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09.03.2017 10:34

2016 wurden am Dresdner Uniklinikum insgesamt 77 Patienten gespendete Augenhornhäute implantiert

Holger Ostermeyer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden

    Über 3.000 Menschen in Deutschland können dank einer Hornhauttransplantation wieder besser sehen. Die Zahl der Gewebespender im Netzwerk der Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG) ist 2016 insgesamt um 12,1 Prozent angestiegen. 292 Gewebespender kamen aus Sachsen, davon 81 aus dem Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden. Fast alle im Freistaat transplantierten Hornhäute stammen von der DGFG. Damit kommt die gute Entwicklung vielen Patienten aus der Region zugute.

    Insgesamt haben in Deutschland 2.341 Menschen mit Augenhornhäuten, Herzklappen oder Blutgefäßen anderen Menschen selbstlos geholfen. Auch in Sachsen gibt es eine hohe Spendebereitschaft. „Die Gewebespende ist am Uniklinikum Dresden und vielen anderen sächsischen Krankenhäusern seit Jahren gut etabliert“, sagt Martin Börgel, Geschäftsführer der DGFG. Das gemeinnützige Gewebenetzwerk mit Sitz in Hannover versorgt Patienten in ganz Deutschland mit hochwertigen und sicheren Gewebepräparaten. Neben dem Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden sind drei weitere Universitätsklinika Gesellschafter der DGFG. „Als Gründungsmitglied der DGFG freuen wir uns sehr über die steigenden Zahlen an Spendern und am erfolgreichen Einsatz der gespendeten Gewebe. Der lange Atem, der notwendig war, um die entsprechenden Strukturen aufzubauen und den neuen gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden hat sich gelohnt. Es ist gut zu wissen, dass wir allein im vergangenen Jahr 77 Patienten davor bewahrt haben, ihr Augenlicht gänzlich zu verlieren. Damit kommt die gute Entwicklung besonders auch der Region zugute“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Dresdner Uniklinikums.

    Uniklinikum Dresden transplantiert jede vierte Hornhaut in Sachsen
    Die Ärzte der Klinik für Augenheilkunde des Dresdner Uniklinikums haben im vergangenen Jahr 77 Patienten mit einer Hornhauttransplantation das Augenlicht gerettet. Das entspricht etwa 27 Prozent der in Sachsen transplantierten Hornhäute. Deutschlandweit sind es etwa 6.000. Unter ihnen war auch Andreas Walkhoff. Der 64-jährige Dresdner hatte aufgrund einer degenerativen Erkrankung der Augenhornhaut einen Großteil der Sehfähigkeit seines rechten Auges eingebüßt. „Schon kurz nach der OP konnte ich wieder viel klarer sehen“, sagt er und ist mit der Behandlung in der Uniklinik äußerst zufrieden. „Auch Autofahren sollte bald wieder möglich sein“, freut er sich. Bei Andreas Walkhoff musste im Gegensatz zur ganzen Hornhaut nur eine wenige Mikrometer dünne Hornhautlamelle transplantiert werden. „Bei der DMEK-OP, einer lamellären Hornhauttransplantation, erholt sich die Sehfähigkeit der Patienten deutlich schneller als bei einer herkömmlichen Transplantation“, erklärt Prof. Dr. Frederik Raiskup, Leiter des Bereiches Hornhautchirurgie. Die lamellären Transplantationen hätten in den vergangenen Jahren eine immer größere Bedeutung bekommen, so Raiskup. Oft können vorher fast blinde Patienten sechs Wochen nach OP schon eine Sehschärfe von fast 50 Prozent erreichen. Im Freistaat Sachsen kommen fast alle transplantierten Hornhäute von der DGFG. „Deutschlandweit ist es jede zweite“, betont Börgel. Die DGFG hat in Sachsen in den vergangenen zehn Jahren vorbildliche Spendestrukturen aufgebaut. „Im Ergebnis sorgt das gemeinsame Engagement der Krankenhäuser und der DGFG für diese hervorragende regionale Versorgung“, so Börgel.

