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09.06.2015 14:16

Brustkrebs-Diagnostik: Neue Methode weist Tumor über Urin nach

Benjamin Waschow Stabsstelle Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Freiburg

    Forscher der Klinik für Frauenheilkunde des Universitätsklinikums Freiburg haben einen Ansatz entwickelt, Brustkrebs mit Hilfe von Urinproben nachzuweisen. Dafür ermittelten sie die Konzentration von Mikro-RNA-Molekülen, die den Zell-Stoffwechsel steuern und in Krebszellen oft fehlreguliert sind. Mit einer Sicherheit von 91 Prozent konnten die Wissenschaftler feststellen, ob eine Probandin gesund oder krank war. Das Verfahren könnte möglicherweise künftig zur Kontrolle des Behandlungserfolgs und in der Früherkennung von Brustkrebs eingesetzt werden. Die Freiburger Wissenschaftler haben die Ergebnisse in der Fachzeitschrift BMC Cancer veröffentlicht und die Methode als Patent angemeldet.

    Jede achte Frau in Deutschland erkrankt an Brustkrebs, der häufigsten Tumorart bei Frauen. Mehr als 17.000 Frauen sterben jährlich daran. Bislang wird die Erkrankung meist durch Mammografie oder Ultraschall festgestellt und mit einer Gewebeentnahme gesichert. Doch Strahlenbelastung, falsch-positive Befunde und die Belastung durch einen invasiven Eingriff bringen die Methoden immer wieder in die Kritik.

    Experimenteller Test bringt bereits hohe Sicherheit

    Prof. Dr. Elmar Stickeler, Ärztlicher Leiter der Senologie, Klinik für Frauenheilkunde und Leiter des Brustzentrums des Universitätsklinikums Freiburg, hat nun mit seinem Team einen Urin-Test entwickelt, mit dem der Tumor aufgrund des veränderten Stoffwechsels nachgewiesen werden kann. Die Forscher maßen die Konzentrationen von neun Mikro-RNAs im Urin, kurzen Erbgut-Abschriften, die den Zell-Stoffwechsel steuern. Vier der neun Moleküle wiesen zwischen gesunden und Erkrankten deutliche Konzentrationsunterschiede auf.

    „Wir konnten erstmals zeigen, dass bei Brustkrebs das Mikro-RNA-Profil im Urin charakteristisch verändert ist“, sagt Prof. Stickeler. „Mikro-RNAs dürften sich also grundsätzlich für einen Brustkrebs-Test eignen.“ Anhand des Mikro-RNA-Profils konnten die Forscher wiederum mit einer Sicherheit von 91 Prozent darauf schließen, ob eine Probandin gesund oder krank war. „Die Diagnose-Sicherheit unserer Methode war damit sehr hoch“, sagt Prof. Stickeler.

    Die Studie umfasste 24 gesunde Probandinnen und 24 Frauen, bei denen kürzlich ein Brusttumor diagnostiziert worden war. Die Patientinnen befanden sich in den Tumorstadien 1, 2 oder 3. In weiteren Untersuchungen muss die Methode nun mit größeren Patientengruppen bestätigt werden.

    Methode bereits als Patent angemeldet

    Das Verfahren wurde von den Wissenschaftlern bereits als Patent angemeldet. „Der große Vorteil unserer Methode ist, dass wir nur ein paar Milliliter Urin benötigen und kein Blut oder gar Gewebe“, sagt Prof. Stickeler. Das macht das Diagnose-Verfahren sehr attraktiv für kontinuierliche Messungen, etwa zur Kontrolle des Therapieerfolgs. „Unser Verfahren könnte dazu führen, dass mehr Frauen eine solche Untersuchung wahrnehmen und so Brustkrebs früher erkannt wird“, so Prof. Stickeler weiter. Das hätte enorme Vorteile: „Je früher der Brustkrebs erkannt wird, desto besser können wir ihn behandeln. Frühzeitig festgestellt ist er heute in den meisten Fällen heilbar“, sagt Prof. Stickeler.

    Nach einer Diagnose wird das bösartige Gewebe in der Regel operativ entfernt. Anders als früher können die Ärzte mittlerweile meist die Brust erhalten. An die Operation schließt oft eine Chemo-, Antihormon- oder Antikörpertherapie an. Bei inoperablen Tumoren kann eine Hochpräzisionsbestrahlung in Erwägung gezogen werden.

    Original-Titel der Arbeit: Feasibility of urinary microRNA detection in breast cancer patients and its potential as an innovative non-invasive biomarker.

    DOI: 10.1186/s12885-015-1190-4

    Bildunterschrift: Mit Hilfe von Microarrays können Wissenschaftler die Konzentration von Hunderten Molekülen, in diesem Fall von Mikro-RNA, gleichzeitig bestimmen.

    Bildrechte: Universitätsklinikum Freiburg

    Kontakt:
    Prof. Dr. Elmar Stickeler
    Ärztlicher Leiter Senologie
    Klinik für Frauenheilkunde
    Universitätsklinikum Freiburg
    und Brustzentrum Freiburg Münsterplatz
    Telefon: 0761 270-31480
    elmar.stickeler@uniklinik-freiburg.de


    Weitere Informationen:

    http://www.biomedcentral.com/1471-2407/15/193 Link zur Publikation
    http://www.uniklinik-freiburg.de/nc/presse/pressemitteilungen/detailansicht/pres... Pressemitteilung: Universitätsklinikum Freiburg führt neue Behandlungsmethode bei Brustkrebs ein
    http://www.uniklinik-freiburg.de/frauenheilkunde.html Klinik für Frauenheilkunde
    http://www.brustzentrum-freiburg.de/ Brustzentrum Freiburg


    Bilder

    Mit Hilfe von Microarrays können Wissenschaftler die Konzentration von Hunderten Molekülen, in diesem Fall von Mikro-RNA, gleichzeitig bestimmen.
    Mit Hilfe von Microarrays können Wissenschaftler die Konzentration von Hunderten Molekülen, in diese ...
    Universitätsklinikum Freiburg
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler, jedermann
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Mit Hilfe von Microarrays können Wissenschaftler die Konzentration von Hunderten Molekülen, in diesem Fall von Mikro-RNA, gleichzeitig bestimmen.


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