Wenn Sie das nächste Mal auf der Bühne stehen und keine Standing Ovations ernten– seien Sie nicht betrübt! Eine neue Studie internationaler Wissenschaftler, darunter Prof. Dr. Jens Krause, Verhaltensökologe am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), konnte zeigen: Klatschen ist ansteckend und es hängt manchmal mehr von den Menschen vor der Bühne, als von den Protagonisten auf der Bühne ab, wie stark der Applaus ausfällt.
Die im „Journal of the Royal Society“ veröffentlichte Studie über soziale Identität und Gruppenpsychologie zeigt, wie und warum Individuen ihr Verhalten in Reaktion auf andere verändern. In einer Gruppe kann ein neues Verhalten erst bei einigen Individuen auftreten, bevor es auf andere überschwappt. Es gibt eine Reihe von mathematischen Modellen die versuchen, dieses Phänomen der „sozialen Ansteckung“ zu beschreiben. Diese konnten aber bisher nicht in empirischen Studien – also durch Beobachtungen belegt werden. „Wir verwendeten die „Bayesian Model Selection“, ein mathematisches Verfahren, um zwischen verschiedenen Hypothesen zu unterscheiden, wie ein simples soziales Verhalten – nämlich das Klatschen nach einer wissenschaftlichen Präsentation – variieren kann“, so Krause. In dem Experiment wurden Studenten als Zuschauer einer Präsentation per Videoaufzeichnung beobachtet.
Die Wahrscheinlichkeit der Individuen, mit Klatschen zu beginnen, stieg in Abhängigkeit von der Zahl der anderen Zuschauer, die schon sozial angesteckt waren. Das Abflauen des Applauses ist ebenfalls sozial vermittelt, aber zu einem geringeren Grad. Kontrolliert wird es nämlich von dem Widerstreben jedes Einzelnen, zu lange zu klatschen. Die Forscher fanden auch heraus: Es sind immer die Gleichen, die anfangen, oder später starten. Die Reihenfolge, mit der die Individuen beginnen, ist also konsistent.
„Das soziale Ansteckungs-Modell welches wir auf Grundlage unserer Analysen entwickelt haben, sagt voraus, dass die Zeit, welche ein Publikum Applaus spendet, unabhängig von der Qualität der Präsentation deutlich variieren kann. Wir konnten in der Studie auch zeigen, dass die soziale Ansteckung eher über die Gesamtheit – in diesem Fall über das Verhalten der Masse im Raum – getrieben wird, also über das Verhalten der Menschen, die direkt neben einem sitzen“, fasst Krause die Ergebnisse zusammen. Diese Erkenntnis lässt sich möglicherweise auch auf andere Bereiche übertragen. Das Äquivalent bei Facebook oder Twitter wäre beispielsweise, ob Menschen einem Trend eher folgen, wenn viele Menschen im WWW darauf anspringen, oder ob die engen Freunde dafür ausschlaggebend sind.
Publikation: Mann RP, Faria J, Sumpter DJT, Krause J. 2013
The dynamics of audience applause.
J R Soc Interface 10: 20130466.
Kontakt:
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Wissenschaftler
Prof. Dr. Jens Krause
(030)64181610
j.krause@igb-berlin.de
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Nadja Neumann
(030)64181631
Nadja.neumann@igb-berlin.de
http://dx.doi.org/10.1098/rsif.2013.0466 - Originalveröffentlichung
http://www.igb-berlin.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, jedermann
Biologie, Psychologie
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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