Der Schlaganfall ist die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Rund 260.000 Menschen pro Jahr sind von ihm betroffen. Bei 80 Prozent ist eine Durchblutungsstörung die Ursache. Bei etwa fünf Prozent dieser Patienten verschließen große Blutgerinnsel ein Hirngefäß. Bei ihnen hilft die medikamentöse Therapie häufig nicht. Doch 2015 ist eine neue Ära in der Schlaganfallbehandlung angebrochen: Zahlreiche Studien bescheinigten der Thrombektomie einen besonderen Erfolg. Dadurch haben sich die Behandlungsmöglichkeiten für Schlaganfallpatienten geändert. Wie sich die neue Methode verbreitet diskutieren Experten auf einer Pressekonferenz anlässlich des Weltschlaganfalltags
„Die Thrombektomie setzt sich in Deutschland durch“, sagt Professor Dr. med. Joachim Röther, Pressesprecher der DSG und Chefarzt der Neurologischen Abteilung der Asklepios Klinik Altona. „Die bahnbrechende neue Methode kann schwere Behinderungen nach einem starken Schlaganfall vermeiden, indem sie eine verstopfte Hirnarterie von einem Blutgerinnsel befreit.“ Bei dem Verfahren schieben Neurointerventionalisten von der Leiste aus einen Katheter bis an die Stelle des Hirngefäßes, wo das Blutgerinnsel die Arterie blockiert hat. Der Katheter durchbohrt den Thrombus und umschließt das Gerinnsel anschließend mit einem Stent wie ein Drahtkäfig, sodass der Blutpfropfen herausgezogen werden kann.
Von einer Therapie mit experimentellem Charakter hin zu einer führenden Schlaganfall-behandlungsform – so lässt sich die Entwicklung der Thrombektomie beschreiben: Obwohl erst im April 2015 auf dem europäischen Schlaganfall-Kongress in Glasgow aussagekräftige Studien vorgestellt wurden, bescheinigen mehrere Multicenterstudien der neuen Therapie schon jetzt eine hohe Wirksamkeit. Sie wurde rasch in die deutschen und europäischen Leitlinien zur Schlaganfalltherapie integriert. Im internationalen Vergleich ist Deutschland besonders gut aufgestellt: „Wir haben mittlerweile eine gute Flächenabdeckung mit Neurovaskulären Netzwerken, innerhalb derer die Patienten der mechanischen Thrombektomie zugeführt werden“, so Röther. „Um diese qualitativ hochwertige Behandlung sichern und ausbauen zu können, ist vor allem ein rascher rettungsdienstlicher Transport der Patienten in die Kliniken mit einer Katheterbereitschaft notwendig.“ Hier sei es wichtig, die Rettungsdienste der Länder zu optimieren und entsprechende Richtlinien zu entwickeln.
Deutschland hat ausgezeichnete Strukturen, um eine Thrombektomie-Versorgung von Patienten mit schweren Schlaganfällen auch in der Fläche zu ermöglichen: umfassende Weiterbildung, ein Zertifizierungssystem für die Schlaganfall-Spezialstationen (Stroke Units), die Interventionelle Neuroradiologie sowie Qualitätsdokumentation und -sicherung. Professor Hans-Christoph Diener, Schlaganfallexperte und Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), betont: „Die akute Schlaganfallbehandlung bestehend aus Thrombolyse und Thrombektomie gehört eingebunden in das System der Stroke Units. Nur in diesen Strukturen ist es möglich, die Mortalität beim ischämischen Schlaganfall weiter zu senken und schwere Behinderungen der Patienten weiter zu reduzieren.“
- Bei Abdruck Beleg erbeten -
Literatur
• Peter A. Ringleb, Gerhard F. Hamann, Joachim Röther, Olav Jansen, Christoph Groden, Roland Veltkamp. Akuttherapie des ischämischen Schlaganfalls, Ergänzung 2015 - Rekanalisierende Therapie. Hrsg.: Deutsche Gesellschaft für Neurologie, 2016. Online: www.dgn.org/leitlinien und www.awmf.org
Fachlicher Kontakt bei Rückfragen
Prof. Dr. med. Joachim Röther
Pressesprecher der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG)
Chefarzt Neurologische Abteilung
Asklepios Klinik Altona
Paul-Ehrlich-Straße 1, 22763 Hamburg
Tel.: +49 (0)40-181881-1401
E-Mail: j.roether@asklepios.com
Kontakt für Journalisten:
Pressestelle der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft
Friederike Gehlenborg
Tel.: +49 (0)711 8931-295, Fax: +49 (0)711 8931-167
E-Mail: gehlenborg@medizinkommunikation.org
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