idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
15.05.2017 15:47

Moos rettet Moor

Rudolf-Werner Dreier Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau

    In einem neuen Projekt züchten Biologen Torfmoos für nachhaltigen Rohstoffanbau und Klimaschutz

    Ob im Schrebergarten oder im Gartenbau: Torf wird oft eingesetzt, um verschiedene Erden zu verbessern – doch der Abbau des Substrates, das in Mooren entsteht, zerstört ihr Ökosystem und trägt über erhöhte Emissionen von Kohlenstoffdioxid (CO2) zur Klimaerwärmung bei. Prof. Dr. Ralf Reski und Privatdozentin Dr. Eva Decker von der Fakultät für Biologie der Universität Freiburg wollen bei dem Projekt „MOOSzucht“ Torfmoose als nachhaltige und schnell nachwachsende Alternative entwickeln. Die Universität Greifswald betreut das Vorhaben federführend; außerdem sind das Karlsruher Institut für Technologie und eine Firma aus Niedersachsen beteiligt. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fördert es mit etwa 1,1 Millionen Euro für die nächsten drei Jahre.

    Hochmoore spielen eine wichtige Rolle bei der Regelung des Klimas: Sie erhöhen die Biodiversität und speichern große Mengen von Wasser und des Treibhausgases CO2. Die Fähigkeit zur Wasserspeicherung verdanken Moore ihrem Hauptbestandteil, den abgestorbenen Torfmoosen, die als Torfe im Gartenbau zum Einsatz kommen. Weltweit werden jährlich 30 Millionen Kubikmeter Torf verbraucht, neun Millionen davon allein in Deutschland. Torfabbau und Entwässerungen durch die Landwirtschaft haben dazu geführt, dass hierzulande nur noch knapp fünf Prozent der Moorlandschaften intakt sind.
    In vorangegangenen Projekten haben die Greifswalder Ökobiologen bereits gezeigt, dass abgetorfte, degradierte Moore eine ideale Grundlage bilden, auf der neu ausgesäte Moose aus der Familie Sphagnum wachsen können. Diese nachwachsenden Torfmoose können nach einigen Jahren geerntet und als Torfersatz im Gartenbau verwendet werden. Eine derartige Nutzung nasser Moorflächen wird Paludikultur genannt. Sie reduziert CO2-Emissionen, erhält landwirtschaftliche Flächen, erhöht die Biodiversität, sichert Arbeitsplätze im ländlichen Raum und stärkt die regionale Wirtschaft. „Bisher verhindert aber ein Mangel an „Moossaatgut“ den kommerziellen Einsatz der Paludikultur. Außerdem muss deren Effizienz noch um mindestens 30 Prozent gesteigert werden“, sagt Reski.

    In dem von der Europäischen Union geförderten Vorhaben „MossClone“ haben die Freiburger Biologinnen und Biologen Sphagnum in Bioreaktoren bereits artenrein vermehrt. „Diese Technologie werden wir in MOOSzucht zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen vom Karlsruher KIT weiter verbessern“, erklärt Reski. „Außerdem werden wir unser Wissen über die genetische Beschaffenheit der Moose Physcomitrella und Sphagnum anwenden, um über so genanntes smart breeding besonders schnell wachsende Torfmoose zu gewinnen.“ Die Gutachterinnen und Gutachter des BMEL haben die Verbindung von Pflanzenbiotechnologie, Bioverfahrenstechnik, Ökobiologie, Gartenbau und Landwirtschaft als besonders innovativ und als gelungenes Beispiel für die kreative Verbindung von Ökologie und Ökonomie bewertet.
    Die Freiburger Biologen sind auf die Moosforschung spezialisiert und haben dazu beigetragen, Moose zu weltweit genutzten Modellorganismen für Biologie und Biotechnologie zu entwickeln. Ralf Reski ist Inhaber der Professur für Pflanzenbiotechnologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Der Biologe ist Mitglied des Exzellenzclusters BIOSS Centre for Biological Signalling Studies und war Senior Fellow am Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS) sowie am französischen Pendant USIAS, dem Institute for Advanced Study der Université de Strasbourg.

    Professur für Pflanzenbiotechnologie
    www.plant-biotech.net

    Kontakt:
    Prof. Dr. Ralf Reski
    Pflanzenbiotechnologie
    Fakultät für Biologie
    Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
    Tel.: 0761/203-6968
    E-Mail: pbt@biologie.uni-freiburg.de


    Weitere Informationen:

    https://www.pr.uni-freiburg.de/pm/2017/moos-rettet-moor?set_language=de


    Bilder

    Traditionelle Torfgewinnung zerstört Moorlandschaften. Foto: Ralf Reski
    Traditionelle Torfgewinnung zerstört Moorlandschaften. Foto: Ralf Reski

    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Traditionelle Torfgewinnung zerstört Moorlandschaften. Foto: Ralf Reski


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).