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19.05.2015 11:44

Biberacher Forscher bei internationalen Fachkongressen als Biotechnologie-Experten gefragt

Anette Schober-Knitz Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
HBC Hochschule Biberach

    Auf den wichtigsten Fachkongressen in Europa stellt das Institut für Angewandte Biotechnologie (IAB) in den nächsten Wochen aktuelle Forschungsprojekte vor. Die Professoren Dr. Kerstin Otte und Dr. Friedemann Hesse sowie Doktoranden des IAB werden sowohl an der Fachtagung „European Society for Animal Cell Technology“ (ESACT) in Barcelona teilnehmen (31. Mai bis 3. Juni 2015), als auch an der Tagung „Protein and Antibody Engineering Summit“ (PEGS) in Lissabon (2. bis 6. November 2015) und dort ihre Arbeit in Vorträgen und mit Posterpräsentationen vorstellen.

    „Das ist eine große Auszeichnung für unsere wissenschaftliche Arbeit und ein Durchbruch in der internationalen Wahrnehmung“, so Otte. Die Kernkompetenz des Biberacher Institutes für Angewandte Biotechnologie (IAB) ist der biotechnologische Herstellungsprozess – von der Etablierung von Zelllinien bis hin zur Fermentation, Proteinaufreinigung und Formulierung. Die Biberacher Forscher werden in Spanien und Portugal Ergebnisse aus Projekten vorstellen, die sich mit der Optimierung von Prozessen hinsichtlich Produktivität und Qualität beschäftigen. Relevant sind diese Studien für die Therapie etwa von Krebspatienten oder neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson.

    Professorin Dr. Kerstin Otte, die im Studiengang Pharmazeutische Biotechnologie der Hochschule Biberach Molekularbiologie und Gentechnik lehrt und am IAB insbesondere im Bereich der Zelllinienentwicklung von Biopharmazeutika forscht, wird in Portugal von ihr neu entwickelte Techniken zur Verbesserung der Produktionskapazität von Proteinen vorstellen. Dabei wird sie aufzeigen, wie Erfolge in kleinem Labormaßstab auf größere Produktionsformate übertragen werden können. Auf die dort stattfindende Fachtagung PEGS ist auch Simon Fischer eingeladen. Fischer hat an der HBC sowie in Albstadt-Sigmaringen studiert und ist seit Dezember 2011 am IAB als Doktorand tätig. Die Hochschule Biberach hat dort das Kooperative Promotionskolleg * angesiedelt, das sie in Zusammenarbeit mit der Universität Ulm anbietet. Für seine Promotion hat auch er sich mit dem „Cell Engineering“ beschäftigt und sich auf die gentechnische Veränderung von Produktionszellen mit Hilfe sogenannter microRNAs (miRNAs) spezialisiert. Diese kleinen RNA-Moleküle können genutzt werden, um Funktionen einer Zelle gezielt zu verändern. Für seine Forschungsarbeit hat Fischer den zellulären Einfluss von mehr als 1100 miRNAs untersucht. Am Ende konnte er mehrere hundert miRNAs identifizieren, die Einfluss auf die Produktivität, das Wachstum oder den Zelltod der Produktionszellen haben. Fischers Forschungsergebnisse haben eine grundsätzliche Bedeutung für die biopharmazeutische Industrie und könnten in Zukunft u. a. auch bei der Diagnose und Therapie von Krebserkrankungen Anwendung finden. Daher hat die Hochschule Biberach Fischers Entwicklungen auch kürzlich zum Patent angemeldet. Neben zahlreichen bereits veröffentlichten Publikationen wird der 29-Jährige seine Forschungserfolge in Barcelona bei der ESACT und Lissabon bei der PEGS in insgesamt drei Vorträgen vorstellen.

    Sein Kollege Albert Paul kam von der RWTH Aachen nach Biberach; Paul hatte dort den Bachelor- und Master-Studiengang Biotechnologie/Molekulare Biotechnologie absolviert. Seit 2012 gehört der 31-Jährige zum Forschungsteam am IAB und beschäftigt sich mit der Frage, wie die Aggregation von Proteinen zu einem möglichst frühen Zeitpunkt innerhalb des Herstellungsprozesses verhindert werden kann. Aggregate sind für Nebenwirkungen von Medikamenten bis hin zu Immunreaktionen verantwortlich. Die Aggregate werden meist in der Produktaufarbeitung abgetrennt, was allerdings zum Verlust der Produktionsausbeute führt und daher für die Unternehmen kostspielig ist. Deshalb forscht der Doktorand an neuen Methoden zur Optimierung des Herstellungsprozesses hinsichtlich der Produktqualität. Das Aggregationsphänomen untersucht er dafür anhand von verschiedenen Parametern wie beispielsweise Temperatur, pH-Wert oder Osmolalität. Die Ergebnisse seiner Arbeit, die in Barcelona erstmals präsentiert werden, sind für die Biotechnologie von großem Interesse, so Paul, der am IAB von Professor Dr. Friedemann Hesse betreut wird.

