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21.04.2015 09:24

Entscheidungshelfer für Entscheider

Gunnar Bartsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Wenn weltweit agierende Firmen ihre Absatzmärkte versorgen, müssen sie zuvor oftmals heikle Entscheidungen treffen: Welche Länder und einzelne Kunden sollen sie mit vielen Exemplaren beliefern? Wissenschaftler der Uni Würzburg arbeiten an Modellen, die ihnen dabei helfen sollen.

    Die Apple Watch ist ein gutes Beispiel für das Problem: Ende April soll sie weltweit auf den Markt kommen. Zuvor muss Apple entscheiden, wie viele Modelle in jedes Land, in jede Region, in jeden Laden verschickt werden. Zwar verfügt die Firma über eine Nachfrageprognose, diese ist jedoch unsicher. Eines hingegen ist sicher: Das Angebot an Uhren wird – zumindest in den ersten Wochen – wohl kaum ausreichen, um die Wünsche der Kunden zu befriedigen.

    Welcher Anteil der Uhren geht nach Europa, in die USA oder nach Asien? Wie viele der für Europa bestimmten Exemplare bekommt Deutschland, wie viele Frankreich? Und wie sieht die Verteilung zwischen unternehmenseigenen Stores und unternehmensfremden Einzel- und Onlinehändlern aus? Solche und viele weitere Fragen muss Apple klären und dabei jede Menge Aspekte beachten – angefangen bei der Kundenzufriedenheit bis zur Gewinnmaximierung.

    500.000 Euro von der DFG

    Wie Firmen in solchen Prozessen zu optimalen Entscheidungen gelangen, untersuchen der Würzburger Wirtschaftswissenschaftler Professor Richard Pibernik, Inhaber des Lehrstuhls für Logistik und quantitative Methoden in der Betriebswirtschaftslehre, und sein Mitarbeiter Konstantin Kloos in einem neuen Forschungsprojekt. An dem Projekt beteiligt sind Forscher-Teams der Universitäten Mannheim (Professor Moritz Fleischmann, Lehrstuhl für Logistik und Supply Chain Management) und Hohenheim (Professor Herbert Meyr, Lehrstuhl für Supply Chain Management). Gemeinsam wollen die Wissenschaftler mathematische Methoden zur Unterstützung der Entscheider in Unternehmen entwickeln. Langfristig geht es darum, bestehende Softwaresysteme in Unternehmen mit diesen neuen Methoden auszustatten. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft finanziert das Vorhaben in den kommenden drei Jahren mit mehr als 500.000 Euro.

    Wenn unterschiedliche Interessen kollidieren

    „In solchen Fällen kollidieren verschiedenste Interessen auf mehreren Ebenen“, erklärt Richard Pibernik das zugrundeliegende Problem. Ist beispielsweise Deutschland wichtiger als Frankreich, weil dort der Gewinn pro verkaufter Einheit höher ist? Oder muss der Store in Paris bevorzugt bedient werden, weil er profitabler arbeitet als der in Augsburg? Und wie viele Einheiten müssen eigentlich dem Vertriebspartner überlassen werden, um keinen Vertragsbruch zu begehen? Von einem „komplexen Allokationsproblem mit verschiedenen Zielsetzungen“ sprechen Wirtschaftswissenschaftler in solchen Fällen.

    Gewinnoptimierung ist dabei nur eines von mehreren Zielen, das zu berücksichtigen ist. „Unternehmen garantieren Kunden immer häufiger eine Mindestlieferfähigkeit. Um diese einhalten zu können, müssen sie Reserven für noch ungewisse Bestellungen zurückhalten“, erklärt Pibernik. Und weil Nachfrageprognosen nie perfekt sind, müsse hierbei die Unsicherheit der Vorhersage in die Berechnung einfließen. Wenn zusätzlich das Angebot knapp ist, kann die versprochene Lieferfähigkeit möglicherweise nicht für alle Kunden erreicht werden. Es drohen unzufriedene Kunden und Vertriebspartner und oftmals nicht unerhebliche Vertragsstrafen.

    Anwendbarkeit in der Praxis als Ziel

    Um in einer solchen Situation die Waren optimal zu verteilen, entwickeln die Wissenschaftler am Würzburger Lehrstuhl für Logistik und quantitative Methoden gemeinsam mit ihren Partnern verschiedene stochastische Planungsansätze. „Die Herausforderung hierbei ist es, trotz komplexer Mathematik die Anwendbarkeit in der Praxis sicherzustellen“, meint Pibernik.

    Denn die praktische Anwendung soll das Ziel des Projektes sein. Geplant ist es, eine Softwareumgebung aufzubauen, die die entwickelten Modelle in verschiedensten Szenarien evaluiert. Damit sollen dann der Einsatz in realen Betrieben und ein einfacher Transfer in neue Softwaresysteme möglich sein – und Unternehmenslenker konkrete Handlungshinweise erhalten.

    Kontakt

    Prof. Dr. Richard Pibernik, Lehrstuhl für Logistik und quantitative Methoden in der Betriebswirtschaftslehre, T: (0931) 31-86969, richard.pibernik@uni-wuerzburg.de


    Bilder

    Prof. Dr. Richard Pibernik
    Prof. Dr. Richard Pibernik
    Foto: Robert Emmerich
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Wirtschaft
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Prof. Dr. Richard Pibernik


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