idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
13.10.2017 09:32

Usutu ist zurück – und das nicht nur bei Amseln sondern auch beim Menschen

Mag. Georg Mair Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation
Veterinärmedizinische Universität Wien

    Das Usutu-Virus wurde 2001 erstmals in Österreich nachgewiesen – als Verursacher des sogenannten „Amselsterbens“. Bis 2005 waren in Ostösterreich viele Amseln, aber auch andere Singvögel, Opfer des Erregers, danach wurden 10 Jahre lang keine Usutu-Virus-bedingten Todesfälle bei Vögeln in Österreich registriert, im Gegensatz zum benachbarten Ungarn. Im Vorjahr wurden erstmals wieder zwei Fälle bestätigt, heuer bereits sechzehn. Ein Team um Forschende der Vetmeduni Vienna untersuchte nun die Virusstämme. In einer zweiten Studie wurde in sieben humanen Blutspenden aus Ostösterreich das Usutu-Virus nachgewiesen, was darauf hinweist dass humane Infektionen häufiger sind als bislang angenommen.

    2001 bis 2005 sorgte das sogenannte Amselsterben in Österreich für großes öffentliches Interesse. Verantwortlich dafür waren Usutu-Viren, die wie FSME-, West Nil- oder Dengue-Viren zur Familie der Flaviviren zählen. Seitdem gab es in Österreich keinen weiteren Ausbruch. In anderen europäischen Ländern, wie etwa in Ungarn, wurde der Erreger dagegen in geringem Ausmaß regelmäßig in toten Wildvögeln nachgewiesen. 2016 wurden aus verschiedenen europäischen Ländern Usutu-Virus-bedingte Todesfälle bei Wildvögeln gemeldet, unter anderem auch bei zwölf Tieren aus Ungarn und bei zwei Amseln aus Österreich.
    Ein Team um Spezialisten der Vetmeduni Vienna untersuchte welche Stämme seit 2010 in Ungarn und 2016 in Österreich aktiv waren. Im Humanbereich werden seit 2014 alle Blutspenden aus Wien, Niederösterreich und dem Burgenland auf West Nil-Viren untersucht, wobei sich heraustellte dass im Jahr 2016 ein Spenderblut und 2017 sogar sechs Blutspenden nicht mit West Nil-Viren sondern mit den verwandten Usutu-Viren infiziert waren.

    Alte und neue Bekannte zirkulieren in Österreich und Ungarn

    „Wir waren überascht dass nach 10-jähriger Pause im Vorjahr wieder mit Usutu-Viren infizierte Amseln gefunden und auch aus den Nachbarländern Nachweise gemeldet wurden“, sagt Studienleiter Norbert Nowotny vom Institut für Virologie. „Daher haben wir die genetische Information der Viren aus Österreich und Ungarn entschlüsselt um besser zu verstehen, welche Virusstämme in den Ländern aktiv sind und von wo sie eingeschleppt wurden.“
    Von 2010 bis 2015 waren die in Ungarn gefundenen Erreger mit jenem Stamm verwandt, der zwischen 2001 und 2005 in Österreich für das Amselsterben verantwortlich war. Die Viren, die 2016 in beiden Ländern bestätigt wurden, gehören dagegen zu einem Stamm, der 2009 und 2010 in Italien aktiv war. Die beiden Stämme werden verschiedenen europäischen Abstammungslinien zugeordnet, sind also nicht direkt miteinander verwandt. „Dies zeigt, dass unterschiedliche Virusstämme zwischen benachbarten Ländern zirkulieren“, erklärt Nowotny.

    Mit Usutu-Viren infizierte Menschen häufiger als gedacht

    Neben Wildvögeln können sich auch Menschen durch den Stich von Stechmücken mit Usutu-Viren infizieren. Üblicherweise verläuft eine Usutu-Virus-Infektion beim Menschen ohne Symptome, gelegentlich können Fieber und Hautausschlag auftreten. Neurologische Symptome und schwerer Krankheitsverlauf sind beim Menschen selten, sie wurden jedoch bei immunsupprimierten Patienten beobachtet, zum Beispiel bei zwei Fällen aus dem Jahr 2009 in Italien.
    Aufgrund der regelmäßigen USUV-Nachweise in Wildvögeln nimmt auch die Infektionsgefahr für den Menschen zu. Da das bekannt humanpathogene West Nil-Virus in Ostösterreich endemisch ist, werden seit 2014 alle Blutspenden aus diesem Bereich auf Flaviviren untersucht. „Usutu-Viren sind im Gegensatz zu anderen Flaviviren nicht melde- oder anzeigepflichtig. Sie werden jedoch ebenfalls mit dem zur Untersuchung der Blutspenden eingesetzten Test detektiert“, erklärt Franz Allerberger von der AGES. Die genetische Überprüfung der Flavivirus-positiv getesteten Blutproben zeigte, dass es sich bei insgesamt sieben Spendern um eine Infektion mit Usutu-Viren und nicht West Nil-Viren handelte. Keiner der mit Usutu-Viren infizierten Spender zeigte jedoch Symptome und nur einer gab einen Aufenthalt im Ausland an.

