Die Steuerpläne der Grünen würden insbesondere die eigenen Wähler stärker belasten, während die FDP ihre Stammwähler überdurchschnittlich entlastet. Das ist das Ergebnis einer heute veröffentlichten Studie des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA), die die Steuerreform-Pläne der Parteien zur Bundestagswahl untersucht. Die IZA-Forscher vergleichen die steuerlichen Auswirkungen für unterschiedliche Einkommensgruppen mit den Parteipräferenzen der jeweiligen Gruppen.
Die Oppositionsparteien wollen höhere Einkommen vor allem durch eine Anhebung des Spitzensteuersatzes stärker belasten. Auf diese Weise würden die Grünen, deren Anhänger überdurchschnittlich gut verdienen, weite Teile der eigenen Wählerschaft zur Kasse bitten. Zugleich würden auch die FDP-Wähler durch die Reformen der Oppositionsparteien relativ stark belastet. "Die Wähler von Grünen und FDP sind sich beim Einkommensniveau, aber auch von Bildungsstand und Alter her sehr ähnlich", sagt IZA-Forscher Andreas Peichl. Allerdings unterscheiden sie sich deutlich, was die Identifikation mit der eigenen Partei angeht. Während sich 57 Prozent der Grünen-Wähler nach eigenen Angaben "ziemlich oder sehr stark" mit den Werten der Partei identifizieren, gilt dies bei der FDP nur für rund 40 Prozent. Darin sieht Peichl eine mögliche Erklärung: "Offenbar sind Grünen-Wählern Mehrbelastungen eher zuzumuten, ohne dass dies ihre Wahlentscheidung beeinflusst." Denkbar sei auch, dass ökonomische Aspekte wie der persönliche Wohlstand bei der Wahlentscheidung typischer Grünen-Wähler eine untergeordnete Rolle spielen, während die FDP die Einkommenswirkung von Steuerplänen auf ihre Wählerklientel stärker im Blick haben muss. Die Ähnlichkeit der grünen und liberalen Wählerschaft führt wiederum ausgerechnet dazu, dass von Entlastungen durch die FDP – insbesondere von der Abschaffung des Solidaritätszuschlags – auch die Grünen-Wähler überdurchschnittlich profitieren würden.
Darüber hinaus untermauert die Studie, dass die Oppositionsparteien mit ihren Vorschlägen für höhere Steuern und Abgaben bei gleichzeitiger Ausweitung von Sozialleistungen eindeutig auf eine Wählerklientel im linken Spektrum abzielen. Von sämtlichen Oppositionsprogrammen würde vor allem der typische Linkspartei-Wähler oder Nichtwähler profitieren. Der durchschnittliche Sympathisant aller anderen Parteien würde unter dem Strich stärker belastet. Die ausgeprägte Mehrbelastung hoher Einkommen durch die Oppositionsprogramme führt – auf die Gesamtbevölkerung bezogen – zu einer Einkommensminderung, die beim Programm der Linkspartei am größten ausfällt.
Download der Studie:
Andreas Peichl, Nico Pestel, Sebastian Siegloch, Eric Sommer
"Bundestagswahlkampf 2013: Klientelpolitik durch Steuerreform?"
IZA Standpunkte Nr. 59
http://ftp.iza.org/sp59.pdf
Pressekontakt:
Mark Fallak, IZA
Tel. (0228) 3894-223
E-Mail: fallak@iza.org
Merkmale dieser Pressemitteilung:
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