für die Datierung des Militärlagers von Hermeskeil in die Zeit der späten Republik bzw. des Gallischen Krieges. Diese Vermutung konnte anhand der bei den Ausgrabungen entdeckten Scherben von Tongefäßen und mittels naturwissenschaftlicher Datierungen weiter bestätigt werden.

    Die besondere historische Bedeutung des Militärlagers von Hermeskeil liegt in seiner Beziehung zur benachbarten treverischen Siedlung „Hunnenring“. Hornung und ihr Team bestätigten anhand aktueller Grabungen, dass diese Siedlung um die Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. von ihren Bewohnern aufgegeben wurde. Bis zur Entdeckung des Lagers bei Hermeskeil konnte über einen möglichen Zusammenhang mit den Ereignissen des Gallischen Krieges lediglich spekuliert werden. Julius Caesar berichtet in den Kommentaren zum Gallischen Krieg von einer Spaltung des Stammes der Treverer in eine romfeindliche bzw. romfreundliche Partei. Die von Seiten der romfeindlichen Partei unter der Führung des Adeligen Indutiomarus und seiner Verwandten angezettelten Unruhen hatten in den Jahren 54/53 und 51 v. Chr. römische Vergeltungsschläge zur Folge, in deren Zuge der treverische Widerstand gegen die Eroberer gebrochen wurde. Mit den Entdeckungen bei Hermeskeil liegen nun erstmals direkte archäologische Zeugnisse dieser bewegten Episode der Weltgeschichte vor.

    Presseeinladung:
    Die Untersuchungsergebnisse zum römischen Militärlager bei Hermeskeil werden von der Grabungsleitung unter Dr. Sabine Hornung am Montag, 10. September 2012, um 11:00 Uhr in Hermeskeil vorgestellt; Treffpunkt: Parkplatz Waldstadion, Züscher Str. (L 165), von dort aus Besichtigung der aktuellen Ausgrabungen. Um Anmeldung unter der E-Mail-Adresse hornusa@uni-mainz.de wird gebeten.

    Weiterführende Literatur:
    S. Hornung
    Ein spätrepublikanisches Militärlager bei Hermeskeil (Lkr. Trier-Saarburg). Vorbericht über die Forschungen 2010-2011.
    Archäologisches Korrespondenzblatt 42,2, 2012, 205-224.

    Weitere Informationen:
    Dr. Sabine Hornung M.A.
    Institut für Vor- und Frühgeschichte
    Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU)
    D 55099 Mainz
    Tel. 0173 4133650
    E-Mail: hornusa@uni-mainz.de
    http://www.archaeologie.geschichte.uni-mainz.de/Institut/Hornung.htm
    http://www.archaeologie.geschichte.uni-mainz.de/


    Bilder

    Teil der Pflasterung in der Torgasse mit einem Schuhnagel zwischen den Steinen
    Teil der Pflasterung in der Torgasse mit einem Schuhnagel zwischen den Steinen
    Foto ©: Sabine Hornung/Arno Braun, JGU
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    Diese eisernen Schuhnägel zierten einst die Sohlen der Sandalen römischer Soldaten. Auf ihrer Unterseite sind meist die für spätrepublikanische Stücke typischen Muster aus Kreuz und 4 Buckeln zu erkennen. Charakteristisch ist auch ihre Größe von bis zu 2,6 cm Durchmesser.
    Diese eisernen Schuhnägel zierten einst die Sohlen der Sandalen römischer Soldaten. Auf ihrer Unters ...
    Foto ©: Sabine Hornung/Arno Braun, JGU
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Geschichte / Archäologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Pressetermine
    Deutsch


     

    Teil der Pflasterung in der Torgasse mit einem Schuhnagel zwischen den Steinen


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    Diese eisernen Schuhnägel zierten einst die Sohlen der Sandalen römischer Soldaten. Auf ihrer Unterseite sind meist die für spätrepublikanische Stücke typischen Muster aus Kreuz und 4 Buckeln zu erkennen. Charakteristisch ist auch ihre Größe von bis zu 2,6 cm Durchmesser.


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