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24.10.2015 13:59

Rettung für Wildbienen: Forscher plädieren für „ein klein wenig Unordnung im Garten“

Florian Klebs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim

    Experten diskutieren an der Universität Hohenheim über die Gefahren für Wildbienen und erklären, wie der Laie für Nistplätze und Futterquellen sorgen kann

    Sie leben solitär, sind aber von großer Bedeutung für das Ökosystem: Die Wildbienen. Doch Wissenschaftler auf dem Landesbiologentag an der Universität Hohenheim warnen: Die Zahl der Wildbienen nimmt dramatisch ab. Was der Verbraucher für die Wildbienen tun und das dies auch einfach sein kann, erklären die Experten auf dem Landesbiologentag 2015 des Verbandes Biologie, Biowissenschaften & Biomedizin in Deutschland (VBiO) unter dem Motto „Wildbienen – Bestäuber ohne Lobby?“. Die besten Abiturienten im Fach Biologie wurden im Rahmen der Veranstaltung mit dem Karl von Frisch-Preis ausgezeichnet.

    „Wildbienen sind solitäre Tiere“, erklärt Prof. Dr. Martin Hasselmann, Leiter des Fachgebietes Populationsgenomik bei landwirtschaftlichen Nutztieren an der Universität Hohenheim.

    „Sie leben nicht in einem Staatengebilde wie die Honigbiene. Und obwohl sie auch nicht einen ganz so hohen Ertrag erschließen können, sind sie für das Ökosystem sehr wichtig. Sie werden – als Einzelgänger – nur nicht so wahrgenommen.“

    Überregulierung des Menschen bedroht die Wildbienen

    Über die Jahre habe die Zahl der Wildbienen dramatisch abgenommen, warnen die Experten auf dem Landesbiologentag 2015 an der Universität Hohenheim. „Anders als Honigbienen, die ein breites Spektrum an Pflanzen als Futterquellen umfassen, haben sich die meisten Wildbienen-Arten auf wenige Pflanzen spezialisiert und benötigen komplexe Lebensräume“, so Prof. Dr. Hasselmann. „So kann es zwar vorkommen, dass sich Wild- und Honigbienen bei der Futtersuche in die Quere kommen. Aber es sind die veränderten Landschaften, die wir Menschen schaffen, die den Wildbienen ihren Lebensraum nehmen.“

    Denn Wildbienen, erklärt der Experte der Universität Hohenheim weiter, seien sehr sensibel. „Sie benötigen eine optimale Mischung aus Futterquellen, Baumaterial und Nistplätzen. Für die Wildbiene muss das alles passen, sonst vermehrt sie sich nicht.“ Besonders beliebt sind tote Bäume und Äste, sandig-lehmhaltige Böden oder auch natürliche Steilwände.

    Doch gerade hier greift der Mensch zu oft ein, warnt Prof. Dr. Hasselmann. „Alte und tote Bäume von beispielsweise Streuobstwiesen sind ein beliebter Nistplatz, und nicht nur für Wildbienen. Viel zu oft werden diese Bäume aber entfernt, und mit ihnen auch potentielle Nistmöglichkeiten von Wildbienen. Wir Menschen neigen dazu, häufig alles regulieren und aufräumen zu wollen – dies ist nicht hilfreich für Wildbienen.“

    Auf dem Landesbiologentag 2015 an der Universität Hohenheim haben Experten aus dem Gebiet der Wild-und Honigbienen diskutiert und Interessierte beraten, was getan werden kann, um den Lebensraum der Wildbienen zu erhalten.

    Wie der Verbraucher den Wildbienen helfen kann

    Nistplätze & Baumaterial:
    Wildbienen bevorzugen alte, abgestorbene Hölzer, lehmhaltige Böden, Sand oder Löcher in Steilhängen. Vor allem das poröse Holz bietet ihnen dabei gleichzeitig auch noch das Material, kleine Kammern für ihre Larven zu bauen. „Eine Möglichkeit wäre es, den alten, toten Baumstumpf im Garten einfach mal stehen zu lassen“, meint Prof. Dr. Hasselmann. „Wer noch zusätzliche Nistplätze bieten will, kann beispielsweise einen Blumenkübel mit Sand an die Hauswand stellen. Schilfröhren und markhaltige Äste, horizontal ausgerichtet, bilden ebenfalls gute Nistmöglichkeiten. Der Platz sollte sonnenbeschienen sein und wenigstens etwas Schutz vor Regen bieten.“

    Futterquellen:
    Da Wildbienen sich meist auf wenige Pflanzen spezialisieren, brauchen sie bunte, blumenartreiche Wiesen. Hier ist dann für jeden etwas dabei. Vor allem Wiesen mit vielen Kräutern sind sehr beliebt, dafür gibt es auch spezielles Saatgut zu kaufen. „Durch das viele Rasenmähen zerstören wir auch die Vielfalt“, so der Experte der Universität Hohenheim. „So würde es helfen, einen Streifen von zwei Metern im Garten bewusst mal nicht regelmäßig zu mähen. Welche Vielfalt auf diesem Streifen dann wächst, wird sicherlich jeden erfreuen.“

    Karl von Frisch-Preis für herausragende Schülerleistungen

    Im Rahmen der Tagung konnten auch 23 von den insgesamt 53 Abiturienten aus Baden-Württemberg begrüßt werden, die von dem VBiO mit dem Karl von Frisch-Preis ausgezeichnet wurden. Der Verband belohnt damit seit 1993 herausragende Schülerleistungen im Bereich Biologie mit einer Urkunde, einem Buchpreis und der kostenlosen Mitgliedschaft im VBiO für ein Jahr.

    Text: C. Schmid / Klebs

    Kontakt für Medien:
    Prof. Dr. Martin Hasselmann, Universität Hohenheim, Fg. Populationsgenomik bei landwirtschaftlichen Nutztieren
    Tel.: 0711/459-22481, E-Mail: martin.hasselmann@uni-hohenheim.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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