idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
27.02.2014 09:41

Welche Therapie der Legasthenie hilft, welche nicht?

Philipp Kressirer Kommunikation und Medien
Klinikum der Universität München

    Legasthenie ist mit 5-7% eine der häufigsten Lernstörungen, an der nicht nur Kinder und Jugendliche sondern auch Erwachsene leiden. Oft wird die Legasthenie erst spät erkannt, die Kinder und ihre Familien sind meist auf sich allein gestellt, da sich niemand für die außerschulische Förderung zuständig fühlt. „Bis zu 40% der Kinder mit einer Legasthenie haben psychische Probleme, oft als Folgen der Diskriminierung durch Aussagen wie: „Du bist zu dumm und zu faul! Du musst dich halt nur mehr anstrengen! Für das Gymnasium bist du nicht geeignet!“, sagt Gerd Schulte-Körne, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Ludwig-Maximilians-Universität München. Eine frühe Förderung und Therapie unter Berücksichtigung der individuellen Voraussetzungen eines Kindes sind daher dringend notwendig. Diese finden in den Schulen aufgrund fehlender Ressourcen und mangelnder Ausbildung der Lehrkräfte nur unzureichend statt. Bei einer ausgeprägten Legasthenie reicht die schulische Förderung nicht aus.

    Es gibt über zwanzig verschiedene methodische Ansätze, Kinder mit einer Legasthenie zu fördern. Jedoch wurde bisher nicht untersucht, welche Behandlung wirksam und zu empfehlen ist. Die Forschungsgruppe um Prof. Schulte-Körne hat alle verfügbaren Förder-Studien, welche die Wirksamkeit mittels eines randomisiert-kontrollierten Studiendesign untersucht haben, ausgewertet. „Nur sehr wenige Methoden helfen den Kindern, vor allem sehr basale Prozesse der Laut-Buchstaben-Zuordnung und umgekehrt müssen systematisch geübt werden“, berichtet Katharina Galuschka, die die Metaanalyse durchgeführt hat. Diese Methode sollte durch das Training der Wortleseflüssigkeit basierend auf einer Silbendurchgliederung begleitet werden. Eine längere Förderung ist wirksamer als eine Kurzzeitintervention. Viele populäre Methoden, die an der Veränderung der Augenbewegungen und Verbesserung des Hörens ansetzen, sind nicht wirksam.
    Eine Behandlung mit leistungssteigernden Medikamenten oder die Nutzung farbiger Brillengläser (Irlen Linsen) konnten die Leseleistungen ebenfalls nicht steigern.

    Diese erste publizierte Metaanalyse dieser Art ist die Grundlage für die dringend notwendigen Behandlungs- und Förderempfehlungen. Die Studie ist in der aktuellen Ausgabe von PlosOne veröffentlicht worden. In Deutschland wird in Kürze eine S3-Behandlungsleitlinie erscheinen, die von der Münchener Forschungsgruppe koordiniert wird.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Gerd Schulte-Körne
    Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie,
    Psychosomatik und Psychotherapie der
    Universität München
    Nußbaumstr. 5a
    80997 München

    Tel. +49 (0)89 51605900
    Fax. +49 (0)89 51605902

    Klinikum der Universität München
    Im Klinikum der Universität München (LMU) werden jährlich an den Standorten Großha-dern und Innenstadt rund 500.000 Patienten ambulant, teilstationär und stationär behandelt worden. Den 45 Fachkliniken, Instituten und Abteilungen sowie den 45 interdisziplinären Zentren etwas mehr als 2.000 Betten zur Verfügung. Von insgesamt über 10.000 Be-schäftigten sind rund 1.800 Mediziner und 3.400 Pflegekräfte. Das Klinikum der Universität München ist seit 2006 Anstalt des öffentlichen Rechts.
    Gemeinsam mit der Medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität ist das Klinikum der Universität München an fünf Sonderforschungsbereichen der DFG (SFB 455, 571, 596, 684, 914), an drei Transregios (TR 05, 127, 128), zwei Forschergruppen (FOR 535, 809) sowie an zwei Graduiertenkollegs (GK 1091, 1202) beteiligt. Hinzu kommen die vier Exzellenzcluster „Center for Integrated Protein Sciences“ (CIPSM), „Munich Center of Advanced Photonics“ (MAP), „Nanosystems Initiative Munich“ (NIM) und „Munich Cluster for Systems Neurology“ (SyNergy) sowie die Graduiertenschulen „Graduate School of Sys-temic Neurosciences“ (GSN-LMU) und „Graduate School of Quantitative Biosciences Mu-nich (QBM)“.


    Weitere Informationen:

    http://www.klinikum.uni-muenchen.de


    Bilder

    Anhang
    attachment icon Publikation in Plos One

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Wissenschaftler
    Medizin, Pädagogik / Bildung
    überregional
    Forschungsergebnisse, Schule und Wissenschaft
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).