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21.02.2018 13:37

Gender Studies – Geschlecht und gesellschaftlicher Wandel

Petra Giegerich Kommunikation und Presse
Johannes Gutenberg-Universität Mainz

    Geschlechtlichkeit als zentrale Kategorie für das Selbstverständnis einer Gesellschaft anerkennen - Interdisziplinäres Lehrbuch für die Analyse von Geschlechterbeziehungen veröffentlicht

    Das Geschlecht ist seit jeher eine der zentralen Identifikationskategorien des Menschen. Um eine möglichst eindeutige und unzweifelhafte Einordnung jedes Individuums in die Matrix der Geschlechter oder Geschlechterrollen zu gewährleisten, sind die Rahmenbedingungen der Geschlechtszugehörigkeit gesetzlich wie kulturell sorgfältig reglementiert. Im sozio-kulturellen Bereich ist zum Beispiel für die Markierung der Geschlechter die farbliche Zuordnung von blau für männlich und rosa für weiblich verbreitet. So wird das Neugeborene oft schon vor dessen Geburt in eine symbolische Grundordnung eingefügt. Die nachhaltige und scheinbar unhintergehbare gesellschaftliche Festlegung der geschlechtlichen Rollenbilder zeigt sich aber auch, und vor allem, in der alltäglichen sozialen Interaktion. Unbewusst ist die unzweideutige Geschlechtszuordnung wohl eine der ersten Entscheidungen bei der Begegnung mit anderen: Eine Entscheidung, die in den meisten Fällen in Sekundenbruchteilen gefällt wird. Grundlage für diese intuitive Entscheidung können dabei so unterschiedliche Parameter wie Aussehen, Kleidung, Auftreten oder der Name sein. Jedenfalls ergibt sich aus dieser unterbewussten Rollenzuschreibung mithin eine Rollenerwartung, anhand derer das Gegenüber als funktionierender und gesellschaftlich sichtbarer Repräsentant des jeweiligen Geschlechts eingeschätzt und bewertet werden kann.

    In seiner neuen Buchveröffentlichung zeichnet Dr. Wolfgang Funk von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) sowohl die historische und mythologische Dimension der jeweilig dominanten Geschlechtsrollenerwartung anhand zahlreicher Beispiele von der Antike bis ins 19. Jahrhundert nach. Gleichzeitig legt er die gegenwärtige soziale, politische und kulturelle Bedeutung dieser Zuschreibung dar. „Von der Philosophie zur Biologie und von der Physiognomie zur Literaturgeschichte - es gibt kaum einen Bereich, in dem ‚Gender‘ keine Rolle spielt. Das zeigt, welchen universalen Stellenwert das Konzept ‚Gender‘ implizit oder explizit in der Kulturgeschichte der Menschheit innehat“, teilt Wolfgang Funk zu der Veröffentlichung mit.

    Der Mainzer Literaturwissenschaftler stellt sich gleichzeitig Tendenzen entgegen, die gegenwärtige breite Diskussion des Themas als „Gender Wahn“ abzutun. Stattdessen müsse das Verständnis menschlicher Geschlechtlichkeit und deren Repräsentation und Interpretation als zentrale Kategorie für das Selbstverständnis einer Gesellschaft angesehen werden.

    Funk skizziert zuerst anhand der „Plasberg-Kontroverse“ den momentanen Stand der Debatte und stellt dem eine Auswahl früherer Geschlechtermodelle und -mythen von Platon bis Freud gegenüber. Er befasst sich mit Feminismus und den zeitgenössischen Debatten zu Cool Feminism und Post-Feminismus ebenso wie mit dem „Unbehagen der Geschlechter“: der Aufweichung und Neuverhandlung von Geschlechterkategorien im Zuge des Poststrukturalismus und der darauf basierenden Queer Theories. Das Lehrbuch macht schließlich unter dem Titel „Sex Macht Politik“ die gesellschaftliche Relevanz der bisher erörterten Begriffe und Konzepte deutlich.

    Wolfgang Funk ist seit September 2015 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Englisch und Linguistik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Er arbeitet momentan an einem Buchprojekt zum Wechselspiel von Evolution und Emanzipation im Werk spätviktorianischer Dichterinnen.

    Veröffentlichung:
    Wolfgang Funk
    Gender Studies
    Fink, Paderborn, 2018

    Kontakt:
    Dr. Wolfgang Funk
    English Literature and Culture
    Department of English and Linguistics
    Johannes Gutenberg-Universität Mainz
    55099 Mainz
    Tel. +49 6131 39-25585
    E-Mail: wfunk@uni-mainz.de
    https://www.english-and-linguistics.uni-mainz.de/wolfgang-funk/

    Weiterführende Links:
    http://www.uni-mainz.de/downloads_presse/05_gender_studies.pdf - Ausführliche Pressemitteilung zur Buchpublikation
    www.utb-shop.de/9783825248529 - „Gender Studies“ bei UTB

    Lesen Sie mehr:
    http://www.uni-mainz.de/presse/76353.php - Pressemitteilung „Wolfgang Funk erhält europäischen Buchpreis für Arbeit über die Literatur der Rekonstruktion“ (27.09.2016)


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Biologie, Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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