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26.03.2014 14:25

Opfer schützen – Sexuellen Kindesmissbrauch verhindern

Medizin - Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

    Sexueller Kindesmissbrauch ist nicht selten: Rund neun Prozent aller Mädchen und drei Prozent aller Jungen werden Opfer einer solchen Straftat. Rund ein Prozent aller Männer fühlen sich zu Kindern hingezogen. Um denjenigen therapeutisch helfen zu können, die befürchten, ihre sexuellen Fantasien nicht kontrollieren zu können, wurde im Jahr 2005 in Berlin das Therapieprojekt „Kein Täter werden“ gegründet, dem mittlerweile sieben weitere Ambulanzen in Deutschland angehören. Tausende Hilfesuchende haben sich bereits an das Netzwerk gewandt.

    Therapien für Verursacher sexueller Übergriffe auf Kinder gab es lange Zeit nur für justizbekannte Straftäter. Erst im Jahr 2005 rief das Institut für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin der Charité – Universitätsmedizin Berlin das Projekt „Kein Täter werden“ ins Leben. Es wendet sich gezielt an Menschen mit auf Kinder gerichteten sexuellen Fantasien. Viele sexuelle Übergriffe auf Kinder werden von Menschen verübt, die eigentlich auf erwachsene Sexualpartner ausgerichtet sind. Vielen Pädophilen – also Menschen, die eine sexuelle Ansprechbarkeit für das kindliche Körperschema aufweisen – gelingt es, ihre sexuelle Neigung lebenslang nur in der Phantasie auszuleben. Dennoch ist Pädophilie eine der wichtigsten Ursachen für sexuellen Kindesmissbrauch und den Konsum von Missbrauchsabbildungen.

    „Pädophilie ist nicht heilbar. Die sexuelle Präferenz für das kindliche Körperschema wird den meisten Betroffenen in der Pubertät deutlich und nach aktuellem sexualwissenschaftlichen Kenntnisstand ist von einer weitgehend lebenslangen Stabilität dieser sexuellen Neigung auszugehen. Unsere klinischen Erfahrungen bestätigen das auch," sagt Professor Dr. med. Dr. phil. Klaus Beier, der Leiter des Projekts und des Instituts für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin der Charité in Berlin. "Die Neigung lässt sich also nicht wegtherapieren, aber sie ist behandelbar,“ so Professor Beier.
    Durch eine Therapie könnten Pädophile lernen, ihr Verhalten zu kontrollieren und Strategien zum Vermeiden von Übergriffen zu befolgen. „Die Botschaft lautet: Du bist nicht schuld an deiner sexuellen Neigung, aber du bist verantwortlich für dein Verhalten. Es gibt Hilfe. Werde kein Täter!“, so Professor Beier. „Die grundlegende Annahme ist, dass unsere Therapien als primärpräventive Maßnahmen direkten Opferschutz darstellen.“ Dies habe bestätigt werden können. Missbrauchsbegünstigende Einstellungen und Verhaltensweisen könnten durch die Therapie – zum Teil mit medikamentöser Unterstützung – erheblich gesenkt und dadurch sexuelle Übergriffe verhindert werden.

    Die Therapie findet wöchentlich in Gruppen und bei Bedarf auch in Einzelgesprächen oder mit Angehörigen statt. Außer in Berlin gibt es inzwischen auch in Kiel, Regensburg, Leipzig, Hannover, Hamburg, Stralsund und Gießen entsprechende Ambulanzen. Bis zum Ende des vergangenen Jahres haben sich dort mehr als 3200 Hilfesuchende gemeldet. Weitere Anlaufstellen sind geplant. „Ziel ist es, den Empfehlungen des „Runden Tischs Sexueller Kindesmissbrauch“ der Bundesregierung zu folgen und das Netzwerk bundesweit zur Prävention sexueller Traumatisierungen von Kindern und Jugendlichen zu etablieren“, sagt Beier. Wie es der Psychosomatischen Medizin und Sexualmedizin gelingen kann, potentielle Opfer sexuellen Missbrauchs zu schützen, diskutieren Experten bei der Pressekonferenz anlässlich des Psychosomatik-Kongresses am 27. März 2014 vom 12.45 Uhr bis 13.45 Uhr in Berlin-Dahlem.

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    Pressekonferenz anlässlich des
    Deutschen Kongresses für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
    „Moderne Zeiten – Antworten der Psychosomatik und Psychotherapie“
    Termin: Donnerstag, 27. März 2014, 12.45 Uhr bis 13.45 Uhr
    Ort: Senatssaal des Henry-Ford-Baus der Freien Universität Berlin
    Anschrift: Garystraße 35, 14195 Berlin-Dahlem

    Vorläufige Themen und Referenten:

    *Unter- und Fehlversorgung von psychischen Leiden trotz vielfältiger Versorgungsstrukturen: Behandeln wir in Deutschland die Falschen?
    Universitäts-Professor Dr. med. Johannes Kruse
    Kongresspräsident, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM) und Ärztlicher Direktor der Kliniken für Psychosomatik und Psychotherapie, Universitätskliniken Gießen und Marburg

    *Verantwortungsvoller Umgang mit Pädophilie: Das Netzwerk „Kein Täter werden“ hilft
    Professor Dr. med. Dr. phil. Klaus M. Beier
    Direktor, Facharzt für Psychotherapeutische Medizin, Psychoanalytiker
    Charité - Universitätsmedizin Berlin

    *Wo bleibt das Soziale? Untersuchungen zeigen die sozialen Ursachen von Krankheiten
    Professor Dr. Elmar Brähler
    Emeritierter Leiter der Selbständigen Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie am Leipziger Uniklinikum

    *Macht Arbeit psychisch und körperlich krank? Wie lassen sich erste Anzeichen bei Mitarbeitern früh erkennen und wirksam behandeln?
    Professor Dr. med. Harald Gündel
    DGPM-Mediensprecher, Ärztlicher Direktor der Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in Ulm

    *Psychotherapie hilft depressiven Herzpatienten: Erste Ergebnisse einer umfassenden Studie
    Prof. Dr. Christoph Herrmann-Lingen
    Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Göttingen

    *Wege aus der Magersucht: Neue Studie zur Behandlung dieser komplexen, hartnäckigen Essstörung
    Professor Dr. med. Stephan Zipfel
    Vorsitzender des Deutschen Kollegiums für Psychosomatische Medizin (DKPM); Ärztlicher Direktor der Abteilung Innere Medizin VI (Psychosomatische Medizin und Psychotherapie), Universitätsklinikum Tübingen

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    Kontakt für Journalisten:
    Pressestelle Deutscher Kongress für
    Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
    Janina Wetzstein/Julia Hommrich
    Postfach 30 11 20
    70451 Stuttgart
    Telefon: 0711 8931-457
    Telefax: 0711 8931-167
    wetzstein@medizinkommunikation.org


    Weitere Informationen:

    http://www.deutscher-psychosomatik-kongress.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin, Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Pressetermine
    Deutsch


     

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