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14.11.2016 12:04

Rekordanstieg des atmosphärischen CO2 aufgrund geschwächter Aufnahme in der Biosphäre

Susanne Héjja Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Biogeochemie

    Obwohl die anthropogenen Emissionen in 2015 nur sehr gering angestiegen sind, markiert die Zunahme von 23 Gt Kohlendioxid (CO2) in der Atmosphäre pro Jahr einen neuen Wachstumsrekord. Sie übertrifft damit auch den Zuwachs der vorherigen Dekade, der im Durchschnitt bei 16 Gt CO2 pro Jahr lag. Das Jahr 2016 könnte mit 25 Gt CO2 pro Jahr einen weiteren Rekord aufstellen. Die atmosphärische CO2-Konzentration liegt nun um 44 Prozent höher als in vorindustrieller Zeit und ist damit die höchste der letzten 800 000 Jahre.

    Verursacht wird die hohe Wachstumsrate des atmosphärischen CO2 hauptsächlich durch eine verminderte Kohlenstoffspeicherung der Landbiosphäre. Sie steht im Zusammenhang mit einem El Nino- Ereignis von Mai 2015 bis Juni 2016, welches zu ungewöhnlich warmen und trockenen Bedingungen in den Tropen geführt hatte. Im Jahr 2015 speicherten die Landökosysteme nur 7 [4 – 10] Gt CO2 pro Jahr, was etwa 60 Prozent der durchschnittlichen Rate der vorigen Dekade entspricht.

    „Was wir hier sehen, ist die Antwort der tropischen Landökosysteme auf starke jährliche Klimaschwankungen“ erklärt Dr. Sönke Zaehle vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena, der Modellsimulationen zur Studie beitrug. „Die Landbiosphäre reduziert durch ihre Kohlenstoffspeicherung im Mittel die Wachstumsrate des atmosphärischen Kohlendioxids, ein Prozess, der sich sehr wahrscheinlich auch in den nächsten Jahren fortsetzen wird. Jahre wie 2015 zeigen, dass wärmere Temperaturen und insbesondere verstärkte Trockenheit in bestimmten Regionen unserer Erde diese Kohlenstoffspeicherung beeinträchtigen können.“

    Das Hoch in der atmosphärischen Wachstumsrate entwickelte sich vor dem Hintergrund stagnierender globaler CO2-Emissionen aus fossilen Quellen, die im dritten Jahr in Folge nicht mehr so stark anstiegen und letztlich bei etwa 36.3 Gt CO2 pro Jahr stagnierten (entsprechend einem globalem Mittel in den Pro-Kopf Emissionen von 4.9 t CO2 pro Jahr). Prof. Corinne Le Quéré von der University of East Anglia, Hauptautorin der Studie, erklärt „Dieses dritte Jahr mit beinahe Null-Wachstum der fossilen Emissionen ist beispiellos in einer Phase starken ökonomischen Wachstums. Möglicherweise deutet dies auf eine langfristige Entkopplung der Wachstumsraten von fossilen Emissionen und Ökonomie hin.“

    Eine Verifizierung der anthropogenen Emissionen und ihrer Trends auf nationaler Ebene ist mit den momentanen Messmethoden aufgrund der Variabilität der Kohlenstoffflüsse in der Umwelt nicht zuverlässig möglich. Dies bedeutet auch, dass es mit den heutigen Mitteln noch etwa 5 bis 10 Jahre dauern würde, bis sich ein möglicher Gipfelpunkt in den fossilen Emissionen unabhängig bestätigen ließe.

    Originalpublikation
    Le Quéré, C., Andrew, R. M., Canadell, J. G., Sitch, S., Korsbakken, J. I., Peters, G. P., Manning, A. C., Boden, T. A., Tans, P. P., Houghton, R. A., Keeling, R. F., Alin, S., Andrews, O. D., Anthoni, P., Barbero, L., Bopp, L., Chevallier, F., Chini, L. P., Ciais, P., Currie, K., Delire, C., Doney, S. C., Friedlingstein, P., Gkritzalis, T., Harris, I., Hauck, J., Haverd, V., Hoppema, M., Klein Goldewijk, K., Jain, A. K., Kato, E., Körtzinger, A., Landschützer, P., Lefèvre, N., Lenton, A., Lienert, S., Lombardozzi, D., Melton, J. R., Metzl, N., Millero, F., Monteiro, P. M. S., Munro, D. R., Nabel, J. E. M. S., Nakaoka, S., O’Brien, K., Olsen, A., Omar, A. M., Ono, T., Pierrot, D., Poulter, B., Rödenbeck, C., Salisbury, J., Schuster, U., Schwinger, J., Séférian, R., Skjelvan, I., Stocker, B. D., Sutton, A. J., Takahashi, T., Tian, H., Tilbrook, B., van der Laan-Luijkx, I. T., van der Werf, G. R., Viovy, N., Walker, A. P., Wiltshire, A. J., and Zaehle, S.: Global Carbon Budget 2016, Earth Syst. Sci. Data, 8, 605-649, doi: 10.5194/essd-8-605-2016, 2016. http://www.earth-syst-sci-data.net/8/605/2016/

    Diese Pressinformation ist Teil des Globalen Kohlenstoffbudgets 2016, welches jährlich im Rahmen des Globalen Kohlenstoffprojekts veröffentlicht wird. Weitere Informationen und Daten dazu finden Sie hier:
    ● Le Quéré et al. (2016) Global Carbon Budget 2016. Earth System Science Data http://www.earth-syst-sci-data.net/8/605/2016/
    Access:
    ● Daten und Graphiken: http://www.globalcarbonproject.org/carbonbudget
    ● Datenschnittstelle zur Datensuche: http://www.globalcarbonatlas.org
    Soziale Medien:
    ● Facebook https://www.facebook.com/globalcarbonproject
    ● Twitter: @gcarbonproject
    Infographik: http://www.globalcarbonbudget2016.org/
    Funding:
    ● Beiträge zum Globalen Kohlenstoffbudget 2016 werden durch Forschungsinstitutionen und staatliche Stellen in verschiedenen Ländern gefördert.
    ● Der Globale Kohlenstoffatlas, der einen vereinfachten Zugang zu Emissionsdaten bereitstellt, wird durch die BNP Paribas Foundation gefördert.
    ● Eine vollständige Liste der Förderer findet sich in Tabelle B1 der ESSD Veröffentlichung.

    Kontakt am MPI für Biogeochemie, Jena
    Dr. Sönke Zaehle
    Tel: 03641-57 6230
    E-Mail: szaehle@bgc-jena.mpg.de


    Weitere Informationen:

    https://www.bgc-jena.mpg.de


    Bilder

    Blick auf den Amazonas Regenwald in Brasilien, einer riesigen Kohlenstoffsenke, vom ATTO-Klimamessturm
    Blick auf den Amazonas Regenwald in Brasilien, einer riesigen Kohlenstoffsenke, vom ATTO-Klimamesstu ...
    Quelle: Jost V. Lavric


    Anhang
    attachment icon Graphiken zum Kohlenstoffbudget

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Geowissenschaften, Meer / Klima
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Blick auf den Amazonas Regenwald in Brasilien, einer riesigen Kohlenstoffsenke, vom ATTO-Klimamessturm


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