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07.11.2012 11:33

Angewandte Forschung: Die Kelten im digitalen Zeitalter

Kerstin Lauer Pressesprecherin
Hochschule der Medien Stuttgart

    Noch bis zum 17. Februar 2013 sind die Kelten in Stuttgart, in der Großen Landesausstellung „Die Welt der Kelten. Zentren der Macht – Kostbarkeiten der Kunst“ im Alten Schloss und im Kunstgebäude. Durch Animationen der Hochschule der Medien (HdM) können Besucher die historischen Exponate interaktiv erleben: in Medienschleusen und mit einer virtuellen Lupe.

    Im Teil „Kostbarkeiten der Kunst“ der Landesausstellung, im Alten Schloss können Besucher in den sogenannten Medienschleusen in die Kunstepoche der Kelten eintauchen. Auf drei Bildschirmen nebeneinander sind Filme in HD-Qualität zur Geschichte der Kelten, zu ihren Wanderungen und zu den Beziehungen zwischen den Völkern damals zu sehen. Auch die Ornamente dieser Epoche werden analysiert. Auf kleineren Monitoren bei den Vitrinen sind ausgewählte Ausstellungsstücke in Animationen erklärt, etwa wie Münzen sich in der Zeit ändern, wie sich Muster zeitlich und geographisch entwickeln oder Kunststile beeinflussen. Insgesamt sind zehn Filme in einer Länge von drei bis fünf Minuten für die Keltenausstellung entstanden.

    Erstmals eingesetzt in der Landesausstellung wird ein spezielles Präsentationsverfahren für sehr kleine Exponate, das an der HdM im Forschungsbereich Computeranimation entwickelt wurde. „Ganz konkret geht es dabei um interaktive Bilddateien“, erläutert Prof. Dr. Bernd Eberhardt. „Mit dieser Technologie kann der interessierte Laie, aber auch das versierte Fachpublikum, Oberflächen unter wechselnden Lichtbedingungen betrachten. So werden Bilder zu interaktiven Infografiken“, berichtet Eberhardt.

    Das eingesetzte Bildmaterial ist sehr hoch aufgelöst. Der Betrachter kann Details des Exponats - Reliefs, Farben oder Oberflächenstrukturen - erkennen, die vorher nicht zu sehen waren. „Er kann das Objekt genau prüfen. Der Bildschirm wird zur virtuellen Lupe“, sagt Eberhardt. „Der Betrachter hat das Gefühl, die Stücke selbst in die Hand zu nehmen, was bei den kostbaren und weltweit einmaligen Kleinodien natürlich ausgeschlossen ist“, ergänzt Thomas Hoppe, Referatsleiter für die Bronze- und Eisenzeit am Landesmuseum Württemberg und Kurator des Ausstellungsteils „Kostbarkeiten der Kunst“. Ein über 2000 Jahre altes Textil zerfalle bei geringsten Erschütterungen in Staub. Durch dieses Verfahren könne es einem großen Publikum zugänglich gemacht werden, so Hoppe. „Die Darstellung ermöglicht einen ganz neuen, einzigartigen Blick auf das in der Vitrine nebenan ausgestellte Original“, findet Hoppe.

    In einem speziellen Aufnahmeverfahren wird ein Exponat, wie etwa das Keltenschwert aus einem Grab bei Giengen a.d. Brenz, unter verschiedenen Lichtpositionen digitalisiert. Dafür wird es in der Mitte eines „Lichtdoms“ platziert und das Licht um das Objekt herum bewegt. Aus den fast 300 Aufnahmen, die so entstehen, wird eine interaktive Bilddatei berechnet. Diese Datei kann mit einem dafür entwickelten Viewer (d-face) lokal auf unterschiedlichen Systemplattformen (Macintosh, Windows) und im Internet in allen gängigen Browsern dargestellt werden. Für Besucher wird das Keltenschwert dadurch plastisch - sie sehen fein ziselierte Muster, Schlagmarken und Bearbeitungsspuren. „Die interaktiven Bilddateien ermöglichen so auch die digitale Zusammenführung ganzer Sammlungen, zur wissenschaftlichen Arbeit und zum weltweiten Austausch“, erklärt HdM-Professor Bernd Eberhardt. Dieses Verfahren zur Produktvisualisierung ist für Archäologen genauso spannend, wie für Architekten, die über die Gestaltung von Fassaden nachdenken.

    Florian Mozer, Absolvent des Master-Studiengangs Elektronische Medien der HdM, hat daran mitgewirkt, und den Kelten beim Sprung ins digitale Zeitalter geholfen. An der Technologie will Mozer dran bleiben und helfen, sie im Rahmen seiner Promotion im Promotionskolleg Digital Media weiterzuentwickeln, das die HdM seit 2011 gemeinsam mit den Universitäten Stuttgart und Tübingen anbietet.

    Die HdM und das Landesmuseum Württemberg haben bereits bei mehreren Ausstellungen zusammen gearbeitet. 2008 wurden die ersten Digitalisate von dem „Adoranten“, einem etwa 35000 Jahre alten, mit einem Tier-Mensch-Mischwesen verzierten Elfenbeinplättchen angefertigt. Mithilfe der Computeranimation wurde auch die „Weltmaschine“ von Philipp Matthäus Hahn lebendig, die in der ständigen Sammlung des Landesmuseums zu sehen ist. Das spektakuläre Perlennetz von El Hibe in der Ausstellung "Ägyptische Mumien", das als Grabbeigabe einer etwa 2500 Jahre alten Mumie diente, wurde ebenfalls digital bearbeitet, um dem Zuschauer einen Blick auf den ursprünglichen Zustand zu ermöglichen.

    Die Technologie, die bei der Keltenausstellung eingesetzt wird, ist ein Ergebnis der mehrjährigen Zusammenarbeit der HdM mit der recom GmbH & Co. KG, Ostfildern. Das Aufnahmeverfahren wurde ständig verfeinert, auch Anwendungen für Tablet-Computer wurden programmiert.

    Öffnungszeitung „Die Welt der Kelten“:
    Dienstag, Mittwoch und Freitag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr
    Donnerstag 10 bis 21 Uhr

    Kontakt:
    Prof. Dr. Bernd Eberhardt
    Studiengang Audiovisuelle Medien
    Telefon: 0711 8923 2829
    E-Mail: eberhardt@hdm-stuttgart.de


    Weitere Informationen:

    http://www.hdm-stuttgart.de/am - der Studiengang Audiovisuelle Medien
    http://www.kelten-stuttgart.de - die Ausstellung
    http://www.recom.de - der Partner


    Bilder

    In einem speziellen Aufnahmeverfahren digitalisiert: das Keltenschwert aus einem Grab bei Giengen a.d. Brenz
    In einem speziellen Aufnahmeverfahren digitalisiert: das Keltenschwert aus einem Grab bei Giengen a. ...
    Foto: HdM Stuttgart
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    Details sind zu entdecken bei einem 2000 Jahre alten, 5 mal 3 Zentimeter großen Textil
    Details sind zu entdecken bei einem 2000 Jahre alten, 5 mal 3 Zentimeter großen Textil
    Foto: HdM Stuttgart
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Geschichte / Archäologie, Kunst / Design, Medien- und Kommunikationswissenschaften
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

    In einem speziellen Aufnahmeverfahren digitalisiert: das Keltenschwert aus einem Grab bei Giengen a.d. Brenz


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    Details sind zu entdecken bei einem 2000 Jahre alten, 5 mal 3 Zentimeter großen Textil


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