idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
08.04.2014 12:13

Ärzte zwischen Patientenwohl und Kostendruck: DGIM-Studie zeigt Konfliktpotenzial im Krankenhaus

Anna Julia Voormann Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V.

    Wiesbaden – Wachsender Kostendruck und anspruchsvolle Zielvorgaben an einen wirtschaftlichen Klinikbetrieb beeinträchtigen leitende Ärzte in der Ausübung des Arztberufs. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie „Ärzte-Manager 2013“ der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM). Ärzte fühlten sich mit den strikten Sparvorgaben der kaufmännischen Geschäftsleitungen alleine gelassen, so die DGIM. Zudem fürchten sie, dass harte Umsatzziele im Krankenhaus sich negativ auf das Arzt-Patientenverhältnis auswirken.

    Das Gesundheitswesen ist zunehmend von betriebswirtschaftlichen Denkmustern und Management-Paradigmen durchdrungen. Die Last, in der Klinik „schwarze Zahlen“ zu schreiben, ruht zunehmend auf den Schultern der Ärzte, meint Professor Dr. med. Dr. h. c. Ulrich R. Fölsch, Generalsekretär der DGIM aus Kiel: „Das verschiebt das ärztliche Berufsbild, da Ärzte immer stärker mit Themen konfrontiert sind, die bisher nicht zu ihren Kernaufgaben gehörten.“ Die DGIM hat deshalb im Jahr 2013 das Spannungsfeld von Medizin und Klinikmanagement aus Sicht Ärztlicher Führungskräfte internistischer Fachabteilungen (ÄFK) untersucht. „Ein in dieser Art bisher einmaliges Vorhaben, das vieles mit empirischen Daten untermauert, was bisher nur Mutmaßungen waren“, sagt Thomas Kapitza, Sachverständiger im Bereich Gesundheitswesen aus München, mit dem die DGIM das Projekt durchgeführt hat.

    Die DGIM befragte im September 2013 unter ihren Mitgliedern 3435 ärztliche Führungskräfte der ersten und zweiten Führungsebene – Ordinarien, Chefärzte und Oberärzte. Bei einer Teilnehmerquote von 18,3 Prozent zeigen die Ergebnisse, dass fast 75 Prozent aller ÄFK ehrgeizige betriebswirtschaftliche Leistungsvorgaben von ihrer kaufmännischen Geschäftsleitung bekommen. „Diese sind jedoch immer schwieriger zu erreichen, weil unter anderem die Schere zwischen Kosten und Erlösen sich zunehmend spreizt“, kommentiert Professor Fölsch. Bei 38 Prozent der ärztlichen Führungskräfte steht im Arbeitsvertrag zudem eine Erfolgsbeteiligung. Rund drei Viertel der Befragten bestätigen auch, dass ihnen im Beruf betriebswirtschaftliche Steuerung abverlangt wird. „Geeignete Instrumente dafür scheinen jedoch häufig im Klinikalltag zu fehlen“, sagt Thomas Kapitza. Zudem fühlten sich über 60 Prozent unzureichend an Entscheidungen der kaufmännischen Geschäftsleitung beteiligt.

    Eine sehr problematische Entwicklung liege darin, dass die ärztliche Verpflichtung zum Patientenwohl mit den von Kaufleuten vorgegebenen Zahlen immer weniger in Deckung zu bringen sei, so Fölsch: „Durch die Abrechnungspauschalen drohen Patienten zu mehr oder weniger „lukrativen Fällen“ zu werden“. Es entwickle sich eine Kultur, die Pflege und Medizin nur als veräußerbares Produkt und Handelsware versteht. Dementsprechend fürchten auch fast 90 Prozent der Befragten, dass die Ökonomisierung des Gesundheitswesens negative Auswirkungen auf das Arzt-Patientenverhältnis habe. Dies gelte auch für die Erfolgsbeteiligungen, die 65 Prozent der ÄFK dementsprechend nicht wünschten.

    Auf Basis dieser Daten möchte sich die DGIM in die weitere Ausgestaltung des Gesundheitswesens einbringen: „Die kaufmännische Seite muss die Pflicht haben, die Ärzte effizient in Entscheidungsprozesse einzubeziehen“, betont Fölsch. Fast die Hälfte der in der Studie Befragten meint auch, dass zwischen den beiden Bereichen keine partnerschaftliche Zusammenarbeit existiert. Und nicht zuletzt müsse Medizin vollumfänglich bezahlt werden, so der Internist: „Die Einnahmen müssen die Ausgaben decken, das ist aus meiner Sicht die einzige Lösung, um langfristig ein von Vertrauen geprägtes Verhältnis zum Patienten gewährleisten zu können.“ Auf dem 120. Internistenkongress in Wiesbaden stellen die beiden Autoren die Studie vor.

    DGIM-Studie „Ärzte – Manager 2013“ Konfliktpotenzial im Krankenhaus: Die Zusammenarbeit zwischen ärztlicher und kaufmännisch-wirtschaftlicher Leitung: U.R. Fölsch, E. Märker-Hermann, P.M. Schumm-Draeger, N. Frey, J. Müller-Quernheim, E. Stüber, M.Weber, M. Broglie, T. Kapitza. Dtsch Med Wochenschr 02014;1390: 1–10, DOI 10.1055/s-0034-1369904.

    Terminhinweise:

    120. Internistenkongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM)
    Termin: 26. bis 29. April 2014
    Ort: Rhein-Main-Hallen Wiesbaden

    Mittags-Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM)
    Termin: Dienstag, 29. April 2014, 10.30 bis 11.30 Uhr
    Ort: Rhein-Main-Hallen Wiesbaden, Saal 12 D

    – Bei Veröffentlichung Beleg erbeten. –

    **************************************************************

    Mittags-Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM)
    Termin: Dienstag, 29. April 2014, 10.30 bis 11.30 Uhr
    Ort: Rhein-Main-Hallen Wiesbaden, Saal 12 D

    Vorläufige Themen und Referenten

    Resümee zum 120. Internistenkongress
    Professor Dr. med. Michael Peter Manns
    Vorsitzender der DGIM 2013/2014, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Medizinische Hochschule Hannover

    In Gesundheit altern – die Herausforderung unserer Zeit
    Professor Lenhard Rudolph
    Direktor des Leibniz-Instituts für Altersforschung, Fritz-Lipmann Institut e. V., Jena

    Training im Alter und „Doping“ für die Muskulatur
    Professor Dr. med. Uwe Tegtbur
    Direktor des Instituts für Sportmedizin, Medizinische Hochschule Hannover

    Ausblick auf den Internistenkongress 2015
    Professor Dr. med. Michael Hallek
    <2. stellvertretender Vorsitzender der DGIM/Vorsitzender DGIM 2014/2015,
    Direktor der Klinik I für Innere Medizin, Uniklinik Köln

    Konfliktpotenzial im Krankenhaus zwischen Ärzten und Managern – eine aktuelle Studie der DGIM
    Professor Ulrich R. Fölsch, Kiel
    Generalsekretär der DGIM, Kiel
    und
    Thomas Kapitza
    Sachverständigenbüro Kapitza, Germering

    ****************************************************************
    Pressekontakt für Rückfragen:
    Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM)
    Pressestelle
    Anna Julia Voormann/Janina Wetzstein
    Postfach 30 11 20
    70451 Stuttgart
    Tel.: 0711 8931-552
    Fax: 0711 8931-167
    voormann@medizinkommunikation.org


    Weitere Informationen:

    http://www.dgim2014.de
    http://www.dgim.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Politik
    überregional
    Pressetermine, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).