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14.06.2016 13:18

Ernährung und Strahlentherapie: Mangelernährung und Gewichtsverlust gezielt abwenden

Medizin - Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

    Mannheim – Bis zu 80 Prozent aller Patienten mit einer Krebserkrankung im Magen oder in der Speiseröhre sind bereits mangelernährt, bevor sie eine Behandlung beginnen. Eine Strahlentherapie kann zu Übelkeit und Erbrechen führen, die diesen Effekt noch verstärken. Dabei können Mangelernährung und Gewichtsabnahme sich negativ auf das Wohlbefinden und den Therapieerfolg auswirken. Mit individuell zugeschnittenen Ernährungskonzepten können die Ärzte gegensteuern. Darauf weisen die Experten im Vorfeld der 22. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) vom 16. bis 19. Juni 2016 in Mannheim hin. Gleich zwei wissenschaftliche Symposien befassen sich mit diesem Thema.

    Die meisten Krebspatienten vertragen die Strahlentherapie gut, erklärt Tagungspräsident Professor Dr. med. Fredrik Wenz, der die Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie am Universitätsklinikum Mannheim leitet. „Nebenwirkungen sind erfreulicherweise rückläufig, dank neuer Bestrahlungstechniken, die den Tumor punktgenau treffen.“

    Bei bestimmten Tumoren im Hals-, Nasen-, Ohrenbereich, der Speiseröhre, bei gynäkologischen Tumoren, Blasen oder Prostatakrebs ist das „Mitbestrahlen“ des Verdauungstraktes aber fast nicht zu verhindern, weil er an den Tumor angrenzt oder gar direkt im Tumorbereich liegt. Professor Wenz: „Das größte Problem der Radiotherapie im oberen Teil unseres Verdauungsapparates ist, dass die meisten Patienten bereits vor Beginn jeglicher Behandlung durch die Tumorerkrankung selbst mangelernährt sind.“

    Wenn dann bei der Bestrahlung der besonders empfindliche Bereich zwischen Bauchnabel und Rippenbogen nicht ausgespart werden kann, sind Übelkeit und Erbrechen mögliche Nebenwirkungen. Nimmt der Patient in dieser Zeit zu wenige Nährstoffe auf, entwickelt er eine Mangelernährung oder verstärkt die bereits bestehende – das psychische und körperliche Wohlbefinden leiden. „Es ist aber nicht nur die Lebensqualität, die uns dann Sorgen macht“, erklärt der Tagungspräsident. „Die Patienten sind mitunter infektionsanfälliger und Heilungsprozesse, insbesondere Reparaturmechanismen am Normalgewebe, können verlangsamt sein.“

    „Wichtig ist es, ab der Erstdiagnose des Tumors regelmäßig eine ernährungsmedizinische Standarduntersuchung durchzuführen“, merkt der Präsident der DEGRO, Professor Dr. med. Jürgen Debus an. Ein spezieller Fragebogen, das Nutritional Risk Screening (NRS 2002), erfasst Anzeichen für Mangelernährung.

    Bei Tumoren im unteren Rumpfbereich wie bei gynäkologischen Tumoren oder Mastdarmkrebs sind Entzündungen des Darms möglich. Diese kann der Arzt mit antientzündlichen Medikamenten und Mikronährstoffen behandeln. „Der Patient sollte in dieser Zeit eher kein rohes Gemüse und wenig Ballaststoffe zu sich nehmen. Wir empfehlen eine leichte Vollkost, bei der auf Koffein, stark zucker- und fetthaltige Lebensmittel, scharfe Gewürze und schwer Verdauliches wie Hülsenfrüchte oder Pilze verzichtet wird“, empfiehlt Professor Debus, Ärztlicher Direktor der Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie am Universitätsklinikum Heidelberg. Wenn Patienten aufgrund ihrer Krebserkrankung und der Therapie keine Nahrung zu sich nehmen können, verhindert eine Ernährungssonde oder eine Infusion mit Nährstofflösung einen weiteren Gewichtsverlust.

    Für die Strahlenexperten heißt die Herausforderung: Trotz verbesserter und schonenderer Bestrahlungsmethoden muss für jeden Patienten ein individuelles Ernährungskonzept gefunden werden. „Das geht natürlich nur interdisziplinär zusammen mit Ernährungsmedizinern und Ernährungsberatern“, betont Tagungspräsident Wenz.
    Neue Erkenntnisse über die Problematik von Ernährung und Strahlentherapie und welche Ernährungskonzepte sich für Krebspatienten bewährt haben, diskutieren die Experten in zwei Symposien der DEGRO-Jahrestagung vom 16. bis 19. Juni 2016 in Mannheim.

    Literatur:
    H. Bertz, Th. Brunner: Ernährungsprobleme unter Radiotherapie (RT) und Radiochemotherapie (RCT).
    Aktuel Ernährungsmed 2016; 41(02): 88-94. DOI: 10.1055/s-0042-102127. https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/s-0042-102127

    Terminhinweise:
    Pressekonferenz anlässlich der 22. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie
    Termin: Donnerstag, 16. Juni 2016, 11:00 bis 12:00 Uhr
    Ort: Congress Center Rosengarten Mannheim, Raum 3.9
    Anschrift: Rosengartenplatz 2, 68161 Mannheim

    Symposien
    SY10 Integrative Medizin – Ernährungsmedizin in der Radioonkologie
    Vorsitz: F.-J. Prott (Wiesbaden), O. Micke (Bielefeld)
    Termin: Freitag, 17. Juni 2016, 10:30–12:00 Uhr
    Ort: Congress Center Rosengarten Mannheim, Raum Gustav Mahler III
    Anschrift: Rosengartenplatz 2, 68161 Mannheim

    SY16 Symposium (für Studenten) – Ernährung, Bewegung und Krebs
    Vorsitz: F.-J. Prott (Wiesbaden), U. Haverkamp (Münster)
    Termin: Samstag, 18. Juni 2016, 10:30–12:00 Uhr
    Ort: Congress Center Rosengarten Mannheim, Raum Gustav Mahler II
    Anschrift: Rosengartenplatz 2, 68161 Mannheim

    Weitere Informationen zur Tagung und das wissenschaftliche Programm finden Sie im Internet: http://www.degro.org/degro2016/.

    Zur Strahlentherapie:
    Die Strahlentherapie ist eine lokale, nicht-invasive, hochpräzise Behandlungsmethode mit hohen Sicherheitsstandards und regelmäßigen Qualitätskontrollen. Bildgebende Verfahren wie die Computer- oder Magnetresonanztomografie ermöglichen eine exakte Ortung des Krankheitsherdes, sodass die Radioonkologen die Strahlen dann zielgenau auf das zu bestrahlende Gewebe lenken können. Umliegendes Gewebe bleibt weitestgehend verschont.


    Kontakt für Journalisten:
    Dagmar Arnold/Lisa Ströhlein
    DEGRO-Kongress-Pressestelle
    Postfach 30 11 20
    70451 Stuttgart
    Telefon: 0711 8931-380/ 0711 8931-459
    Telefax: 0711 8931-167
    E-Mail: arnold@medizinkommunikation.org
    E-Mail: stroehlein@medizinkommunikation.org


    Weitere Informationen:

    http://www.degro.org


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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