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23.05.2014 17:00

Begegnungen von U6 und Ü80 bringen Normalität zurück

Barbara Hirth Hochschulmarketing/Kommunikation
Evangelische Hochschule Freiburg

    Regelmäßige begleitete Begegnungen zwischen Vorschulkindern und hochbetagten Menschen verändern Einstellungen, Verhalten und soziale Kompetenzen der Beteiligten. Kontakte zwischen U6 und Ü80 sind jedoch im Alltag nicht mehr selbstverständlich. Das Forschungsprojekt „Intergenerative Begegnungen“ ist daher von 2011-2013 der Frage nachgegangen, welche Schritte notwendig sind, um Junge und Alte zusammenzubringen und welche Haltungen sich dabei entwickeln. Die Forschungsergebnisse wurden am 23. Mai 2014 in der Katholischen Akademie Freiburg der Praxis vorgestellt.

    „Begegnungen von Kindern und alten Menschen sind keine Selbstläufer, zu unterschiedlich sind die Interessen und Bedürfnisse der Beteiligten“, sagt Dörte Weltzien, Professorin für Kindheitspädagogik an der EH Freiburg. Gemeinsam mit dem Gerontologen Prof. Dr. Thomas Klie hat sie die Projektleitung. Im Projekt wurden regelmäßige Besuche von Vorschulkindern in Altenhilfeeinrichtungen organisiert. Partner dabei waren die Freiburger Einrichtungen Kita Norsinger Weg und Martha-Fackler-Heim der AWO, die Kita Pfiffikus und der St. Nikolai-Spitalfonds in Waldkirch sowie das Familienzentrum Kita Wiesengrün und die WOGE, Wohngruppe für Menschen mit Demenz der Diakonie Freiburg. Wissenschaftlich begleitet haben die Evangelische Hochschule, das Zentrum für Kinder- und Jugendforschung und das AGP Sozialforschung an der EH Freiburg. Das Projekt Intergenerative Begegnungen ist das dritte Projekt der EH Freiburg, das im Rahmen der Förderrichtlinie „Soziale Innovationen für Lebensqualität im Alter“ (SILQUA-FH) 2011 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert wird.

    Seit zwei bis drei Jahrzehnten schotten sich schrittweise die Generationen voneinander ab. Insbesondere kleinere Kinder und ältere Menschen leben verstärkt in Welten, die kaum Berührung im Alltag haben. Die Folge ist, dass sich negative Altersbilder verfestigen und das Verständnis der Generationen füreinander fehlt. Thomas Klie: „Wir wissen, dass es gerade für Menschen am Ende ihres Lebens besonders bedeutsam ist, in Kontakt zu den ihnen nachfolgenden Generation zu stehen und sie erleben zu können.“ Das Projekt Begegnungen hat diese Gelegenheiten geschaffen. „Die älteren Menschen haben in dem Projekt Momente des Glücks, der Begegnung, des Kontaktes und ein Stück „Normalität“ - die gerade von den Älteren so dringend gewünscht wird – erlebt“, so Klie. „Begegnungen“ ist daher ein erfolgreiches Projekt, das Ausstrahlungskraft für die Altenpflege haben kann.

    Kinder bringen bereits in jungen Jahren stereotype Altersbilder mit („alte Menschen können gar nichts mehr“), gleichzeitig haben sie ein Forscherinteresse an dem hohen Alter. Weltzien: „Je jünger die Kinder sind, desto offener gehen sie in die Begegnungen mit den hochbetagten Menschen“. Entscheidend dabei ist, dass sie durch ihre pädagogischen Fachkräfte feinfühlig begleitet werden und die Teilnahme freiwillig ist.

    Nach zwei Jahren regelmäßiger Teilnahme an den Begegnungen haben sich Veränderungen in den Einstellungen und Verhaltensweisen der Kinder ebenso wie in ihren sozial-emotionalen Kompetenzen gezeigt. Kinder, die häufiger an solchen Begegnungen teilgenommen haben, „kennen“ das hohe Alter besser, sie können stärker differenzieren zwischen altersspezifischen Merkmalen und der individuellen Persönlichkeit des alten Menschen. Auch Themen wie Krankheit, Pflege und Tod sind für die Kinder weniger tabuisiert und werden als „große Themen“ des Lebens diskutiert. Die Kinder haben zudem gelernt, sich in die Wünsche und Gefühle der alten Menschen hineinzuversetzen. Videogestützte Beobachtungen und Kinderinterviews zeigen, dass die Kinder durch die Besuche in ihrem Selbsterleben gestärkt werden, weil sie in den Begegnungen Aufmerksamkeit und positive Zuwendung erfahren.

    Zum Erfolg der Begegnungen hat auch das hohe Engagement und die Kompetenz der begleitenden Fachkräfte, die durch die jeweiligen Träger und Teams unterstützt werden, wesentlich beigetragen. Alle Beteiligten wollen nach Abschluss der wissenschaftlichen Begleitung die Begegnungen fortsetzen.


    Weitere Informationen:

    http://www.intergenerative-begegnungen.de.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Pädagogik / Bildung
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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