    Ärzte transplantieren jedes Jahr deutlich mehr Gewebe als Organe. So hat allein die DGFG im vergangenen Jahr 4.053 Gewebetransplantate an Patienten vermittelt. Mit etwa drei Vierteln haben Augenhornhäute dabei den größten Anteil. „Wir können mittlerweile bei der Hornhauttransplantation die meisten Anfragen innerhalb weniger Wochen erfüllen“, sagt Börgel. Die Zahl der zur Transplantation abgegebenen Hornhäute stieg um elf Prozent auf 3.006 Hornhäute an. „Dieses überwältigende Ergebnis ist nur möglich, weil sich Menschen bereit erklären, Gewebe nach ihrem Tod zu spenden“, sagt Börgel. „Ihnen gilt im Namen der Empfänger unser ganz besonderer Dank.“

    Fast jeder Verstorbene kann Gewebe spenden
    Gewebe, die nach dem Tod gespendet werden können, sind neben Augenhornhäuten, Herzklappen und Blutgefäßen auch Knochen und Haut. Eine Hornhautspende ist bis zu drei Tage nach Todeseintritt und selbst bei Krebserkrankungen oder einem hohen Lebensalter möglich. Die Hirntoddiagnostik spielt bei der Gewebespende keine Rolle. „Mehr als neun von zehn Gewebespenden stammen von Menschen, die eines ganz normalen Todes gestorben sind“, sagt Börgel. Nur 206 Gewebespender im DGFG-Netzwerk und damit weniger als neun Prozent waren auch Organspender, darunter 26 Spender aus Sachsen. „Da Herzklappen und Blutgefäße überwiegend aus der Organspende stammen, ist auch die Anzahl dieser gespendeten Gewebe um knapp fünf Prozent auf insgesamt 266 Präparate zurückgegangen“. Um den Mangel zu begegnen, plant die DGFG künftig auch bei normal Verstorbenen die Spende von Herzklappen und Blutgefäßen.

    Die DGFG unterstützt regionale Strukturen
    Auf der Basis des Gewebegesetzes von 2007 sind alle Tätigkeiten und Ablaufprozesse der Gewebespende gesetzlich geregelt. Für alle Gewebezubereitungen gilt das Handelsverbot. Die DGFG vermittelt ihre Transplantate über eine zentrale Vermittlungsstelle mit einer bundesweiten Warteliste. Im Netzwerk der DGFG kooperieren zahlreiche Universitätskliniken, kommunale und konfessionelle Krankenhäuser, aber auch große Klinikverbünde. Sie alle unterstützen die Gewebespende durch die Meldung möglicher Gewebespender und nehmen so ihre gesellschaftliche Verantwortung für die Versorgung der betroffenen Patienten wahr. Standorte der DGFG in Sachsen befinden sich in Dresden, Leipzig und Chemnitz.

    Die DGFG ist eine unabhängige, gemeinnützige Gesellschaft, die seit 1997 die Gewebespende und -transplantation in Deutschland fördert. Jede medizinische Einrichtung in Deutschland kann Gewebe von der DGFG beziehen. Gesellschafter sind vier Universitäten – Anstalten des öffentlichen Rechts: das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, das Universitätsklinikum Leipzig, die Medizinische Hochschule Hannover sowie die Universitätsmedizin Rostock. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Versorgungslage in Deutschland durch das Engagement aller Beteiligten deutlich verbessert.

    Alle Angaben zu den Jahreszahlen 2016 sind vorläufig.

    Kontakte

    Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG)
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Tino Schaft
    Telefon: 0511 / 563 559 34
    Telefax: 0511 / 563 559 55
    E-Mail: tino.schaft@gewebenetzwerk.de
    www.gewebenetzwerk.de

    Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
    Pressesprecher
    Holger Ostermeyer
    Telefon 0351 45841 62
    Mobil: 0162 255 08 99
    Fax 0351 458 88 41 62
    E-Mail: pressestelle@uniklinikum-dresden.de
    www.uniklinikum-dresden.de


    Bilder

    Augenhornhaut-Brutschrank in der DGFG-Gewebebank.
    Augenhornhaut-Brutschrank in der DGFG-Gewebebank.
    Foto: DGFG
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    Hornhauttransplantat der DGFG-Gewebebank.
    Hornhauttransplantat der DGFG-Gewebebank.
    Foto: DGFG
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    Anhang
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Kooperationen, Organisatorisches
    Deutsch


     

    Augenhornhaut-Brutschrank in der DGFG-Gewebebank.


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    Hornhauttransplantat der DGFG-Gewebebank.


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