    Tests von Spenderblut verhindern Folgeerkrankungen

    „Flavivirus-positiv getestete Blutspenden – unabhängig davon ob es sich um West Nil- oder Usutu-Viren handelt – werden vernichtet und stellen daher keine Gefahr für Empfänger von Blutspenden dar. Es gibt aber eine Reihe von Ländern in Europa, in denen West Nil-Viren noch nicht aufgetreten sind, sehr wohl aber Usutu-Viren. Blutspenden aus diesen Ländern werden oft nicht auf Flavivirusinfektionen untersucht. Die Empfänger von Blutspenden sind aber häufig Personen mit geschwächtem Immunsystem, für die eine Usutu-Virus-Infektion gefährlich werden könnte. Darauf aufmerksam zu machen war einer der wesentlichsten Punkte in unserer zweiten Publikation“, sagt Nowotny.

    Service:
    Der Artikel „Usutu virus, Austria and Hungary, 2010–2016“ von Tamás Bakonyi, Károly Erdélyi, René Brunthaler, Ádám Dán, Herbert Weissenböck und Norbert Nowotny wurde in Emerging Microbes & Infections.
    http://www.nature.com/emi/journal/v6/n10/full/emi201772a.html?foxtrotcallback=tr...

    Der Artikel „Usutu virus infections among blood donors, Austria, July and August 2017 – Raising awareness for diagnostic challenges“ von Tamás Bakonyi, Christof Jungbauer, Stephan W. Aberle, Jolanta Kolodziejek, Katharina Dimmel, Karin Stiasny, Franz Allerberger und Norbert Nowotny wurde in Eurosurveillance veröffentlicht.
    http://www.eurosurveillance.org/content/10.2807/1560-7917.ES.2017.22.41.17-00644

    Über die Veterinärmedizinische Universität Wien
    Die Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna) ist eine der führenden veterinärmedizinischen, akademischen Bildungs- und Forschungsstätten Europas. Ihr Hauptaugenmerk gilt den Forschungsbereichen Tiergesundheit, Lebensmittelsicherheit, Tierhaltung und Tierschutz sowie den biomedizinischen Grundlagen. Die Vetmeduni Vienna beschäftigt 1.300 MitarbeiterInnen und bildet zurzeit 2.300 Studierende aus. Der Campus in Wien Floridsdorf verfügt über fünf Universitätskliniken und zahlreiche Forschungseinrichtungen. Zwei Forschungsinstitute am Wiener Wilhelminenberg sowie ein Lehr- und Forschungsgut in Niederösterreich gehören ebenfalls zur Vetmeduni Vienna. Die Vetmeduni Vienna spielt in der globalen Top-Liga mit: 2017 belegt sie den exzellenten Platz 8 im weltweiten Shanghai-Hochschulranking im Fach „Veterinary Science“. http://www.vetmeduni.ac.at

    Wissenschaftlicher Kontakt:
    Univ.Prof., Dr.phil. Norbert Nowotny
    Institut für Virologie
    Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna)
    T +971 52 205 4070
    norbert.nowotny@vetmeduni.ac.at

    Aussender:
    Mag.rer.nat. Georg Mair
    Wissenschaftskommunikation / Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation
    Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna)
    T +43 1 25077-1165
    georg.mair@vetmeduni.ac.at


    Weitere Informationen:

    http://www.vetmeduni.ac.at/de/infoservice/presseinformationen/presseinformatione...


    Bilder

    Neben Wildvögeln können sich auch Menschen mit Usutu-Viren anstecken und das häufiger als gedacht.
    Neben Wildvögeln können sich auch Menschen mit Usutu-Viren anstecken und das häufiger als gedacht.
    Georg Mair/Vetmeduni Vienna
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Tier / Land / Forst
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Neben Wildvögeln können sich auch Menschen mit Usutu-Viren anstecken und das häufiger als gedacht.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).