Russische Investoren spielen für den Wirtschaftsstandort Deutschland eine immer wichtigere Rolle. Zu diesem Ergebnis kommen Experten des Leibniz-Instituts für Länderkunde, der Universität Marburg und der PCG ProjectConsult GmbH im Rahmen eines von der Hans-Böckler-Stiftung finanzierten Forschungsprojekts. Sie warnen vor negativen Beschäftigungseffekten, sollte es im Gefolge der Krimkrise zu einer Verschärfung der Sanktionen kommen.
Nach aktuellen Analysen im Rahmen des Forschungsprojekts „BRCINVEST“ haben sich die Direktinvestitionen russischer Unternehmen in Deutschland im Zeitraum 2000 bis 2010 von 567 Millionen Euro auf rund 2,9 Millionen Euro verfünffacht. Auch die Zahl der Unternehmen mit mindestens einem russischen Gesellschafter ist deutlich gestiegen, auf 2500 im Jahr 2013. Mehr als 90 Prozent der Investitionen sind Kapitalbeteiligungen in Russland lebender Privatpersonen. In weniger als einem Zehntel der Unternehmen handelt es sich bei den Gesellschaftern um Institutionen wie beispielsweise Industrieunternehmen, Banken und Versicherungen oder auch staatliche Einrichtungen.
Nach den Analysen der Wissenschaftler wird russisches Geld insbesondere im Dienstleistungssektor investiert. Von zentraler Bedeutung sei zudem die Versorgung des deutschen Marktes mit Roh- und Baustoffen und die damit verbundene Logistik. Russische Firmen engagieren sich nach den Erkenntnissen der Experten aber auch in den Bereichen Unternehmensberatung, Management sowie verstärkt in zukunftsorientierten Branchen wie den Informations- und Kommunikationstechnologien, der Elektronik und Nanotechnologie.
Das wachsende Engagement russischer Unternehmen in Deutschland führen die Wissenschaftler zum einen auf deren überdurchschnittliches Wachstum und die damit steigende Kapitalverfügbarkeit zurück. Maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung des Investitionsbestandes haben nach ihrer Einschätzung aber auch die langjährigen Beziehungen zu Deutschland und eine veränderte Wahrnehmung von Seiten russischer Kapitalanleger: „Deutschland wird ein zukunftsfähiges Investitionsklima zugeschrieben, geprägt von Technologie, Qualität und Know-how“, sagt Dr. Sebastian Henn, Projektleiter am Leibniz-Institut für Länderkunde. Angesichts der zunehmenden Internationalisierung der Weltwirtschaft, verbunden mit wachsendem Konkurrenzdruck, resultierten gerade aus diesen Eigenschaften vielversprechende Impulse für die russische Wirtschaft.
Inwiefern die bundesweit rund 14 000 Arbeitsplätze in Firmen mit russischen Kapitalgebern von den Auswirkungen der Krimkrise betroffen sind, hängt nach Einschätzung der Experten vom Ausmaß der Sanktionen gegen die Russische Föderation und den weiteren politischen Entwicklungen ab. „Exportbeschränkungen könnten diese Unternehmen unter Umständen empfindlich treffen und langfristig mit negativen Beschäftigungseffekten verbunden sein“, so Henn. Ob Länder außerhalb der EU künftig wichtigere Ziele russischer Investoren sein werden, entscheiden möglicherweise bereits die kommenden Wochen.
Weitere Informationen:
Dr. Sebastian Henn
Tel.: (0341) 600 55-105
S_Henn@ifl-leipzig.de
Sophie Golinski
Tel. (0341) 600-55-170
S_Golinski@ifl-leipzig.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Geowissenschaften, Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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