Deutscher Anästhesiecongress vom 14. bis 16. April 2016 in Leipzig, 15.04.2016 (dk) – Damit die Teamarbeit im Operationssaal und auf der Intensivstation gelingt, ist eine klare Kommunikation zwischen den beteiligten Ärzten und Pflegekräften notwendig. Um die Zusammenarbeit innerhalb des medizinischen Personals zu verbessern, hat die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e. V. (DGAI) aktuelle Empfehlungen zu einer strukturierten Patientenübergabe nach Operationen herausgegeben [1]. Kernpunkt ist die Einführung eines Kommunikationstools in der Anästhesie und Intensivmedizin, dem SBAR-Konzept.
Hierdurch sollen Fehler aufgrund von Kommunikationsproblemen reduziert werden [2]. Das SBAR-Konzept (S = Situation, B = Background, Hintergrund, A = Assessment, Bewertung, R = Recommendation, Empfehlung) wurde in zahlreichen Studien in Europa, USA, Kanada und Australien evaluiert [2]. „Eine strukturierte Patientenübergabe trägt maßgeblich zur Verbesserung der Patientensicherheit bei. Denn gerade in stressigen Situationen müssen wir in der Anästhesie klar und deutlich miteinander kommunizieren, damit auch alle wichtigen Informationen ankommen“, so Professor Dr. Frank Wappler, Kongresspräsident des diesjährigen Deutschen Anästhesie¬congresses (DAC) in Leipzig.
Überall dort, wo schnell oft lebenswichtige Entscheidungen getroffen werden müssen, sind feste Regeln in der Kommunikation essenziell. Das ist rund um den Operationssaal (OP) ebenso wichtig wie zum Beispiel in einem Flugzeug-Cockpit. Checklisten als Kontrolle und Gedächtnisstütze sorgen in diesen Fällen für mehr Sicherheit. Für den Flugverkehr wurde in Europa und den USA das sogenannte Crew-Ressource-Management eingeführt. Die Piloten lernen unter anderem, bei Problemen nach einem festgelegten Muster zu kommunizieren. Entsprechend haben sich auch in den OPs feste Regeln der Kommunikation, sogenannte Standard Operating Procedures (SOP), etabliert. Zu diesen Standards gehört auch ein strukturiertes Übergabeprotokoll wie das SBAR-Konzept. Chirurgen, Anästhesisten, Assistenten und Pflegende arbeiten vor, während und nach einer Operation Hand in Hand. Gerade an den Schnittstellen, wenn der Patient vom Anästhesisten im OP an den Arzt bzw. die Pflegekräfte im Aufwachraum übergeben wird oder wiederum vom dortigen Arzt, dem Pflegepersonal an die Pflegekräfte auf der Station, ist eine funktionierende Kommunikation untereinander wichtig.
Kommunikationshindernisse beeinflussen Patientenübergabe
Bestimmte Hindernisse können die effektive Patientenübergabe beeinflussen. Dazu gehören zum Beispiel hierarchische Strukturen oder die Angst gegenüber dem Vorgesetzten oder Höhergestellten frei zu sprechen. Häufig ist auch wenig Zeit, viele Dinge müssen parallel erledigt werden und der Geräuschpegel ist hoch. Da helfen Standards in der Übergabe, damit auch unter großem Stress alles reibungslos abläuft und der Patient sicher übergeben werden kann. Das SBAR-Konzept kann die Kommunikation und die Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Ärzten und Pflegekräften verbessern und zur Sicherheit des Patienten beitragen: Mehrere Studien zeigten mit Verwendung des SBAR-Konzepts eine signifikante Reduktion unerwarteter Todesfälle [3] und eine Verbesserung der Patientensicherheit [4].
Was beinhaltet das SBAR-Konzept?
Die strukturierte Übergabe nach dem SBAR-Konzept wird beispielsweise an der Klinik für Anästhesiologie der Ludwig-Maximilians-Universität München durchgeführt. Eine Kurzanleitung zu den vier Schritten des SBAR-Konzeptes unterstützt alle Beteiligten dabei, dass alle wichtigen Informationen und Empfehlungen nach einer festgelegten, thematisch geordneten Reihenfolge übermittelt werden: Unter „Situation“ (S) sind alle Informationen über Name, Alter, Geschlecht, Diagnose, Art des Eingriffes und Details zur Anästhesie zusammengefasst. Zum „Hintergrund“ (B, Background) zählen unter anderem Angaben über Allergien, Medikamente vor der Operation, Komorbiditäten, präoperative Diagnostik und Ereignisse während des Eingriffs. In der „Bewertung“ (A, Assessment) sind zum Beispiel Informationen zu Lagerung, Zugängen, Blutverlust, Blut- und Gerinnungsprodukten, zum aktuellen Stand der OP, letzten Laborwerten und Medikamenten wie Antibiotika oder Schmerzmittel enthalten. Abschließend gibt es eine „Empfehlung“ (R, Recommendation) mit Operationsdetails wie Drainagen, Anordnungen des operierenden Arztes, Informationen zu Beatmung sowie zur postoperativen Schmerztherapie.
