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08.05.2015 11:06

Fusionsprotein dirigiert Aufbau der Photosynthese-Plattform

Petra Giegerich Kommunikation und Presse
Johannes Gutenberg-Universität Mainz

    Kooperationsprojekt deckt Rolle eines Proteins bei Bildung und Erhalt des inneren Membransystems in Blaualgen und Chloroplasten auf

    Chloroplasten sind die Kraftwerke in grünen Pflanzen. In inneren Membranen läuft hier die Photosynthese ab, einer der wichtigsten biologischen Prozesse auf der Erde, bei dem Lichtenergie in chemische Energie und Sauerstoff umgewandelt wird. Obwohl ihre bedeutende Funktion schon lange bekannt ist, war bislang nicht klar, wie es zum Aufbau des innenliegenden, spezifischen Membransystems kommt. In einem Kooperationsprojekt haben Wissenschaftler der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) nun einen ersten Ansatzpunkt gefunden, wie diese Membranen gebildet werden. Demnach spielt das Protein IM30 eine entscheidende Rolle, indem es eine Fusion interner Membranen anstößt. An den Untersuchungen über die Bedeutung von IM30 waren Biologen, Chemiker, Biochemiker und Biophysiker der JGU und des Max-Planck-Instituts für Polymerforschung maßgeblich beteiligt. Die Ergebnisse wurden soeben in der Zeitschrift Nature Communications veröffentlicht.

    Chloroplasten sind Organellen, die in allen höheren Pflanzen und in Grünalgen vorkommen. Im ihrem Innern befindet sich ein Membransystem, die Thylakoidmembranen, in dem Schlüsselprozesse der Photosynthese ablaufen. „Ein detailliertes Verständnis der Photosynthese und der damit verbundenen molekularen Prozesse ist entscheidend, um unser Leben auf der Erde zu verstehen“, sagt Univ.-Prof. Dr. Dirk Schneider vom Institut für Pharmazie und Biochemie der JGU, der die Forschungsarbeit koordiniert hat. „Aber trotz ihrer großen Bedeutung wissen wir fast nichts darüber, wie dieses spezielle Membransystem gebildet und aufrechterhalten wird.“ Bislang wurde in photosynthetischen Zellen noch kein einziges Fusionsprotein identifiziert, obwohl klar war, dass diese Klasse von Proteinen an der Bildung der Thylakoidmembran beteiligt sein muss.

    Vor diesem Hintergrund hat die Mainzer Forschergruppe das Protein IM30 aus einer Blaualge, die als „frei lebender Chloroplast“ beschrieben werden kann, isoliert und untersucht. IM30 – „IM“ steht für „interne Membran“ und „30“ bezeichnet die atomare Masse von 30 Kilodalton – wurde Mitte der 1990er-Jahre erstmals beschrieben und es wurde gezeigt, dass es an interne Membranen bindet. Die kombinierte Expertise der Arbeitsgruppen um Univ.-Prof. Dr. Dirk Schneider, Univ.-Prof. Dr. Jürgen Markl vom Institut für Zoologie der JGU und Prof. Dr. Tobias Weidner vom Max-Planck-Institut für Polymerforschung hat nun gezeigt, dass IM30 in einer Ringstruktur spezifisch an Phospholipide der Membranen andockt. „Diese Bindung verändert die Membranstruktur und führt unter bestimmten Bedingungen zur Membranfusion“, erklärt Schneider. Entfernt man IM30, kommt es hingegen zu einem signifikanten Rückgang von Thylakoidmembranen und letztendlich zu einem Verlust der Lebensfähigkeit der Zellen. Das Fusionsprotein IM30 stellt somit einen Ausgangspunkt für die weitere Erforschung des neuartigen Fusionsmechanismus in den grünen Zellbestandteilen von Pflanzen und von Blaualgen dar.

    Die interdisziplinäre Forschungsarbeit wurde maßgeblich von Doktoranden des Max Planck Graduate Center (MPGC) ausgeführt. Das MPGC wurde im Juni 2009 gegründet, um gemeinsame Projekte und Promotionen zwischen der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und den beiden in Mainz ansässigen Max-Planck-Instituten für Polymerforschung und für Chemie zu fördern.

    Veröffentlichung:
    Raoul Hennig et al.
    IM30 triggers membrane fusion in cyanobacteria and chloroplasts
    Nature Communications, 8. Mai 2015
    DOI: 10.1038/ncomms8018
    http://www.nature.com/ncomms/2015/150508/ncomms8018/full/ncomms8018.html

    Abbildung:
    http://www.uni-mainz.de/bilder_presse/09_pharma_membranfusion.jpg
    Ein IM30-Ring bindet an interne Membranen. Im Hintergrund ist der Ausschnitt einer elektronenmikroskopischen Aufnahme einer Blaualge zu sehen. Im Vordergrund ist ein 3-D-Modell des IM30-Rings gezeigt. Die Größenverhältnisse sind nicht maßstabsgetreu.
    Quelle: Dirk Schneider

    Weitere Informationen:
    Univ.-Prof. Dr. Dirk Schneider
    Institut für Pharmazie und Biochemie – Therapeutische Lebenswissenschaften
    Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU)
    55099 Mainz
    Tel. 06131 39-25833
    Fax 06131 39-25348
    E-Mail: dirk.schneider@uni-mainz.de
    http://www.bio.chemie.uni-mainz.de/46.php


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-mainz.de/presse/65253.php - Pressemitteilung ;
    http://www.bio.chemie.uni-mainz.de/46.php - Univ.-Prof. Dr. Dirk Schneider ;
    http://www.bio.uni-mainz.de/zoo/312_DEU_HTML.php - Univ.-Prof. Dr. Jürgen Markl ;
    http://www.mpip-mainz.mpg.de/89016/Dr_Tobias_Weidner - Prof. Dr. Tobias Weidner ;
    http://www.nature.com/ncomms/index.html - Nature Communications


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Biologie, Chemie, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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