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03.11.2017 12:28

TU Berlin: Kunst durch Kredit – Buchvorstellung am 9.11.2017

Stefanie Terp Stabsstelle Presse, Öffentlichkeitsarbeit und Alumni
Technische Universität Berlin

    Die Erforschung eines spektakulären Deals mit Kunstwerken als Kreditsicherheit in der NS-Zeit

    Als die Berliner Museen im August 1935 mehr als 4.400 Kunstwerke für 7,5 Millionen Reichsmark von der Dresdner Bank erwarben, war das das größte Kunstgeschäft der NS-Zeit. Seinerzeit streng geheim gehalten, ist es bis heute kaum bekannt und wurde nun zum ersten Mal aus kunst- und bankhistorischer Sicht erforscht. Die von Dr. Lynn Rother vorgelegte Studie „Kunst durch Kredit – Die Berliner Museen und ihre Erwerbungen von der Dresdner Bank 1935“ legt erstmals die Herkunft aller Kunstwerke offen und erklärt anhand von bisher unberücksichtigtem Quellenmaterial, wie es zu diesem Geschäft kam. Am 9. November stellt die Autorin das Buch in Berlin vor und diskutiert mit der Kunsthistorikerin Prof. Dr. Bénédicte Savoy (TU Berlin), dem Bankhistoriker Prof. Dr. Dieter Ziegler (Ruhr-Universität Bochum) und Prof. Dr. Gilbert Lupfer (Staatliche Kunstsammlungen Dresden und Deutsches Zentrum für Kulturgutverluste) über ihre neuen Erkenntnisse, das zunehmende öffentliche Interesse an der Herkunft von Kunstwerken und die Notwendigkeit von systematischer Provenienzforschung an Universitäten.

    Das Gemälde „Pariser Platz in Berlin“ von Oskar Kokoschka aus der Sammlung der Berliner Nationalgalerie stammte ursprünglich aus dem Besitz der Münchner Kunsthändlerin Annie Caspari, die durch das antisemitische NS-Regime verfolgt und ermordet wurde. In Folge von Kreditgeschäften war es in den Besitz der Dresdner Bank gelangt und schließlich an das Land Preußen veräußert worden. „Das Schicksal dieses Gemäldes ist aber nur eines von mehr als 4.400 Objekten, das mit dem Kaufvertrag vom 15. August 1935 besiegelt wurde“, sagt Lynn Rother.

    Medienvertreterinnen und -vertreter sind herzlich eingeladen zum

    Podiumsgespräch
    „Kunst durch Kredit – Die Berliner Museen und
    ihre Erwerbungen von der Dresdner Bank 1935“
    Moderation: Prof. Dr. Julia Voss
    (Leuphana Universität Lüneburg)

    Zeit: Donnerstag, den 9. November 2017, 18:00 Uhr
    Ort: Haus der Commerzbank, 10117 Berlin, Pariser Platz 1

    Anmeldung erbeten unter kunstdurchkredit@gmail.com
    Beim Einlass ist die Vorlage eines Lichtbildausweises notwendig.

    „Dieses Geschäft ist in seiner Dimension und Konstellation einmalig“, erläutert Lynn Rother, die sich in ihrer Dissertation mit den schwierigen Verhandlungen zwischen der Dresdner Bank und den Berliner Museen beschäftigt hat. Aber die vorausgegangenen höchst komplexen Bankgeschäfte zeigten auch, dass Kredite im Kunstmarkt genauso üblich gewesen seien wie in anderen Branchen. Es bedürfe interdisziplinärer Forschung, um solche vielschichtigen Eigentumswechsel nachzuvollziehen und NS-verfolgungsbedingt entzogene Kunstwerke überhaupt identifizieren zu können, so Lynn Rother. Ihre Dissertation, die nun als Buch erscheint, beschäftigt sich grundlegend mit der Sicherungsübereignung und Verpfändung von Kunstwerken. Die Veröffentlichung von bisher unbekannten Vorbesitzern ist die Voraussetzung für die Provenienzforschung von heutigen Eigentümern. Bis heute befinden sich zahlreiche Kunstwerke mit der Provenienz „Dresdner Bank“ in öffentlichen und privaten Sammlungen; sie zirkulieren wissentlich oder unwissentlich im Kunstmarkt.

    Zusammenarbeit von Museen und Universitäten – historische Aufklärung über die Herkunft von Exponaten

    Die enge Kooperation von Museen und Universitäten hält auch die TU-Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy für sehr wichtig, die gemeinsam mit Dieter Ziegler und Gilbert Lupfer die Dissertation von Lynn Rother betreut hat. „Eine Verzahnung ist notwendig, um Provenienzen systematisch und effizient zu erforschen, insbesondere von Kunstwerken mit ungeklärter NS-Herkunft“, sagt sie. „In erster Linie geht es dabei um historische Aufklärung und um das Verstehen, wie unsere Museumssammlungen zustande gekommen sind. Dabei spielt die Frage möglicher Restitutionen noch nicht notwendigerweise eine Rolle. Dieses kann aber eine mögliche Folge solcher Grundlagenforschung sein.“ Zunehmend zeige auch das breitere Publikum Interesse an der Herkunft von Kunstwerken. Provenienzen sollten daher sowohl im Museum als auch in Online-Datenbanken nachvollziehbar gemacht werden.

    Die Veranstaltung wird organisiert von der Technischen Universität Berlin, mit freundlicher Unterstützung des Verlages De Gruyter und der Commerzbank AG.

    Lynn Rother, Kunst durch Kredit – Die Berliner Museen und ihre Erwerbungen von der Dresdner Bank 1935
    Verlag De Gruyter, November 2017
    ISBN 978-3-11-049452-5
    (auch als eBook)

    Weitere Informationen erteilt Ihnen gern:

    Patricia Pätzold-Algner
    TU Berlin
    Stabsstelle Presse, Öffentlichkeitsarbeit und Alumni
    Tel.: 0172/314 3589
    E-Mail: patricia.paetzold@tu-berlin.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Geschichte / Archäologie, Kunst / Design
    überregional
    Pressetermine, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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