„Der Meier ist aber alt geworden!“ Wer kennt diese Situation nicht? Nach langer Zeit trifft man einen ehemaligen Klassenkameraden oder Kollegen wieder und ist erstaunt, wie sehr sich dessen Aussehen verändert hat. Krähenfüße um die Augen, hervortretenden Adern an der Hand, erste Falten am Hals – die Haut zeigt relativ deutlich, wie alt ein Mensch ist. Doch kann sie auch als Indikator für Alterungsprozesse in anderen, schlechter zugänglichen Organen dienen?
„Die Haut lässt Rückschlüsse auf den Zustand der inneren Organe zu“, ist Professor Dr. Fritz Boege von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf überzeugt. „Wir können intuitiv sagen, ob sich jemand gut gehalten hat oder überdurchschnittlich alt wirkt. Anhand seiner Haut können wir einem Menschen seine Lebenshaltung deutlich ansehen. Die Frage ist aber, ob sich dieses intuitive Wissen auf den molekularen Bereich ausweiten lässt.“
Dem Direktor des Zentralinstituts für Klinische Chemie und Laboratoriumsdiagnostik zufolge wird die menschliche Alterung im Wesentlichen von zwei Größen bestimmt: durch die genetische Disposition und durch externe Einflüsse wie Ernährung, Lebensführung und Umweltbedingungen. Das Zusammenspiel dieser Faktoren entscheidet, wie schnell Prozesse ablaufen – also wie lange Organe, Nerven- und Herzkreislaufsystem gesund bleiben. Besonders deutlich wird dies am Zustand der Haut. „Vereinfacht gesagt: Wer keine schöne Haut hat, der hat auch viele andere Altersblessuren.“
Von besonderem Interesse sind für Boege die Fibroblasten, aus denen die Lederhaut zu einem großen Teil besteht. Da sich diese Zellen selten teilen, wird an ihnen der Effekt alterungsrelevanter Einflüsse besonders deutlich – mit spannenden Konsequenzen für die Forschung. „Fibroblasten können möglicherweise als Indikatoren für Alterungsvorgänge in anderen, schlechter zugänglichen Organen dienen“, sagt Boege.
Weitere Studien notwendig
Seine neuesten Erkenntnisse stellt der Professor beim Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) und der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG) in Halle (Saale) am Donnerstag, den 25. September vor. In seiner Keynote-Lecture „Die Haut als Indikator der extrinsischen Alterung“ erläutert er Chancen und Fallstricke des Indikators Haut.
Einen Haken gibt es jedoch: Bislang setzen die Wissenschaftler überwiegend auf Modellstudien in Gewebekultur. „Wir brauchen aber lebendige Zellen, um valide Ergebnisse zu erhalten“, sagt der 55-Jährige. „Zurzeit ist es in etwa so, als ob man mithilfe des Abwassers herausfinden wollte, was in einem Haus geschieht.“
Auch dürfe man nicht vernachlässigen, dass die Haut Extremfaktoren wie der UV-Strahlung ausgesetzt ist – was auf innere Organe nicht zutrifft. Fritz Boege warnt daher: „Es ist ein attraktives Konzept, Fibroblasten als Indikatorsystem für extrinsische Alterungsvorgänge heranzuziehen. Aber es fehlen noch Studien zur Absicherung dieses Ansatzes. Der Weg ist noch weit!“
Informationen zum Gerontologie- und Geriatriekongress Halle 2014
Vom 24. bis 27. September 2014 findet in der Universität Halle an der Saale das im deutschsprachigen Raum größte Treffen zum Thema Krankheit und Gesundheit im Alter statt.
Das Kongressthema „Stress und Altern: Chancen und Risiken“ ist mit dem Gedanken verbunden, die Erkenntnisse gerontologischer und geriatrischer Forschung für ein Leben in Gesundheit und Teilhabe auch im Alter zu nutzen. „Denn vielleicht hat Stress auch positive Seiten, gerade für die zweite Lebenshälfte“, überlegen die Kongresspräsidenten, Prof. Dr. Andreas Simm und PD Dr. Rupert Püllen. „Ohne wahrgenommenen Stress wird niemand versuchen, altersbedingte gesellschaftliche Veränderungen in allen Lebensbereichen – Wirtschaft, Wissenschaft, Versorgung, Verwaltung und Kultur – positiv zu beeinflussen.“ Diesen Anstoß will der Kongress geben. In Halle ist die Gelegenheit gegeben, sich mit Vertretern und Vertreterinnen verschiedener Disziplinen der beteiligten Fachgesellschaften auszutauschen, die an der Alternsforschung beteiligt sind, wie etwa Medizin, Biologie, Pflegewissenschaft, Demographie, Soziologie, Wirtschaftswissenschaften, Psychologie oder Erziehungswissenschaften.
Die DGG veranstaltet den Kongress gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie e. V. (DGGG), der Österreichischen Gesellschaft für Geriatrie und Gerontologie (ÖGGG), der Schweizerischen Gesellschaft für Gerontologie (SGG SSG) sowie der Schweizerischen Fachgesellschaft für Geriatrie (SFGG).
Pressekontakt der DGG
Nina Meckel
medXmedia Consulting
Westendstr. 85
80339 München
Tel: +49 (0)89 / 230 69 60 69
Fax: +49 (0)89 / 230 69 60 60
E-Mail: presse@dggeriatrie.de
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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