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14.03.2018 13:07

HoF-Publikation: Hochschulen und Stadtentwicklung in Sachsen-Anhalt

Kerstin Martin Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Hochschulforschung (HoF) an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

    Werden Hochschulen und Wissenschaft für die Stadtentwicklung genutzt, und wie können sie erfolgreich in entsprechende Konzepte eingebaut werden? Welche kulturellen, sozialen und ökonomischen Wirkungen sind von ihnen zu erwarten, und wie werden diese Erwartungen erfüllt? Wie werden Hochschulen als Agenturen der Verteilung des Wissens im Raum wirksam? Welche Prägungen der Raumstruktur sind durch Hochschulen leistbar, etwa als regionale Infrastruktur? Diese Fragen werden hier für die sachsen-anhaltischen Hochschulstädte untersucht.

    Hochschulen sind Quellen und Agenturen sowohl wirtschaftlicher als auch sozialer Innovationen. Sie können system-, prozess- und produktbezogenes Problemlösungswissen erzeugen, ihre Sitzorte an die überregionalen Wissensströme anschließen und stellen hochqualifizierte Arbeitskräfte bereit. Damit sind die Hochschulen eine zentrale Voraussetzung dafür, die Resonanzfähigkeit ihrer Sitzorte für wissensbasierte und damit zukunftsträchtige Entwicklungen zu verbessern bzw. zu erhalten. Wo Hochschulen in Städten und Regionen sitzen, die demografisch herausgefordert sind, sind die Hochschulwirkungen aber auch noch viel elementarer. Dort intervenieren die Einrichtungen schon durch ihre bloße Anwesenheit in die Schrumpfungsprozesse, indem sie verödungshemmend wirken und eine jüngere Klientel in der Region halten bzw. von außen anziehen.

    Dies ist für die sachsen-anhaltischen Hochschulstädte untersucht worden, im einzelnen für die beiden Groß- und Universitätsstädte des Landes – Halle (Saale) und Magdeburg – sowie vier Mittelstädte. Die Auswahl der letzteren bildet das institutionelle Muster des Netzes der Wissenschaft in Sachsen-Anhalt repräsentativ ab: Einbezogen sind eine Sitzstadt mit einer Ein-Standort-Hochschule (Merseburg), der Hauptstandort einer Zwei-Standorte-Hochschule (Wernigerode), ein Nebenstandort einer Zwei-Standorte-Hochschule (Stendal) sowie ein Ort mit Forschungseinrichtungen, aber keinen Studiengängen und Studierenden (Lutherstadt Wittenberg). Daneben finden sich über Querschnittsanalysen aber auch die anderen Hochschulstädte des Landes einbezogen.

    Erschlossen wurden zahlreiche Quellen: Integrierte Stadtentwicklungskonzepte (ISEK), Verwaltungsberichte und Dokumentationen, die im Rahmen der Beteiligung an Einzelinitiativen entstanden, Hochschulzeitschriften, für die Fallbeispiele Stendal und Wernigerode exemplarisch auch die Regionalberichterstattungen der örtlichen Tageszeitung eines Jahres, die Internetauftritte der Hochschulen und ihrer Sitzorte sowie Daten der amtlichen Statistik. Schließlich wurden Interviews mit 23 Vertreter.innen von sachsen-anhaltischen Hochschulstädten und Hochschulen geführt.

    Sind Hochschulen und Forschungsinstitute auch eine zentrale Voraussetzung dafür, die Resonanzfähigkeit ihrer Sitzorte für wissensbasierte und damit zukunftsträchtige Entwicklungen zu verbessern bzw. zu erhalten, so geht es doch nicht nur darum, was sie für ihren Sitzort tun können. Es geht ebenso darum, was die jeweilige Stadt für die Wissenschaft in ihren Mauern tun kann.