    Auch Martina Stützle ist Doktorandin am Biberacher IAB und hat bereits ihren Bachelor- und Master-Abschluss an der Hochschule Biberach erlangt. In ihrer Promotion hat sich die 29-Jährige seit Anfang 2012 mit der Frage beschäftigt, wie über die Nase Medikamente ins Gehirn geleitet werden können. Diese Medikamentenverabreichung ist wesentlich weniger invasiv als eine intravenöse Behandlung und könnte z. B. für die Behandlung von neurodegenerativen Krankheiten eingesetzt werden. Allerdings müssen für solche Medikamente biotechnologisch hergestellte Proteine verabreicht werden, die möglichst klein und dennoch stabil genug sind. Eingesetzt werden hierfür luftgetragene Partikel, sogenannte Aerosole, die es ermöglichen sollen, an eine bestimmte Region in der Nase zu gelangen – das Riechepithel. Das bedeutet: Sie sind in der Lage, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden. Für ihre Untersuchungen hat sich die Doktorandin intensiv mit dem menschlichen Riechorgan beschäftigt, sowohl an gemittelten Modellen wie auch an individuellen Beispielen, die aus Computer-Tomographie-Nasendaten generiert wurden. In Simulationen hat sie zum Beispiel verfolgt, wie sich unterschiedliche Sprühsysteme in der Nase ausbreiten, welche Partikelgröße, Flussrate oder welcher Einführungswinkel ideal sind. Ihre Doktorarbeit wird sie im Herbst dieses Jahres abschließen und dann das „Komplettpaket“ aufbereitet haben, das die Hürden der Entwicklung von Proteinaerosolen für den intranasalen Nasen-Gehirn-Wirkstofftransport umfasst. In Barcelona wird Martina Stützle Ergebnisse der Proteinaerosolherstellung vorstellen. Am IAB wurde die Doktorandin betreut von Prof. Dr. Katharina Zimmermann als Projektleiterin sowie von Prof. Dr. Chrystelle Mavoungou und Prof. Dr.-Ing. Annette Schafmeister.

    Die Einladung zu den wichtigsten Kongressen ihres Fachgebietes ist für die Doktoranden eine große Auszeichnung. Sie freuen sich auf den Austausch mit anderen Wissenschaftlern – und blicken den Vorträgen gleichzeitig voller Respekt entgegen, denn die Kongresse gelten als wichtige Plattform. Die Auswahl an Forschungsprojekten, die bei den Kongressen vorgestellt werden, läuft im Falle der ESACT über ein anonymisiertes Verfahren: Projekte werden als Abstract eingereicht und von einem wissenschaftlichen Gremium bewertet. Dass die Biberacher Forscher mit drei Projekten überproportional ausgewählt wurden, „ist spektakulär“, sagt Prof. Kerstin Otte. Die Organisatoren der PEGS fragen Forscher gezielt an und sind direkt auf Simon Fischer zugegangen. Doch ob ESACT Barcelona oder PEGS Lissabon: Wer hier als Wissenschaftler die Möglichkeit erhält ein Projekt – ob im Vortrag oder als Posterpräsentation – vorzustellen, kann sich der Aufmerksamkeit der Fachwelt sicher sein. Schon jetzt, so berichtete Simon Fischer, erhält das IAB zahlreiche Rückmeldungen und Anfragen zu den geplanten Präsentationen. „Biberach ist angekommen“, sagt der junge Forscher.

    * Das Kooperative Promotionskolleg ist eine Forschungsförderung des Landes Baden-Württemberg, welches die Hochschule Biberach zusammen mit der Universität Ulm 2011 beantragt hat. Beiden Einheiten wurde 2014 vom Land Baden-Württemberg eine Verlängerung dieses sehr erfolgreichen Promotionskollegs für drei weitere Jahre zugesprochen. Die Doktoranden am Institut für Angewandte Biotechnologie der Hochschule Biberach werden entweder über das Kooperative Promotionskolleg oder über andere Drittmittelanträge finanziert.


    Weitere Informationen:

    http://www.hochschule-biberach.de


    Bilder

    Professoren und Doktoranden des Institutes für Angewandte Biotechnologie im Gespräch: (v.l.): Prof. Dr. Friedemann Hesse, Albert Paul, Martina Stützle, Prof. Dr. Kerstin Otte und Simon Fischer
    Professoren und Doktoranden des Institutes für Angewandte Biotechnologie im Gespräch: (v.l.): Prof. ...
    Foto: HBC
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

    Professoren und Doktoranden des Institutes für Angewandte Biotechnologie im Gespräch: (v.l.): Prof. Dr. Friedemann Hesse, Albert Paul, Martina Stützle, Prof. Dr. Kerstin Otte und Simon Fischer


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