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13.06.2017 11:38

Auf dem Weg zum individuellen Tumortherapeutikum

Stephan Brodicky Öffentlichkeitsarbeit
Universität Wien

    Metallbasierte Wirkstoffe gehören zu den am häufigsten eingesetzten Medikamenten gegen Krebs – zu deren gezieltem Einsatz zur Zeit große Anstrengungen unternommen werden. Durch den Einsatz innovativer Analyseverfahren ist es einer Forschungsgruppe um Christopher Gerner von der Fakultät für Chemie der Universität Wien gelungen, definierte Interaktionspartner eines Organoruthenium-Wirkstoffes zu identifizieren und damit auch die molekularen Wirkmechanismen detailliert zu verstehen. Damit konnten wesentliche Voraussetzungen für eine maßgeschneiderte Therapie geschaffen werden. Die Studie erscheint in der aktuellen Ausgabe von "Angewandte Chemie International Edition".

    Seit vielen Jahren versuchen ForscherInnen molekulare Zielstrukturen von metall-haltigen Wirkstoffen gegen Krebs zu identifizieren, um die exakten Wirkmechanismen ebenso wie individuelle Risikofaktoren besser einschätzen zu können. Da sich diese Identifikation als recht schwierig herausgestellt hat, gehen WissenschafterInnen davon aus, dass metall-basierte Wirkstoffe eher unselektiv Krebszellen schädigen. Um einen optimalen Therapieerfolg ermöglichen zu können ist es aber erforderlich, maßgeschneiderte Medikamente mit eindeutigen molekularen Zielen und Wirkmechanismen individualisiert einzusetzen.

    Einem Forschungsteam um Christopher Gerner von der Fakultät für Chemie der Universität Wien ist bei der Lösung der bekannten Problematik nun ein Meilenstein gelungen. Bei der Untersuchung von molekularen Zielstrukturen mittels Massenspektrometrie, insbesondere von metall-organischen rutheniumhaltigen Wirkstoffen, wurde deutlich, dass nicht DNA, sondern Proteine wichtige Zielmoleküle sind. "Dieser Organoruthenium-Wirkstoff zeigte eine hohe Selektivität für Plektin, einem zentralen Zytoskelettmolekül, das für den Ablauf räumlich koordinierter Prozesse besonders wichtig ist", erklärt Samuel M. Meier, Post-Doc in der Gruppe von Gerner, der den Wirkstoff als Doktorand in der Gruppe von Dekan Bernhard Keppler hergestellt hat. Tatsächlich konnten die biologischen Effekte des nun als Plecstatin bezeichneten Wirkstoffes weitestgehend aus diesem biochemischen Befund erklärt werden, was den gewünschten Eigenschaften eines maßgeschneiderten Medikamentes entspricht.

    "Unsere Ergebnisse geben Hoffnung, mit den bekannten analytischen Verfahren und Strategien nun auch Zielstrukturen von anderen, bereits etablierten Medikamenten identifizieren zu können", so Christopher Gerner. Damit werden letztlich auch wichtige Metall-organische Wirkstoffe in die Gruppe der maßgeschneiderten Medikamente eingegliedert, welche für den individualisierten und somit jeweils persönlich optimierbaren Einsatz zur Verfügung stehen. Mit Plecstatin wurde ein Wirkstoff gefunden und charakterisiert, das als neuartiges maßgeschneidertes Medikament für die Krebstherapie eingesetzt werden könnte.

    Publikation in "Angewandte Chemie International Edition "
    An Organoruthenium Anticancer Agent Shows Unexpected Target Selectivity For Plectin
    Samuel M. Meier, Dominique Kreutz, Lilli Winter, Matthias H.M. Klose, Klaudia Cseh, Tamara Weiss, Andrea Bileck, Beatrix Alte, Johanna C. Mader, Samir Jana, Annesha Chatterjee, Arindam Bhattacharyya, Michaela Hejl, Michael A. Jakupec, Petra Heffeter, Walter Berger, Christian G. Hartinger, Bernhard K. Keppler, Gerhard Wiche and Christopher Gerner.
    DOI: 10.1002/anie.201704644

    Wissenschaftlicher Kontakt
    Univ.-Prof. Dr. Christopher Gerner
    Institut für Analytische Chemie
    Universität Wien
    1090 Wien, Währinger Straße 38
    T +43-1-4277-523 02
    M +43-650-7287412
    christopher.gerner@univie.ac.at

    Rückfragehinweis
    Mag. Alexandra Frey
    Pressebüro der Universität Wien
    Forschung und Lehre
    1010 Wien, Universitätsring 1
    T +43-1-4277-175 33
    M +43-664-602 77-175 33
    alexandra.frey@univie.ac.at

    Die Universität Wien ist eine der ältesten und größten Universitäten Europas: An 15 Fakultäten und vier Zentren arbeiten rund 9.700 MitarbeiterInnen, davon 6.800 WissenschafterInnen. Die Universität Wien ist damit auch die größte Forschungsinstitution Österreichs sowie die größte Bildungsstätte: An der Universität Wien sind derzeit rund 92.000 nationale und internationale Studierende inskribiert. Mit über 180 Studien verfügt sie über das vielfältigste Studienangebot des Landes. Die Universität Wien ist auch eine bedeutende Einrichtung für Weiterbildung in Österreich. 1365 gegründet, feierte die Alma Mater Rudolphina Vindobonensis im Jahr 2015 ihr 650-jähriges Gründungsjubiläum. http://www.univie.ac.at


    Bilder

    Mit Plecstatin wurde ein Wirkstoff gefunden und charakterisiert, das als neuartiges maßgeschneidertes Medikament für die Krebstherapie eingesetzt werden könnte.
    Mit Plecstatin wurde ein Wirkstoff gefunden und charakterisiert, das als neuartiges maßgeschneiderte ...
    Quelle: Copyright: Christopher Gerner/Wiley-VCH

    Die Struktur von plecstatin-1.
    Die Struktur von plecstatin-1.
    Quelle: Copyright: Christopher Gerner


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Mit Plecstatin wurde ein Wirkstoff gefunden und charakterisiert, das als neuartiges maßgeschneidertes Medikament für die Krebstherapie eingesetzt werden könnte.


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