„Patientensicherheit ist unser Auftrag und stellt gerade in unserem Aufgabengebiet eine Herausforderung dar. Dieser möchten wir uns in der DGAI stellen. Einen wichtigen Beitrag hierzu leisten Instrumente, wie das SBAR-Konzept, die die Zusammenarbeit in der Klinik optimieren“, erklärt Professor Dr. Thea Koch, Präsidentin der DGAI. „Darüber hinaus ist für die meist besorgten Patienten, die sich ja in Ausnahmesituationen befinden, eine empathische und kompetente Behandlung von großer Bedeutung. Sie sollen sich auch vor großen Operationen, bei Notfällen und auf der Intensivstation gut und sicher aufgehoben fühlen“, so Koch weiter.
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Weitere Informationen im Internet:
Deutscher Anästhesiecongress (DAC) 2016 in Leipzig
http://www.dac2016.de.
Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e. V. http://www.dgai.de
Veranstaltung auf dem DAC 2016 zum Thema:
Sonderveranstaltung: Checklisten – nicht nur hilfreich in der Luftfahrt!
Vorträge:
Dr. med. Johannes Wacker, Zürich
Dr. Dr. med. Jan-Henrik Schiff, Stuttgart
Dr. Andreas Böhmer, Köln
Vorsitz:
Univ.- Prof. Dr. med. Hartmut Bürkle, Freiburg
Dr. med. Thomas Standl, Solingen
Termin: Donnerstag, 14. April 2016, 14.30 bis 16.00 Uhr
Ort: Congress Center Leipzig, Saal 2,
Seehausener Allee 1, 04356 Leipzig
Über die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e. V. (DGAI):
Die im April 1953 gegründete Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und lntensivmedizin e. V. (DGAI) vereinigt über 14.890 Mitglieder und ist damit die drittgrößte medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft Deutschlands. Nach ihrer Satzung hat sie die Aufgabe, „Ärzte zur gemeinsamen Arbeit am Ausbau und Fortschritt der Anästhesiologie, lntensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie zu vereinen und auf diesen Gebieten die bestmögliche Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen“. Gemeinsam mit dem Berufsverband Deutscher Anästhesisten e. V. (BDA) trägt die DGAI die Deutsche Akademie für Anästhesiologische Fortbildung e. V. (DAAF), die regelmäßig Weiter- und Fortbildungsveranstaltungen für Anästhesisten durchführt. Die DGAI veranstaltet jährlich den Deutschen Anästhesiecongress (DAC), den Hauptstadtkongress der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (HAI) und richtet darüber hinaus internationale Anästhesiekongresse aus. Präsidentin der DGAI ist Prof. Dr. med. Thea Koch, Dresden.
Quellen:
[1] von Dossow V, Zwißler B: DGAInfo, Empfehlung - Strukturierte Patientenübergabe in der perioperativen Phase – Das SBAR-Konzept. Anästh Intensivmed 2016;57:88-90.
[2] Randmaa M, Martensson G, Swenne CL, et al.: SBAR improves communication and safety climate and decreases incident reports due to communication errors in an anesthetic clinic: a prospective intervention study. BMJ Open 2014;4:1-8.
[3] De Meester K, Verspuy M, Monsieurs KG, et al.: SBAR improves nurse-physician communication and reduces unexpected death: a pre and post intervention study. Resuscitation 2013;84:1192-611.
[4] Velji K, Baker GR, Fancott C, et al.: Effectiveness of an adapted SBAR communication tool for a rehabilitation setting. Healthc Q 2008;11:72-9.
Herausgeber:
Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e. V. (DGAI)
Roritzerstraße 27
90419 Nürnberg
www.dgai.de
Pressekontakt:
Dorothea Küsters Life Science Communications GmbH
Leimenrode 29, 60322 Frankfurt am Main
Constanze Dewald; Bettina Sieber
T: 069 / 61 998-112; F: 069 / 61 998-10
dewald@dkcommunications.de
Auf dem DAC:
Pressebüro im Bankett Raum 4 (Ebene 0), Congress Center Leipzig
In der Zeit vom 14. bis 16. April 2016:
Donnerstag, 14. April 2016, 8.00 bis 17.00 Uhr
Freitag, 15. April 2016, 8.00 bis 17.00 Uhr
Samstag, 16. April 2016, 8.00 bis 16.00 Uhr
Tel.: 0341/4145-5178 (während des Kongresses)
Fax: 0341/4145-5179 (während des Kongresses)
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Gesellschaft, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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