    Es erweist sich: Mittlerweile wird eine Reihe von Instrumenten regelmäßig eingesetzt, wenn eine Governance lokaler Wissenskooperationen etabliert werden soll, doch ihr zielführendes Funktionieren hängt jeweils von bestimmten Bedingungen ab:
    • Kooperationsverträge sind Rahmung. Für sich genommen bewirken sie i.d.R. nichts. Sie entfalten Wirkung zumeist nur, wenn sie der institutionellen Absicherung bereits existierender Zusammenarbeit auf der Mikroebene dienen, nicht aber deren Ausgangspunkt bilden.
    • Regelmäßige Treffen auf Leitungsebene hängen von der Vorbereitung durch Stäbe und substanzieller Untersetzung ab, etwa durch Maßnahmenpläne.
    • Lenkungsausschüsse funktionieren am ehesten da, wo (und wenn) sie die zentralen Kooperationsinteressenten vereinen.
    • Jährlich aktualisierte Maßnahmenpläne zeichnen sich häufig dadurch aus, dass die Aktualisierung zum größten Teil im Kopieren des Vorjahresplanes in eine neue Datei besteht. Positiv ließe sich sagen: Die Absichten haben erfolgreich ihre Geltung verteidigen können.
    • Stabstellen „Wissenschaft“ in Stadtverwaltungen funktionieren – da Städte in Bezug auf Hochschulen kaum über Steuerungsmechanismen verfügen – nur als Dienstleister, und dies wiederum nur, wenn sie auch tatsächliche Dienste leisten können, d.h. Ressourcen (materielle und immaterielle) organisieren können.
    • Verpflichtende Berichterstattungen an das jeweilige Stadtparlament erzeugen Druck auf die Verwaltung (nicht aber die Hochschulen), etwas Vorzeigbares berichten zu können, also zuvor etwas zu unternehmen.

    Auch an die Hochschulen selbst bleiben die lokalen Erwartungen, die an sie adressiert werden, nicht ohne Echo. Hier ist unterdessen eine Art Standardrepertoire an stadtbezogenen Aktivitäten etabliert, das sich an praktisch allen Hochschulen findet. Zu diesem Repertoire zählen:
    • Kinderuni
    • Seniorenuniversität
    • Weiterbildungsangebote
    • Career Center
    • Technologie-Transfer-Zentrum
    • Existenzgründer-Unterstützung
    • Lange Nacht der Wissenschaften
    • Kooperation mit lokalen Gymnasien

    Dieses Standardrepertoire beinhaltet also Hochschulaktivitäten, die sowohl auf ökonomische Wirkungen zielen als auch auf die nichtökonomischen Voraussetzungen lokaler Entwicklungen bzw. auf Wirkungen in sozialen oder kulturellen Bereichen abstellen.

    Im Ergebnis der empirischen Analysen findet eine vergleichende Aufbereitung der Resultate statt. Dabei werden die Fallbeispiele miteinander und mit der einschlägigen Forschungsdebatte in Beziehung gesetzt. Dieser synthetische Untersuchungsschritt führt zur Bestimmung förderlicher bzw. hemmender Faktoren, die Eingrenzung notwendiger Resonanzbedingungen für Hochschulen an ihren jeweiligen Sitzorten und umgekehrt für die Sitzorte in ihren Hochschulen sowie die Formulierung von Handlungsoptionen.

    Daniel Hechler / Peer Pasternack: Hochschulen und Stadtentwicklung in Sachsen-Anhalt, unter Mitwirkung von Jens Gillessen, Uwe Grelak, Justus Henke, Sebastian Schneider, Peggy Trautwein und Steffen Zierold, BWV – Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, 347 S. ISBN 978-3-8305-3828-8. € 19,-.

    Ansprechpartner:
    Daniel Hechler
    Email: daniel.hechler@hof.uni-halle.de, Tel.: 03491/466254
    Peer Pasternack
    Email: peer.pasternack@hof.uni-halle.de, Tel.: 03491/466254


    Weitere Informationen:

    http://www.hof.uni-halle.de/web/dateien/pdf/LSA-Hochschule-Stadtentwicklung-Erge... – Inhaltsverzeichnis und zentrale Ergebnisse
    http://www.hof.uni-halle.de/publikation/hochschulen-und-stadtentwicklung-in-sach...


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    Daniel Hechler / Peer Pasternack: Hochschulen und Stadtentwicklung in Sachsen-Anhalt
    Daniel Hechler / Peer Pasternack: Hochschulen und Stadtentwicklung in Sachsen-Anhalt

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Pädagogik / Bildung, Politik, Wirtschaft
    regional
    Wissenschaftliche Publikationen, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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