idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
20.10.2016 13:00

Neue bioabbaubare Mulchfolien und Geotextilien in Entwicklung

Dr. Torsten Gabriel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.

    Interessant für Landwirte und Wasserbau – Biologischer Abbau zum optimalen Zeitpunkt. Eine Mulchfolie soll außerdem Schädlinge abwehren.

    In zwei Projekten wollen Teams aus Forschung und Wirtschaft neue Mulchfolien und Geotextilien aus biobasierten Polymeren und Naturfasern entwickeln, bei denen der Abbau genau zum richtigen Zeitpunkt einsetzt. Die Mulchfolien sind für die Landwirtschaft, die Geotextilien für Akteure im Wasserbau interessant. Ein drittes bereits laufendes Vorhaben setzt auf sprühbare Mulchfolien, die durch optische Effekte abschreckend auf Schädlinge wirken.

    Alle Vorhaben werden vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über den Projektträger Fachagentur Nachwachsend Rohstoffe e. V. (FNR) gefördert.

    Biologisch abbaubare Mulchfolien gibt es bereits seit einigen Jahren auf dem Markt. Wie die konventionellen Folien aus Polyethylen setzen Landwirte sie vor allem im Gemüse- und Erdbeeranbau ein, um den Boden unkrautfrei zu halten. Der große Vorteil der biobasierten Variante: Sie soll direkt auf dem Acker verrotten und dem Landwirt das mühsame wieder Einsammeln ersparen. In der Praxis findet der Abbau allerdings oft nicht im gewünschten Zeitraum statt und der Bauer muss die Folie dann doch manuell entfernen. Deshalb haben sich bioabbaubare Mulchfolien bislang kaum durchgesetzt, zumal ihr Preis beim etwa Dreifachen des konventionellen Produktes liegt. Die Hochschule Hof will nun mit drei Partnern biobasierte und abbaubare Mulchfolien entwickeln, die sich nach genau definierten Zeiträumen - angepasst an die Anbauzeitspannen verschiedener Kulturen - tatsächlich zersetzen. So ist u. a. eine Erdbeer-Folie geplant, die nach 1,5 Jahren mit der Zersetzung beginnt. Auslöser für den Abbau soll der vermehrte Bodenkontakt durch Unterpflügen sein. In einem Folgeprojekt wollen die Forscher außerdem eine Düngeschicht in die aus mehreren Schichten aufgebauten Folien integrieren, erste Vorarbeiten dazu laufen in dem jetzigen Projekt.

    Für die neuartigen Compounds testen die Forscher biobasierte Polymere wie Stärke, Polylactid (PLA), Polycaprolacton (PCL), Polyhydroxyalkanoate (PHA), Polybutylenadipatterephthalat (PBAT) und Polybutylensuccinat (PBS). Die Zeit des biologischen Abbaus wollen sie durch Kombination von schneller und langsamer abbaubaren Materialien steuern.

    Ein Entwickler-Team vom Fraunhofer UMSICHT will mit vier Partnern Geotextilien als Filter für eine Uferbefestigung an Wasserstraßen unter Verwendung von Pflanzen entwickeln. Auch bei diesem Produkt spielt der Abbau im richtigen Zeitraum eine wichtige Rolle. Hintergrund ist, dass die EU-Wasserrahmenrichtlinie Nr. 2000/60/EG eine ökologische Verbesserung u. a. im Bereich der Wasserstraßen fordert. Eine Möglichkeit ist die Anwendung naturnäherer Ufersicherungen als Alternative zu den technischen Schüttsteindeckwerken. Die Geotextilien dienen dem Erosionsschutz während der kritischen Anfangszeit, in der sich die Pflanzen und insbesondere deren Wurzeln erst entwickeln müssen. Dabei sollen sich die verschiedenen Komponenten des Textils in unterschiedlicher Geschwindigkeit zersetzen: Die schnell abbaubaren Naturfasern schaffen Wuchskanäle für Wurzeln. Langsamer abbauende biobasierte Polymerfasern sollen die Bodensicherung über einen Zeitraum von mindestens 3 Jahren gewährleisten, bis die Vegetation die Aufgabe der Befestigung allein übernimmt.

    Die neuen Geotextilien sind ein Ersatz für aktuell verwendete Materialien, die die Anforderungen nicht ausreichend erfüllen. So sind derzeitige biobasierte Befestigungen zum Beispiel nicht ausreichend stabil und zersetzen sich zu schnell. Verwendete Kunststoff- oder Metallnetze und –geflechte wiederum überdauern Jahrzehnte, gefährden potenziell Mensch und Tier und müssen im Falle eines Rückbaus aufwändig entfernt werden. Die Forscher wollen für die neuen Geotextilfilter vor allem eine Mischung aus verschiedenen Naturfasern und Man-made Fasern in einem Geotextilfilter zusammenführen und testen.

    In einem dritten, bereits seit letztem Jahr laufenden Vorhaben entwickeln die Universität Hannover und die Heinrich GLAESER Nachf. GmbH eine sprühfähige biobasierte Mulchfolie, die aufgrund ihrer optischen Eigenschaften abschreckend auf Schädlinge wirkt. Dazu variieren sie Farbe und das reflektierte Lichtspektrum der Folie. Das Projekt wird ebenfalls vom BMEL über die FNR gefördert.

    Projektpartner und Förderkennzeichen

    Informationen und Ansprechpartner stehen auf fnr.de im Menü Projekte & Förderung unter folgenden Förderkennzeichen zur Verfügung:

    Entwicklung einer neuartigen biologisch abbaubaren Mulchfolie mit einstellbarer biologischer Abbauzeit:

    22035414 Entwicklung und Prüfung
    Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hof

    22026915 Herstellung Compounds
    TECNARO Gesellschaft zur industriellen Anwendung nachwachsender Rohstoffe mbH

    22029215 Herstellung Mulchfolie
    POLIFILM EXTRUSION GmbH

    22026815 Prüfung der biologischen Abbaubarkeit
    Verein zur Förderung agrar- und stadtökologischer Projekte e. V.

    Sequentiell biologisch abbaubare Geotextilien (Bioshoreline):

    22000815 Entwicklung von Werkstoffen für Polymerfasern, Test der Bioabbaubarkeit, Koordination
    Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (UMSICHT)

    22020815 Polymerfaserherstellung
    Trevira GmbH

    22020915 Produktion von Werkstoffen für die Biopolymerfaserherstellung
    FKuR Kunststoff GmbH

    In Zusammenarbeit mit:
    Bundesanstalt für Wasserbau
    und
    BNP Brinkmann GmbH & Co. KG

    Entwicklung einer biologisch abbaubaren, sprühfähigen Mulchfolie aus NaWaRos zur Steigerung der Nachhaltigkeit beim integrierten Pflanzenschutz von intensiven gartenbaulichen Freilandkulturen:

    22008214 Optimierung der optischen Eigenschaften, Parzellenversuche
    Leibniz Universität Hannover

    22014815 Prüfung der technischen Eigenschaften
    Heinrich GLAESER Nachf. GmbH (Glaeser)

    In Zusammenarbeit mit:
    Thüringische Institut für Textil- und Kunststoff-Forschung e.V. (TITK)


    Weitere Informationen:

    http://www.fnr.de/projektfoerderung/projekte-und-ergebnisse/projektverzeichnis/


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Tier / Land / Forst, Werkstoffwissenschaften
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).