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20.12.2016 10:00

Wenn Blutplättchen Hautkrebs eskalieren lassen

Stephan Brodicky Öffentlichkeitsarbeit
Universität Wien

    Utl: ChemikerInnen der Universität Wien analysieren Krankheitsmechanismen beim Melanom

    Die Krebstherapie beim Melanom hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Dennoch kommt es immer wieder zur Ausbildung von Resistenzen, die zu einer fatalen Eskalation der Krankheit und letztlich zum Tod führen können. Dem Chemiker Christopher Gerner von der Universität Wien ist es durch die Analyse von Serumproben gelungen, Blutplättchen als wichtige Akteure in der Eskalation des Melanoms zu identifizieren. Die aktuellen Erkenntnisse wurden im amerikanischen Fachjournal "Molecular Cellular Proteomics" publiziert.

    Durch moderne Kombinationstherapien können heutzutage selbst bei metastasierenden TumorpatientInnen komplette Remissionen erzielt werden. Meist sind die Erfolge aber nur von kurzer Dauer: Oft bilden sich Resistenzen, die häufig eine so genannte Tumor-assoziierte Kachexie zur Folge haben – eine fatale Eskalation der Krebserkrankung, welche alle Organsysteme des Körpers erfasst und diesen in hohem Maße Energie entzieht, was letztendlich zum Tod der PatientInnen führt. Obwohl die Kachexie ausführlich erforscht wurde, konnte bislang kein eindeutiger Zusammenhang zu vorausgegangenen Krebserkrankungen gefunden werden.

    Das internationale ForscherInnenteam um Christopher Gerner vom Institut für Analytische Chemie der Fakultät für Chemie hat sich auf die umfassende Analyse von Biomolekülen aus komplexen biologischen Proben spezialisiert. Die Protein- und Lipid-Analysen der Serumproben von HautkrebspatientInnen – erhalten aus einem Kooperationsprojekt mit der Universitätsklinik Regensburg – lieferten überraschende Befunde. Einige Proteine und Lipide, die im Serum der PatientInnen stark erhöht waren, stammen aus aktivierten Blutplättchen.

    Die genaue Analyse der Daten erlaubte es, jene Mechanismen aufzuklären, welche für die Entwicklung der Krebs-assoziierten Kachexie verantwortlich sind. "Offenbar kommt es durch ein komplexes Zusammenspiel von Tumorzellen und Leber zur Bildung von funktionell hochaktiven Molekülen, welche zur chronischen Aktivierung von Blutplättchen führen. Diese so aktivierten Blutplättchen 'helfen' fatalerweise den Tumorzellen, indem sie u.a. Wachstumsfaktoren freisetzen, und verursachen somit die Eskalation der Erkrankung", erklärt Christopher Gerner.

    Diese Erkenntnisse bieten ein völlig neuartiges Erklärungsmodell für die Nachhaltigkeitsprobleme moderner Therapieformen. "Unsere erstmals erkannte und beschriebene Form der chemischen Tumorwachstumsförderung durch Blutplättchen wird durch moderne Therapieformen, die ganz auf genetische Eigenschaften von Tumorzellen zugeschnitten sind, nicht kontrolliert", erklärt Gerner. Entsprechend sind bereits klinische Testreihen gemeinsam mit der Medizinischen Universität Wien in Planung, um die aus diesem Studienergebnis abgeleiteten diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten gemeinsam weiter zu erforschen.

    Publikation in "Molecular Cellular Proteomics"
    Multi-omics analysis of serum samples demonstrates reprogramming of organ functions via systemic calcium mobilization and platelet activation in metastatic melanoma
    Besnik Muqaku, Martin Eisinger, Samuel M. Meier, Ammar Tahir, Tobias Pukrop, Sebastian Haferkamp, Astrid Slany, Albrecht Reichle, Christopher Gerner
    DOI: 10.1074/mcp.M116.063313
    http://www.mcponline.org/content/early/2016/11/22/mcp.M116.063313

    Wissenschaftlicher Kontakt
    Univ.-Prof. Dr. Christopher Gerner
    Institut für Analytische Chemie
    Universität Wien
    1090 Wien, Währinger Straße 38
    T +43-1-4277-523 02
    M +43-650-7287412
    christopher.gerner@univie.ac.at

    Rückfragehinweis
    Mag. Alexandra Frey
    Pressebüro der Universität Wien
    Forschung und Lehre
    1010 Wien, Universitätsring 1
    T +43-1-4277-175 33
    M +43-664-602 77-175 33
    alexandra.frey@univie.ac.at

    Die Universität Wien ist eine der ältesten und größten Universitäten Europas: An 15 Fakultäten und vier Zentren arbeiten rund 9.700 MitarbeiterInnen, davon 6.800 WissenschafterInnen. Die Universität Wien ist damit auch die größte Forschungsinstitution Österreichs sowie die größte Bildungsstätte: An der Universität Wien sind derzeit rund 94.000 nationale und internationale Studierende inskribiert. Mit über 175 Studien verfügt sie über das vielfältigste Studienangebot des Landes. Die Universität Wien ist auch eine bedeutende Einrichtung für Weiterbildung in Österreich. 1365 gegründet, feierte die Alma Mater Rudolphina Vindobonensis im Jahr 2015 ihr 650-jähriges Gründungsjubiläum. http://www.univie.ac.at


    Bilder

    Christopher Gerner zusammen mit seinem Team (v.l.: Astrid Slany, Christopher Gerner, Besnik Muqaku, Ammar Tahir).
    Christopher Gerner zusammen mit seinem Team (v.l.: Astrid Slany, Christopher Gerner, Besnik Muqaku, ...
    Copyright: Universität Wien
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Christopher Gerner zusammen mit seinem Team (v.l.: Astrid Slany, Christopher Gerner, Besnik Muqaku, Ammar Tahir).


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