Kleinstädte und periphere Regionen – dies weckt Assoziationen einer doppelten Bedeutungslosigkeit: die geringe Größe der Städte erschwert eine überregionale Bekanntheit, die periphere Lage abseits der großen Städte und Ballungsräume schränkt die Entwicklungschancen stark ein. Ein Blick in die Statistiken bestätigt, dass Kleinstädte in peripheren Regionen besonders stark von den Problemen des demografischen Wandels und der wirtschaftlichen Strukturschwäche betroffen sind. Ein positiver Blick nach vorne fällt da schwer. In einem Themenheft des Institutsmagazins „IRS aktuell“ zeigen Forscher aber, dass Potenziale vorhanden sind und genutzt werden können.
Die Begriffe Kleinstadt und Peripherie verweisen auf die beiden wesentlichen Ursachen für die großen Herausforderungen dieses Siedlungstyps: Größe und Lage engen den Spielraum der Lokalpolitik ein und machen Kleinstädte anfällig für die Probleme, die durch den demografischen Wandel und die wirtschaftliche Strukturschwäche hervorgerufen werden. Bevölkerungs- und Beschäftigungsrückgang, Arbeitslosigkeit, niedrige Kaufkraft, zentralörtliche Funktionsverluste und der Abbau von sozialen und technischen Infrastrukturen sind einige der Probleme, mit denen periphere Kleinstädte häufig zu kämpfen haben. „Diese negativen Entwicklungsdynamiken sind beileibe kein Randphänomen in Deutschland“, betont Dr. Manfred Kühn, kommissarischer Leiter der Forschungsabteilung „Regenerierung von Städten“ des IRS. Es gibt insgesamt 1.303 Städte unter 20.000 Einwohnern in peripheren Lagen, in mehr als 1.200 sinkt die Bevölkerungszahl. Insgesamt rund 11,7 Millionen Menschen (14% der Gesamtbevölkerung) wohnen in peripheren Kleinstädten.
Ein ausschließlich negatives Bild zu zeichnen, ist aufgrund der Erkenntnisse von Kühn und seinen Kollegen am IRS jedoch nicht adäquat. „Wir haben mehrere Hebel identifiziert, mit Hilfe derer die Städte die Kontrolle über ihre Entwicklungsprozesse zurückerlangen können“, so Kühn. Dies könne gelingen, wenn die vermeintlichen Lagenachteile in Potenziale umgedeutet werden und bestehende Fördermöglichkeiten und Vernetzungsinitiativen kreativ genutzt werden. Potenziale der peripheren Lage sieht eine Studie, die Kühn im Auftrag des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) und des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) gemeinsam mit Kollegen erarbeitet hat, beispielsweise in den städtebaulichen Qualitäten, die zu einem attraktiven Wohnumfeld beitragen, im Tourismus und der Energiewirtschaft (siehe dazu den Beitrag ab Seite ##). Aber auch Fördertöpfe wie das Programm Stadtumbau Ost können Kleinstädten in peripherer Lage helfen, den vermeintlichen Teufelskreis zu durchbrechen. „In der Bundestransferstelle haben wir einige Städte wissenschaftlich begleitet, die Fördermittel innovativ und zielgerichtet eingesetzt haben, um die genannten Potenziale zu stärken“, sagt Dr. Anja Nelle, Leiterin der Transferstelle.
Die aktuelle Ausgabe des Institutsmagazins „IRS aktuell“ bietet einen Überblick über die IRS-Forschungen zur Zukunft von Kleinstädten im ländlichen Raum. Kleinstädte fristen auch in der raumbezogenen Forschung ein Schattendasein, da sie zwischen den klassischen Raumtypen von „Stadt“ und „Land“ liegen. Die Stadtforschung interessiert sich für die Metropolen und Großstädte, die als Zentren des Wissens, der Kreativität und Innovationen gelten. Die Forschung zum ländlichen Raum beschäftigt sich traditionell mit Fragen der Agrar-, Dorf- und Regionalentwicklung. Das IRS hat jedoch – in unterschiedlichen Zusammenhängen – Forschungen zu peripheren ländlichen Kleinstädten durchgeführt und Erkenntnisse über ihre Probleme und Handlungsoptionen gewonnen.
Aus dem Inhalt des Heftes:
- Kleinstädte in ländlichen Regionen: Studie zu den Potenzialen der Peripherie
- Trendsetter: Innovativer Stadtumbau in Brandenburger Kleinstädten
- Vernetzung: Kleinstädte im europäischen Kontext
- Macht und Ohnmacht: Kleinstädte in der DDR
Kontakt:
Dr. Manfred Kühn
Komm. Leiter der Forschungsabteilung „Regenerierung von Städten“ des IRS
Tel: 03362/793-238
Mail: kuehnm@irs-net.de
Quo vadis? Die Handlungsspielräume der gut 1.300 Kleinstädte in Deutschland sind gering. Doch in den ...
Foto: Agenturfotograf/istockphoto.com
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Bauwesen / Architektur, Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
Deutsch
Quo vadis? Die Handlungsspielräume der gut 1.300 Kleinstädte in Deutschland sind gering. Doch in den ...
Foto: Agenturfotograf/istockphoto.com
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