Junge Männer sind alkoholgefährdet. Vorschriften etwa zum Mindestalter für den Kauf oder Ausschank von Alkohol können sie davor schützen. Eine nationale Studie unter der Leitung von UZH-Wissenschaftlern zeigt: Je mehr gesetzliche Massnahmen zur Alkoholprävention in einem Kanton in Kraft sind, desto weniger junge Männer trinken übermässig. Dies gilt jedoch nicht für Konsumenten mit einer Tendenz zu risikoreichem oder antisozialem Verhalten.
Beim Griff zum Glas haben sie häufig kein Mass. Unter jungen Schweizer Männern ist risikoreiches Trinken relativ weit verbreitet. Die positive Nachricht: gesetzliche Vorschriften – etwa zum Mindestalter für den Ausschank, zu Einschränkungen für den Verkauf oder für die Bewerbung von Alkoholika – wirken bei jungen Konsumenten präventiv. Dies zeigen Wissenschaftler der Universität Zürich anhand einer Befragung von rund 5'700 jungen Schweizer Männern.
Von den Befragten, im Durchschnitt 20 Jahre alt, sind knapp die Hälfte risikoreiche Trinker. Sie konsumieren monatlich mindestens sechs oder mehr alkoholische Getränke auf einmal. Beinahe ein Drittel davon hat zudem Alkoholprobleme, die sich in einem wiederholten Trinkverhalten mit schädlichen Folgen oder Gefahren äussern. «Junge Erwachsene und junge Männer sind am meisten gefährdet für risikoreiches und missbräuchliches Trinken, das sich zu einer Alkoholabhängigkeit entwickeln kann», sagt Meichun Mohler-Kuo, Professorin am Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention der Universität Zürich. Die in der Schweiz erhobenen hohen Zahlen stimmen überein mit Studienergebnissen aus anderen Ländern.
Je mehr kantonale Bestimmungen, desto geringer der Konsum
Die Wissenschaftler untersuchten den Einfluss der gesetzlich verankerten Präventionsmassnahmen auf den Alkoholkonsum der Befragten. Die Auswertung ergab, dass in den Kantonen mit mehr Präventionsmassnahmen weniger Männer risikoreich oder missbräuchlich Alkohol tranken. Auch dieses Resultat deckt sich mit internationalen Studien, die zeigen, dass die Einführung von Alkoholgesetzen zu einer Abnahme des Alkoholkonsums sowie alkoholbedingter Gesundheitsprobleme geführt hat.
Hingegen hatten diese Präventionsmassnahmen keinen Einfluss auf die Studienteilnehmer mit einer überdurchschnittlichen Tendenz zum «Sensation seeking» oder zu antisozialem Verhalten: Männer, die ungeachtet der Risiken verstärkt nach neuen oder aufregenden Erlebnissen suchen, sind anfälliger für einen Risikokonsum respektive Alkoholprobleme. Dasselbe gilt für Männer mit der Tendenz, die Rechte und Anliegen anderer weitgehend zu missachten. «Offenbar können mit den bestehenden Präventionsmassnahmen die Männer mit dem höchsten Risiko nur schwer erreicht werden», erklärt Simon Foster, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention der Universität Zürich. Bei ihnen hat die persönliche Veranlagung einen stärkeren Einfluss auf den Alkoholkonsum als die gesetzlichen Vorschriften. «Für diese Untergruppe braucht es spezielle Präventionsmassnahmen, welche auf die Früherkennung zielen und auf die Persönlichkeitsprofile der betroffenen Männer zugeschnitten sind», schliesst Simon Foster.
Literatur:
Simon Foster, Leonhard Held, Natalia Estévez, Gerhard Gmel, and Meichun Mohler-Kuo. Liberal alcohol legislation: Does it amplify the effects among Swiss men of person-related risk factors on heavy alcohol use? Addiction. July 29, 2015. doi:10.1111/add.13032
Begriffsdefinitionen
Risikokonsum:
Konsum von sechs oder mehr Standardgetränken auf einmal, mindestens einmal pro Monat.
Alkoholprobleme:
Alkoholprobleme beinhalten den Alkoholmissbrauch sowie die Alkoholabhängigkeit. Alkoholmissbrauch zeigt sich in einem wiederholten Trinkverhalten, das schädliche Folgen oder Gefahren nach sich zieht – etwa Autofahren in angetrunkenem Zustand oder ein Alkoholkonsum, der sich negativ auf die Schule oder Berufsausübung auswirkt. Eine Alkoholabhängigkeit besteht in der körperlichen und/oder psychischen Abhängigkeit von Alkohol. Bei jungen Männern äussern sich Alkoholprobleme vor allem im Alkoholmissbrauch.
Studie
Für die Studie wurden rund 5'700 Männer im durchschnittlichen Alter von 20 Jahren befragt. Die Befragung ist Teil der nationalen Studie «Cohort Study on Substance Use Risk Factors» (C-SURF), die vom Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention der Universität Zürich und dem Universitätsspital Lausanne (CHUV) geleitet wird.
Das Ziel der C-SURF-Studie ist, den Gebrauch verschiedener Substanzen bei jungen Männern zu identifizieren und längerfristig zu verfolgen. Sie befasst sich mit dem berufssoziologischen und familiären Hintergrund der Männer, ihrem Lebensstil und ihrer Persönlichkeit, ihrem Konsum von Alkohol, Tabak, Cannabis und anderen Substanzen, ihren Gewohnheiten mit Glücksspielen und dem Internet, ihrer Sexualität, ihrer physischen und psychischen Gesundheit sowie ihrem Wissen über gesundheitsbezogene Aspekte.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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