Infektionen mit Schimmelpilzen können für Patienten mit geschwächtem Immunsystem lebensgefährlich sein. Die Medikamente, mit denen die Pilze bekämpft werden, wirken oft nur bedingt und könnten möglicherweise falsche Diagnosen verursachen. Würzburger Mediziner prüfen, ob das stimmt.
Der Schimmelpilz Aspergillus kommt in der Umwelt sehr häufig vor. So häufig, dass jeder Mensch am Tag mehr als 50 Aspergillus-Sporen einatmet. In Normalfall hält das Immunsystem den Pilz in Schach. Funktioniert es allerdings nicht oder nur eingeschränkt, kann sich eine Infektion entwickeln: Der Schimmelpilz wächst zuerst im Lungengewebe und wird dann invasiv. Das heißt, dass er sich im ganzen Körper ausbreitet und andere Organe wie Nieren, Herz und Gehirn befällt. Für viele Betroffene bedeutet das den Tod.
Die Gefahr einer Schimmelpilz-Infektion, einer Aspergillose, ist besonders groß, wenn das Immunsystem künstlich unterdrückt wird, etwa nach einer Chemotherapie sowie nach Stammzell- oder Organtransplantationen. In den beiden zuletzt genannten Fällen wird das Immunsystem gedämpft, um Abstoßungsreaktionen zu verhindern.
Nach der Transplantation von Stammzellen, zum Beispiel im Zuge einer Blutkrebstherapie, erleidet etwa jeder zehnte Patient eine Schimmelpilz-Infektion. Trotz Behandlung sterben daran 30 bis 70 Prozent der Betroffenen, denn die verfügbaren Medikamente wirken nicht bei jedem Patienten oder die Pilzinfektion wird zu spät erkannt. Unbehandelt verläuft die Infektion so gut wie immer tödlich.
Störung der molekularen Diagnostik?
Angesichts der Lebensgefahr, die von dem Pilz ausgeht, ist es besonders wichtig, den Pilz sehr früh zu erkennen und den Erfolg der Therapie zuverlässig überprüfen zu können: Hat der Patient eine invasive Infektion? Ist der Pilz noch im Körper oder ist er besiegt? Das lässt sich nur mit empfindlichen molekularen Diagnoseverfahren beurteilen.
Doch auf diesem Gebiet könnte es ein Problem geben, wie der Würzburger Biologe Jürgen Löffler sagt: „Wir vermuten schon seit langem, dass die reine Anwesenheit der Anti-Pilz-Medikamente die molekularen Diagnoseverfahren stören und somit falsch negative Befunde zur Folge haben könnte.“
Das bedeutet: Der Pilz ist im Patienten noch vorhanden, aber nicht mehr nachweisbar. Wird die Anti-Pilz-Therapie in diesem Fall beendet, kann das tödliche Folgen haben. Auf Nummer sicher gehen und den Patienten einfach weiterbehandeln, ist ebenfalls keine gute Lösung – denn die Medikamente haben teils schwere Nebenwirkungen auf Leber und Nieren.
Förderung durch den „Europe Aspire Award“
Jürgen Löffler leitet eine Forschungsgruppe an der Medizinischen Klinik II der Universität Würzburg. In einem neuen Projekt untersuchen er und sein Team nun, ob die üblicherweise gegen Pilzinfektionen verwendeten Medikamente wie Polyene, Azole und Echinocandine den molekularen Nachweis des Schimmelpilzes Aspergillus tatsächlich stören.
Für dieses Projekt hat Löffler den mit 50.000 Euro dotierten „Europe Aspire Award“ der Firma Pfizer zuerkannt bekommen. Der Preis ist für Forschungen vorgesehen, welche die Diagnostik von Pilzinfektionen verbessern helfen.
Kontakt
PD Dr. Jürgen Löffler, Medizinische Klinik und Poliklinik II, Universitätsklinikum Würzburg, T (0931) 201-36412, loeffler_j@klinik.uni-wuerzburg.de
Die elektronenmikroskopische Aufnahme zeigt Immunzellen des Menschen und Sporen des Schimmelpilzes A ...
Bild: Jasmin Kungl, Medizinische Klinik II, Uni Würzburg
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Medizin
überregional
Forschungsprojekte, Personalia
Deutsch
Die elektronenmikroskopische Aufnahme zeigt Immunzellen des Menschen und Sporen des Schimmelpilzes A ...
Bild: Jasmin Kungl, Medizinische Klinik II, Uni Würzburg
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