Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung hat heute in der Frankfurter Paulskirche zwei renommierte Neurowissenschaftler ausgezeichnet – dabei traf junge Forscher-Exzellenz auf langjährige Spitzenleistung. Der erst 33-jährige Nachwuchsforscher Yasser Roudi erhielt im Beisein des amerikanischen Nobelpreisträgers und Namensgebers den Eric Kandel Young Neuroscientists Prize in Höhe von insgesamt 75.000 Euro. Ausgezeichnet für seine langjährige und exzellente Forschungsleistung wurde zudem Peter Hegemann mit der Hertie-Senior-Forschungsprofessur Neurowissenschaften in Höhe von einer Million Euro.
Zum vierten Mal verleiht die Hertie-Stiftung den Eric Kandel Young Neuroscientists Prize. Damit möchte sie herausragende Nachwuchswissenschaftler für ihre Leistungen auszeichnen und zum Fortkommen in ihrer Forscherlaufbahn beitragen. Ausgezeichnet wird 2015 Prof. Dr. Yasser Roudi, vom Kavli Institute and Centre for Neural Computation, an der Norwegian University of Science and Technology, Trondheim. Mit Hilfe von Methoden der statistischen Physik erbrachte er wichtige Beiträge in der Erforschung der Informationsverarbeitung neuronaler Netzwerke. Dazu gehört u. a. seine Zusammenarbeit mit den Medizin-Nobelpreisträgern May-Britt und Edvard Moser, die wesentlich zum Verständnis der Verschaltung der für räumliche Orientierung verantwortlichen Raster-Zellen (Grid-Cells) beitrug. Moser sagte in seiner Laudatio während der Preisverleihung: „Yasser ist einer der wenigen jungen, international beachteten Wissenschaftler, der sich sowohl mit Neurowissenschaft als auch mit Physik beschäftigt und damit auch zur Zusammenarbeit der beiden Forschungsdisziplinen beiträgt.“ Seine Frau May-Britt Moser ergänzte: „Ich bin beeindruckt von Yassers Fähigkeit, die Informationsverarbeitung neuronaler Netzwerke mit den Grundregeln der Physik zu erklären. Sein Ansatz kann dabei sowohl auf leblose Materie also auch auf das Nervensystem angewandt werden.“
Das Preisgeld gliedert sich in zwei Teile: 50.000 Euro können von dem Preisträger frei und persönlich verwendet werden, weitere 25.000 Euro sind für den Aufbau eines Mentorenverhältnisses vorgesehen. Durch die Zusammenarbeit mit einem international anerkannten Neurowissenschaftlern wird der Preisträger weiter in seiner Laufbahn gefördert. Der Preis wird in Kooperation mit der Federation of European Neuroscience Societies (FENS) ausgeschrieben und ist nach dem amerikanischen Nobelpreisträger Prof. Dr. Eric Kandel benannt, der an der Verleihungsfeier teilnahm und dem Preisträger ebenfalls persönlich gratulierte.
Zum siebten Mal verleiht die Hertie-Stiftung die Hertie-Senior-Forschungsprofessur Neurowissenschaften. Sie stellt eine besondere Auszeichnung für langjährige Spitzenleistungen in der Hirnforschung dar. 2015 erhält Prof. Dr. Peter Hegemann, Leiter der Experimentellen Biophysik am Institut für Biologie der Humboldt-Universität zu Berlin, die mit einer Million Euro dotierte Auszeichnung. Die Stiftung ehrt damit das Lebenswerk eines herausragenden Neurowissenschaftlers und seine Beiträge zur Erforschung sensorischer Photorezeptoren. Hegemann entwickelte die entscheidenden Werkzeuge für eine Technologie, die Optogenetik, die detaillierte Einblicke in die Arbeitsweise spezifischer Zellen oder lebenden Geweben mittels Licht ermöglicht.
Die Hertie-Senior-Forschungsprofessur Neurowissenschaften wurde 2006 als erste Seniorprofessur in Deutschland überhaupt vergeben. Die Stiftung möchte damit das Potential und die Erfahrung exzellenter älterer Wissenschaftler für die Forschung erhalten und stärken, indem sie dem Inhaber der Stiftungsprofessur ermöglicht, die abschließenden Jahre seiner beruflichen Laufbahn ausschließlich der Forschung zu widmen. Weitere Ziele bestehen darin, dem Nachwuchs frühzeitige attraktive und international konkurrenzfähige Arbeitsplätze anbieten zu können, den Universitäten in der heutigen schwierigen Situation die Freiheit über die inhaltliche Ausrichtung ihrer Professuren und Fakultäten zu erhalten und die oft mehrjährige „Ausklangphase“ von Forschungsinstitutionen vor der Pensionierung des Leiters zu verkürzen.
Beide Auszeichnungen stehen unter der Schirmherrschaft der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Prof. Dr. Johanna Wanka.
Bilder der Preisträger und der Veranstaltung finden Sie spätestens ab Freitag, 10:00 Uhr unter:
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Pressekontakt
Gemeinnützige Hertie-Stiftung, Kommunikation
Julia Juckel, Gabi Völcker
Tel. 069 66 07 56 - 172
Kommunikation@ghst.de
www.ghst.de
Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung ist eine der größten weltanschaulich unabhängigen und unternehmerisch ungebundenen Stiftungen in Deutschland. Sie wurde 1974 von den Erben des Kaufhausinhabers Georg Karg ins Leben gerufen und engagiert sich mit ihren Mitarbeitenden und ihrem Vermögen in den Arbeitsgebieten Vorschule und Schule, Hochschule, Beruf und Familie sowie Neurowissenschaften. Die Projekte und Initiativen der Stiftung leisten wissenschaftlich basierte und praxisorientierte Beiträge zur Lösung drängender Probleme unserer Gesellschaft. Sie haben sowohl zum Ziel, die Qualität des öffentlichen Diskurses zu verbessern, als auch in der Praxis modellhafte Lösungsansätze zu schaffen. Diese können und sollen von anderen übernommen werden. Entsprechend fördert und fordert die Hertie-Stiftung Eigeninitiative und Hilfe zur Selbsthilfe.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wettbewerbe / Auszeichnungen
Deutsch
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