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10.05.2013 09:37

Die Pest zur Zeit Kaiser Justinians

Dr. Eva-Maria Natzer Öffentlichkeitsarbeit
Staatliche Naturwissenschaftliche Sammlungen Bayerns

    Internationales Forscherteam beendet Debatte um Seuche im 6. Jahrhundert - 1500 Jahre alte Skelette aus Aschheim tragen die genetische Information des Pesterregers -

    In einer aktuellen Studie gelang es einem Forscherteam aus München, Mainz und Arizona erstmals zweifelsfrei Pest-DNA aus Skeletten des sechsten Jahrhunderts zu isolieren und zu typisieren. Damit ist der Beweis erbracht, dass an der sogenannten Pest des Justinian ebenfalls der Pesterreger Y. pestis beteiligt war. Dies war in den letzten Jahren wiederholt bezweifelt worden. Weiterhin konnte die Herkunft des Erregers aus Asien wahrscheinlich gemacht werden.

    Schon im sechsten Jahrhundert, - also Jahrhunderte vor dem bekannten Schwarzen Tod des 14ten Jahrhunderts, waren tausende von Menschen in Europa einer verheerenden Krankheit, der sogenannten Pest des Justinian, zum Opfer gefallen. In historischen Quellen wird von einer Seuche gesprochen, deren Beschreibung zu dem Verdacht führte, es hätte sich auch damals schon um eine erste Pandemie der Beulenpest gehandelt. In den letzen Jahrzehnten kamen jedoch Zweifel auf, ob es sich bei der historischen Krankheit tatsächlich um die Pest gehandelt hat. Zwischenzeitlich hielt man dies sogar für unmöglich und ging davon aus, dass ein anderer Erreger die Seuche verursacht hat. Das Wissenschaftler-Team der jetzt vorgestellten Studie konnte diese Frage nun endgültig klären:
    Ein Team von Forschern aus München, Mainz und Arizona konnte anhand von DNA-Untersuchungen beweisen, dass bei der Pest des Justinian das Pest-Bakterium Yersinia pestis, tatsächlich beteiligt war. Dies geht aus den Ergebnissen hervor, die das Team letzte Woche im Wissenschaftsjournal PLoS Pathogens veröffentlicht hat. Den Naturwissenschaftlern gelang der unumstößliche Nachweis der Pest-DNA an menschlichen Überresten des sechsten Jahrhunderts in zwei verschiedenen Laboren.
    Das Team hat DNA-Reste aus den Zähnen von Skeletten untersucht, die bei einer archäologischen Ausgrabung des frühmittelalterlichen Gräberfeldes Aschheim-Bajuwarenring (Aschheim, Landkreis München, Bayern) in den Jahren 1997 und 1998 gehoben worden waren. Dank günstiger Bedingungen blieb über grob 1400 Jahre die Erbinformation des Pestbakteriums in ihnen erhalten. „Allerdings wurde die DNA des Erregers nur in kleinsten Mengen und in Bruchstücken in den Knochen und Zähnen konserviert“, sagt Dr. Michaela Harbeck. Sie ist Konservatorin an der Staatssammlung für Anthropologie und Paläoanatomie München (SAPM) und eine der Autorinnen der Studie. Zusammen mit der Doktorandin Lisa Seifert hat sie in einer Kooperation mit Wissenschaftlern der Ludwig-Maximilians-Universität, des Mikrobiologischen Instituts der Bundeswehr (IMB), der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz und des Zentrums für Mikrobielle Genetik und Genomik in Arizona zusammengearbeitet.
    „Wir haben zunächst einen Genabschnitt untersucht, der nur in Yersinia pestis vorkommt“, erklärt Dr. Holger Scholz vom IMB. Bei einem Erfolg analysierten die Forscher in weiteren DNA-Abschnitten sogenannte Einzel-Nukleotid-Polymorphismen (SNP). „SNPs sind einzelne Basen, in denen sich der Pesterreger von anderen Pathogenen unterscheidet“, fügt seine Kollegin Dr. Julia Riehm hinzu. Damit war es nun erstmals möglich die Position des Erregers der Justinianischen Pest im Stammbaum von Yersinia pestis zu bestimmen und gleichzeitig eine Herkunft dieses historischen Bakteriums aus Asien wahrscheinlich zu machen.
    Schlussendlich ist der genetische Nachweis der Pest im frühmittelalterlichen Bayern auch der einzige Hinweis, dass die damals dort lebenden Menschen unter dieser Seuche litten – historische Quellen der entsprechenden Zeit fehlen für diese Region.

    Publikation: Harbeck M, Seifert L, Hänsch S, Wagner DM, Birdsell D, et al. (2013) Yersinia pestis DNA from Skeletal Remains from the 6th Century AD Reveals Insights into Justinianic Plague. PLoS Pathog 9(5): e1003349. doi:10.1371/journal.ppat.1003349

    Kontakt:
    Dr. Michaela Harbeck
    Dipl.-Biol. Lisa Seifert
    Staatssammlung für Anthropologie und Paläoanatomie
    Karolinenplatz 2a
    80333 München
    M.Harbeck@lrz.uni-muenchen.de
    l.seifert@lrz.uni-muenchen.de
    Lisa Seifert: 01719764963

    Dr. Holger C. Scholz
    Mikrobiologisches Institut der Bundeswehr
    Neuherbergstrasse 11
    80937 München
    holger1scholz@bundeswehr.org
    +49-8931682805

    Weitere Informationen erhältlich unter: http://www.sapm.mwn.de


    Weitere Informationen:

    http://www.sapm.mwn.de


    Bilder

    Untersuchte Skelette aus dem Gräberfeld Aschheim-Bajuwarenring. In dem abgebildeten Grab sind die Überreste von zwei Frauen (die sich an den Händen halten) und eines Kindes gemeinsam bestattet worden. Bei einer der Frauen (links in Aufsicht bzw. grün gekennzeichnet) konnte der Pesterreger nachgewiesen werden.
    Untersuchte Skelette aus dem Gräberfeld Aschheim-Bajuwarenring. In dem abgebildeten Grab sind die Üb ...
    Foto: H.P. Volpert, Freigabe erfolgte durch: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege
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    Das Arbeiten mit DNA aus historischem Skelettmaterial erfordert besondere Maßnahmen um Kontaminationen zu vermeiden, unter anderem das Tragen eines Reinstraumanzugs.
    Das Arbeiten mit DNA aus historischem Skelettmaterial erfordert besondere Maßnahmen um Kontamination ...
    Foto: SAPM
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    Anhang
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    Biologie, Geschichte / Archäologie, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Untersuchte Skelette aus dem Gräberfeld Aschheim-Bajuwarenring. In dem abgebildeten Grab sind die Überreste von zwei Frauen (die sich an den Händen halten) und eines Kindes gemeinsam bestattet worden. Bei einer der Frauen (links in Aufsicht bzw. grün gekennzeichnet) konnte der Pesterreger nachgewiesen werden.


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    Das Arbeiten mit DNA aus historischem Skelettmaterial erfordert besondere Maßnahmen um Kontaminationen zu vermeiden, unter anderem das Tragen eines Reinstraumanzugs.


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