idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
26.02.2018 11:40

Bessere Unterstützung für psychisch kranke Menschen | Internationales EU-Projekt zu "peer support"

Marieke Ehlen Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Ulm

    Viele Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Psychosen erhalten keine oder nur eine unzureichende Behandlung. Besonders eklatant ist diese Versorgungslücke in Ländern mit geringem bis mittlerem Einkommen, so genannten Entwicklungsländern. Die neun Partner des Verbundprojekts UPSIDES wollen in sieben Ländern, darunter Uganda, Indien und Sierra Leone, ein Hilfsangebot etablieren, das mithilfe von „peer support“ die Betreuung psychisch kranker Menschen verbessert. Das Projekt wird von Ulm aus koordiniert und über fünf Jahre mit insgesamt drei Millionen Euro gemeinsam von der Europäischen Union (EU) und der Global Alliance of Chronic Diseases (GACD) gefördert.

    „Peer Support” ist eine etablierte therapeutische Intervention. Hierbei wird den Betroffenen ein*e Genesungsbegleiter*in („Peer Support Worker“) zur Seite gestellt, die oder der ebenfalls eine psychische Erkrankung erfahren hat. Die oder der Genesungsbegleiter*in fungiert als Mentor*in und fördert den Weg des Betroffenen hin zur Überwindung der psychischen Erkrankung. Praktische Hilfen umfassen Gespräche, Beratung im Umgang mit der Erkrankung oder auch Begleitung zu Arztterminen. „Peer Support ist eine bisher wenig genutzte Ressource in der Behandlung psychischer Erkrankungen“, erläutert Projektkoordinator PD Dr. Bernd Puschner, Leiter der Sektion Prozess-Ergebnis-Forschung an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II des Universitätsklinikums Ulm am Bezirkskrankenhaus Günzburg. „Menschen, die selbst von psychischen Erkrankungen betroffen waren, wissen dank ihrer Erfahrungen am besten, wie es akut Betroffenen gerade geht und wobei sie im Moment die meiste Hilfe brauchen. Darüber hinaus ist peer support eine relativ niedrigschwellige Interventionsmaßnahme. Betroffene vertrauen sich jemanden, der ähnliches durchgemacht hat wie sie selbst, eher an und bitten diese Personen offener um Hilfe als einen Psychiater oder einen Psychotherapeuten.“

    In der ersten Phase des Projekts bauen die Wissenschaftler*innen zunächst insgesamt neun Standorte in den sieben beteiligten Ländern auf. Im Anschluss werden sie analysieren, welche Peer Support-Strukturen es dort bereits gibt und diese dann sukzessive ausbauen und auf ihre nachhaltige Wirksamkeit testen.
    „Unser Ziel ist es, im Rahmen des Projekt UPSIDES ein effizientes und effektives Peer Support-Netzwerk für Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen zu etablieren, und zwar nicht nur in Ländern mit geringerem und mittlerem Einkommen, sondern auch in Industrieländern“, so Puschner. „Damit einher geht unser Wunsch, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass psychische Gesundheit ein Menschenrecht ist und entsprechend alles versucht werden sollte, um diese wieder herzustellen. Das Grundprinzip des Projektes ist eine Kooperation auf Augenhöhe mit den Partnern außerhalb von Europa bei der Entwicklung und Implementierung von Peer Support, und kein Export von ‚westlichen‘ Behandlungsmodellen.“

    Eine bessere Unterstützung von Menschen mit psychischen Erkrankungen könnte sich zudem positiv auf die Wirtschaft und die Gesellschaft auswirken, da deutlich mehr Betroffene ihre Arbeitsfähigkeit und ihren soziökonomischen Status zurückerlangen. Zudem kann eine veränderte Wahrnehmung von psychischen Erkrankungen vor Stigmatisierung und Ausgrenzung schützen. Psychische Erkrankungen verursachen weltweit enorme Kosten, nicht nur durch akute Arbeitsausfälle, sondern auch durch ein höheres Risiko für körperliche Spätfolgen wie Herz-Kreislauferkrankungen. Mit dem Projekt UPSIDES hoffen die Projektbeteiligten, ein kostengünstiges und nachhaltig wirksames Konzept zur Behandlung psychisch schwer kranker Menschen umsetzen und als Beispiel etablieren zu können.

    Im März treffen sich die Partner des Forschungskonsortiums zu einem ersten internationalen Treffen in Kampala (Uganda), um die ersten Arbeitsschritte zu planen. Neben dem koordinierenden Zentrum, der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II der Universität Ulm, sind folgende Partner beteiligt: University of Nottingham (Großbritannien), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (Deutschland), Butabika National Referral Hospital (Kampala, Uganda), London School of Hygiene and Tropical Medicine, Ifakara Health Institute (Dar es Salaam, Tansania), Ben Gurion University of the Negev (Beer Sheva, Israel), Centre for Mental Health Law and Policy (Pune, India) sowie die Weltgesundheitsorganisation (Freetown, Sierra Leone).

    Weitere Informationen:
    PD Dr. Bernd Puschner (Koordinator), Leiter der Sektion Prozess-Ergebnis-Forschung an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II des Universitätsklinikums Ulm am Bezirkskrankenhaus Günzburg, bernd.puschner@bkh-guenzburg.de, Tel.: 08221-962866

    www.upsides.org

    UPSIDES has received funding from the European Union’s Horizon 2020 research and innovation programme under grant agreement No 779263. This press release reflects only the authors’ view. The Commission is not responsible for any use that may be made of the information it contains.

    UPSIDES wird von Horizont 2020, dem Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der Europäischen Union, gefördert (Finanzhilfevereinbarung Nr. 779263). Die zum Ausdruck gebrachten Standpunkte sind ausschließlich die der Verfasser*innen. Die Europäische Kommission trägt keinerlei Verantwortung für jegliche Verwendung der angeführten Informationen.


    Weitere Informationen:

    http://www.upsides.org Homepage des Verbundprojekt UPSIDES


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Psychologie
    überregional
    Forschungsprojekte, Kooperationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).