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08.04.2014 13:22

Die verheerende Wirkung historischer Bilder

Stephan Laudien Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Historiker der Universität Jena leitet Verbund zur Erforschung von Geschichtsaneignungen in der Mediengesellschaft

    Ist Bruno Ganz der bessere Hitler? Wird der Mime vielleicht anstelle des Diktators in den Schulbüchern der Zukunft abgebildet werden?

    Es sind provokante Fragen wie diese, mit denen sich Prof. Dr. Rainer Gries von der Universität Jena beschäftigt. Der Kommunikationswissenschaftler und Historiker leitet den neuen interdisziplinären Forschungsverbund „GAMe: Geschichtsaneignungen in der Mediengesellschaft“, bei dem die Universitäten Jena, Magdeburg, Leipzig und Wien miteinander kooperieren. Weitere Partner sind die Sigmund Freud Privat Universität Wien und der Fernsehsender 3sat sowie die Medienanstalt Sachsen-Anhalt.

    „Geschichte hat Konjunktur“, sagt Rainer Gries. Blockbuster wie der ZDF-Dreiteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“ ziehen Millionen Fernsehzuschauer in ihren Bann. Während die nackten Zahlen für den enormen Erfolg solcher Sendungen sprechen, ist jedoch kaum bekannt, wie deren Erzählungen und Bilder von den Konsumenten wahrgenommen und verarbeitet werden.

    „Die Medien formen in hohem Maße das Geschichtsbewusstsein des Publikums und damit auch das politische Bewusstsein unserer Gesellschaft“, konstatiert Gries. Die Kardinalfrage nach den Nutzern und ihrem Umgang mit den multimedialen Offerten des Historischen sei noch gänzlich unerforscht. Dieses wissenschaftliche Manko sei zugleich ein soziales und politisches Problem, dem der Forschungsverbund „GAMe“ mit interdisziplinären Methoden abhelfen möchte.

    Erste Vorstudien zeitigten erschreckende Ergebnisse, sagt der Jenaer Historiker. Histotainment-Filme können bei Zuschauern evozieren, dass sie Täter als Opfer und Opfer als Täter wahrnehmen. Besonders wirkmächtig seien dabei die Bilder in Filmen, aber auch das Nachspielen von historischen Ereignissen in Computerspielen: Bilder, so einst der Verhaltensforscher Werner Kroeber-Riel, seien eben „schnelle Schüsse ins Gehirn“. Inzwischen müsse man eher von einem medialen Dauerfeuer von Vergangenheiten sprechen, sagt Rainer Gries, der auch in Wien lehrt.

    Historische Inhalte und Bilder werden via Fernsehen, Internet oder die ebenfalls boomenden Computer-Spiele transportiert. Das habe längst auch Auswirkungen etwa auf die Wissensvermittlung in den Schulen. „Der Geschichtsunterricht ist nur noch ein kleines Rädchen im Getriebe der Geschichtsvermittlung“, konstatiert Gries. Doch gerade die nachwachsenden Generationen wollen die Wissenschaftler im „GAMe“-Projekt ins Zentrum ihrer Untersuchungen rücken. So erhoffen sie sich, das Geschichtsbild von morgen gewissermaßen bereits heute in den Blick zu bekommen.

    Zum Auftakt der interdisziplinären und internationalen Forschungsplattform veranstalten die Wissenschaftler vom 9. bis 11. April in Magdeburg den Workshop: „Besucher, Zuschauer, Surfer, Gamer – Geschichtsaneignungen in der Mediengesellschaft“.

    Weitere Informationen unter: http://www.geschichtsaneignung.ovgu.de/
    http://www.histinst.uni-jena.de/Bereiche/Europ%C3%A4ische+Kulturgeschichte.html

    Kontakt:
    Prof. Dr. Rainer Gries
    Historisches Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Europäische Kulturgeschichte
    Fürstengraben 13, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 944409
    E-Mail: rainer.gries[at]uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-jena.de


    Bilder

    Der Historiker und Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Rainer Gries von der Universität Jena.
    Der Historiker und Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Rainer Gries von der Universität Jena.
    Foto: Hamish John Appleby
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Medien- und Kommunikationswissenschaften
    überregional
    Forschungsprojekte, Kooperationen
    Deutsch


     

    Der Historiker und Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Rainer Gries von der Universität Jena.


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