Ungleichbehandlung aufgrund der Hautfarbe gehört für viele Menschen noch immer zum Alltag. Darauf weist eine aktuelle Studie hin, die das Bonner Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) jetzt veröffentlicht hat. Ein umfangreicher Feldversuch in der australischen Metropole Brisbane hatte ergeben, dass Busfahrer weiße Fahrgäste doppelt so häufig ohne gültiges Ticket an Bord ließen wie Passagiere mit dunkler Hautfarbe.
Für die Untersuchung werteten die Ökonomen Redzo Mujcic und Paul Frijters von der Universität Queensland mehr als 1.500 Beobachtungen von Testpersonen unterschiedlicher ethnischer Herkunft aus. Mit einem abgelaufenen Fahrausweis bestiegen die vergleichbar gekleideten Tester an zufällig ausgewählten Haltestellen einen Linienbus und baten den Busfahrer, kostenlos einige Stationen mitfahren zu dürfen. In etwa zwei Drittel der Fälle hatten sie Erfolg – je nach ethnischer Gruppe jedoch in sehr unterschiedlichem Maße: Weiße und Asiaten wurden in über 72 Prozent der Fälle mitgenommen, Schwarze nur zu 36 Prozent. Personen indischer Abstammung lagen mit 51 Prozent im Mittelfeld.
Waren die dunkelhäutigen Testpersonen mit Anzug und Aktentasche ausgestattet, hatten sie die gleiche Erfolgsquote wie Weiße mit legerer Kleidung. Neben Statusmerkmalen kam auch der Patriotismus-Faktor zum Tragen: In Armee-Uniform erhöhten sich die Chancen bei Schwarzen auf 77 Prozent, bei Weißen sogar auf 97 Prozent. Bei Regen oder Dunkelheit und bei geringem Fahrgastaufkommen drückten die Busfahrer häufiger ein Auge zu. Auch gegenüber Angehörigen der eigenen ethnischen Gruppe zeigten sie sich im Durchschnitt kulanter. Allerdings blieb es in jedem Versuchsszenario bei einer klaren Benachteiligung von Fahrgästen mit dunkler Hautfarbe.
Offen zugeben wollte das hingegen kaum jemand: In einer später durchgeführten Umfrage mit Fotos der Testpersonen machten die befragten Busfahrer keinen Unterschied zwischen den ethnischen Gruppen. Rund 86 Prozent gaben an, sie würden den schwarzen Fahrgast mitnehmen – in der Realität waren es weniger als halb so viele. Als Grund für eine Ablehnung wurde meist auf die betrieblichen Vorschriften verwiesen. Das Aussehen oder die Vertrauenswürdigkeit der Fahrgäste spielte nach Aussage der Busfahrer keine Rolle.
Inspiriert war das Forschungsprojekt von der US-Bürgerrechtlerin Rosa Parks, die 1955 mit dem berühmten "Montgomery Bus Boycott" das Ende der Rassentrennung in den USA einleitete.
Die englischsprachige Studie mit dem Titel "Still Not Allowed on the Bus: It Matters If You're Black or White!" ist über den IZA Newsroom online abrufbar:
http://newsroom.iza.org
Merkmale dieser Pressemitteilung:
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Gesellschaft, Politik, Psychologie, Verkehr / Transport, Wirtschaft
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Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
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