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31.07.2014 16:03

Erste Heidelberger Krebspatientin schwanger nach Transplantation von Eierstockgewebe

Dr. Annette Tuffs Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Heidelberg

    Einfrieren von Eizellen oder Eierstockgewebe ermöglicht jungen Frauen Schwangerschaft nach Brustkrebs und Chemotherapie / Universitäts-Frauenklinik Heidelberg bietet verschiedene Verfahren zum Erhalt der Fruchtbarkeit an

    Erstmals ist eine Patientin des Universitätsklinikums Heidelberg nach der Transplantation eigenen Eierstockgewebes schwanger geworden. Die Frau war im Alter von 32 Jahren an Brustkrebs erkrankt und hatte sich vor Beginn der Therapie Teile eines Eierstocks entnehmen lassen. Das Gewebe wurde im Rahmen einer engen Kooperation an der Universitäts-Frauenklinik Bonn gelagert. Nach der Rücktransplantation kann sie nun ohne weitere medizinische Unterstützung Kinder bekommen. „Die Patientin ist momentan im fünften Monat schwanger und alles läuft gut. Wir haben keinen Grund zur Sorge“, erklärt Professor Dr. Bettina Toth, die an der Universitäts-Frauenklinik Heidelberg die Kinderwunschambulanz einschließlich dem Programm zum Fertilitätserhalt bei Chemo- und Strahlentherapien leitet. Deutschlandweit sind bisher vier Kinder nach einer solchen Behandlung zur Welt bekommen. Noch bis vor wenigen Jahren konnten Frauen, die jung an Brustkrebs oder bestimmten anderen Krebsarten erkrankten, aufgrund der aggressiven Chemotherapie häufig keine Kinder mehr bekommen. Heute gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Chance auf eigenen Nachwuchs zu erhalten.

    Bestimmte Chemotherapien schädigen Eierstöcke und Hoden

    Bestimmte Medikamente für Chemotherapien sowie Bestrahlungen im Bereich des Beckens können – abhängig von der notwendigen Dosierung – Eierstöcke und Hoden so stark schädigen, dass die Betroffenen vorübergehend oder dauerhaft unfruchtbar werden. Häufig fällt gleichzeitig auch die Produktion der Geschlechtshormone aus und selbst bei jungen Frauen treten die Wechseljahre ein. Krebserkrankungen, deren Therapie Eierstöcke und Hoden angreift, sind u.a. Brust- und Eierstockkrebs, Lymphome und Leukämien, Krebserkrankungen des Verdauungstraktes, Knochenkrebs sowie Hoden- und Prostatakrebs.

    „Viele junge Patienten haben zum Zeitpunkt der Diagnose ihre Familienplanung noch nicht abgeschlossen“, so Professor Strowitzki, Leiter der Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Fertilitätsstörungen. „Für sie spielt die Frage, ob sie nach der Behandlung noch eine Familie gründen und eigene Kinder haben können, eine wichtige Rolle.“ An der Universitäts-Frauenklinik Heidelberg können sie sich im Rahmen der Kinderwunschsprechstunde der Abteilung diesbezüglich beraten lassen. Dabei werden immer auch die Onkologen, die später die Krebsbehandlung durchführen, einbezogen. Zur Verfügung stehen sämtliche modernen Techniken zur Konservierung befruchteter sowie unbefruchteter Eizellen oder Eierstockgewebe sowie der künstlichen Befruchtung. Darüber hinaus kommen neue Medikamente zum Einsatz, die Schäden an Eierstöcken oder Hoden während einer Chemotherapie verringern.

    Netzwerk FertiPROTEKT sichert deutschlandweit schnelle Beratung

    Damit diese Maßnahmen möglichst vielen Krebspatienten mit Kinderwunsch zugänglich sind, wurde 2006 am Universitätsklinikum Heidelberg zudem das Netzwerk FertiPROTEKT ins Leben gerufen. Dem Netzwerk sind aktuell mehr als 100 universitäre und nicht-universitäre Zentren in ganz Deutschland angeschlossen, die diese Methoden anbieten, weiterentwickeln und dabei strengen Qualitätsstandards folgen. „Ziel ist es, Frauen und Männern vor oder nach einer Krebsbehandlung flächendeckend die Möglichkeit zu geben, sich qualifiziert beraten und gegebenenfalls auch behandeln zu lassen. Nach der Diagnose brauchen die Patienten schnell einen Ansprechpartner, da die Therapie nicht lange aufgeschoben werden kann“, so die beiden Experten.

    Die Entnahme und Rücktransplantation von Eierstockgewebe ist ein relativ neues Verfahren und bietet verschiedene Vorteile: Anders als bei der Entnahme von Eizellen ist im Vorfeld keine langwierige und belastende Hormonbehandlung nötig, die den Start der Krebstherapie verzögert. Zudem produziert das transplantierte Gewebe unter guten Voraussetzungen –wenigstens für eine bestimmte Zeit- wieder die weiblichen Sexualhormone und lässt Eizellen in einem normalen Zyklus heranreifen.

    Die Eierstöcke der mittlerweile 36-jährigen Frau waren nach der Chemotherapie irreparabel geschädigt und nicht mehr funktionsfähig. „Unsere schwangere Patientin hatte vor der Retransplantation Hormonwerte wie eine Frau um die Wechseljahre, welche sich nach Retransplantation stabilisiert haben“, so Professor Toth. Das körpereigene Gewebe wurde zunächst durch die Leiterin der Kryobank Bonn, Jana Liebenthron, vor Ort in Heidelberg nach einem spezifischen Verfahren aufgetaut. Im Rahmen einer Bauchspiegelung wurde es dann in eine Buchfelltasche hinter den Eierstock eingesetzt. Entnahme und Transplantation des Gewebes wurden ambulant vorgenommen und dauerten jeweils rund 30 Minuten.
    Die Entnahme von Eierstockgewebe ist somit ein weiteres Verfahren für den Erhalt der Fruchtbarkeit und insbesondere für Patientinnen unter Zeitdruck eine Alternative zur Hormonbehandlung mit anschließender Eizellentnahme.

    Kontakt für kurzfristige Terminvereinbarung
    Tel.: 06221 56-7921

    Ansprechpartnerin für Journalisten:
    Prof. Dr. Bettina Toth
    Leiterin Kinderwunschambulanz
    Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Fertilitätsstörungen
    Universitäts-Frauenklinik Heidelberg
    Tel.: 06221 56-7910
    E-Mail: Bettina.Toth@med.uni-heidelberg.de


    Weitere Informationen:

    http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Fertilitaetserhalt-bei-Chemo-und-Strahlent... Fertilitätserhalt bei Chemo- und Strahlentherapien
    http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Kinderwunschbehandlung.583.0.html Kinderwunschambulanz der Universitäts-Frauenklinik Heidelberg
    http://www.fertiprotekt.de Netzwerk FertiPROTEKT


    Bilder

    Professor Dr. Bettina Toth und Professor Dr. Prof. Dr. Thomas Strowitzki mit der schwangeren Patientin.
    Professor Dr. Bettina Toth und Professor Dr. Prof. Dr. Thomas Strowitzki mit der schwangeren Patient ...
    Universitätsklinikum Heidelberg
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

    Professor Dr. Bettina Toth und Professor Dr. Prof. Dr. Thomas Strowitzki mit der schwangeren Patientin.


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