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01.08.2018 09:44

Kampf oder Flucht? Sexualzyklus bestimmt Verhalten weiblicher Meerschweinchen

Mag.rer.nat. Georg Mair Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation
Veterinärmedizinische Universität Wien

    Aufgrund einer fixen Rangordnung müssen sich Meerschweinchen auf ihr soziales Gespür verlassen, wann sie sich behaupten oder flüchten. Bislang war unerforscht, ob sich der Sexualzyklus auf das Sozialverhalten der weiblichen Tiere auswirkt. Forschende der Vetmeduni Vienna und der Universität Wien zeigten nun, dass bei einer Konfrontation zweier Weibchen während der Brunst Flucht die bevorzugte Strategie war. Waren die Tiere nicht paarungsbereit, stieg dagegen der Stresshormonlevel stärker an und der Körperkontakt wurde häufiger.

    Auch beim weiblichen Hausmeerschweinchen, Cavia porcellus, schwanken Hormone in Abhängigkeit der Fruchtbarkeit.. Die Schwankungen, die durch den Rhythmus von Brunst und Nicht-Brunst entstehen, könnten das Sozialverhalten der Nager beeinflussen. Denn das Zusammenleben von Meerschweinchen ist von einer Rangordnung geprägt, wo dominante Tiere im Vorteil sind.

    Ob und wie sich der Sexualzyklus weiblicher Meerschweinchen auf ein Zusammentreffen etwa mit Artgenossinnen auswirkt, untersuchte nun ein Forschungsteam der Vetmeduni Vienna und der Uni Wien mittels Analyse von Verhalten und Hormonen. Die Ergebnisse zeigten eindeutig, dass Weibchen während der Fruchtbarkeit eher vor einander flüchteten, es aber außerhalb dieser Zeit auf eine Konfrontation ankommen ließen.

    Achterbahn der Hormone gibt Verhalten vor

    Bislang war eine Auswirkung der „Hormon-Achterbahn“ auf das Sozialverhalten von weiblichen Meerschweinchen weitgehend unerforscht. „Die Nager leben ähnlich wie viele andere Säugetiere in sozialen Hierarchien. Diese etablieren sich durch Konfrontationen zwischen Artgenossen. Erfolgreich und besser integriert sind dabei vor allem jene Tiere, die das richtige Näschen dafür haben, wann sie sich behaupten oder zurückziehen sollen“, erklärt Lisa-Maria Glenk von der Abteilung für Komparative Medizin des Messerli Forschungsinstitutes.

    Eine Schlüsselrolle in diesem Geschehen spielen Stresshormone, da sie im Körper Energie für Flucht oder Kampf mobilisieren. „Um besser zu verstehen, wie Verhalten durch Sexual- und Stresshormone beeinflusst wird, konfrontierten wir Meerschweinchen mit einer unbekannten Artgenossin in einer Versuchsarena“, so die Erstautorin. Mit ihren KollegInnen vom Department für Verhaltensbiologie der Universität Wien untersuchte Glenk damit die Meerschweinweibchen zu zwei Zykluszeitpunkten, der Brunst, die die fortpflanzungsfähige Phase bedeutet und mit dem vorübergehenden Einreißen der Vaginalmembran beginnt, und der Nicht-Brunst, bei der die Membran bis zur nächsten Fruchtbarkeit verschlossen bleibt.

    Aus den Verhaltensbeobachtungen und Laborbefunden schlossen die WissenschafterInnen, dass aggressives Verhalten unabhängig vom Sexualzyklusauftrat. In der sogenannten heißen Phase ergriffen die Tiere angesichts der Kontrahentin jedoch deutlich häufiger die Flucht. Ein friedliches „Zusammensitzen“ konnte dagegen nur während der Nicht-Brunst beobachtet werden. Bei den nicht empfängnisbereiten Tieren war der Spiegel des Botenstoffs Kortisol im Blut außerdem vor dem Experiment niedriger, stieg aber während der Konfrontation deutlich an. Testosteron wurde in beiden Phasen nur geringfügig vermehrt ausgeschüttet. Die Resultate der Studie zeigen einen beachtlichen Einfluss des Zyklusstadiums auf Stresshormone sowie soziales und Fluchtverhalten. „Besonders interessant ist, dass es in der Nicht-Brunst unter dem hohen Kortisolanstieg zu vermehrten Körperkontakt kam. Das könnte den Tieren als Stresspuffer dienen“, so Glenk.

    Service:
    Der Artikel "Fight or flight? Effects of vaginal oestrus on cortisol, testosterone, and behaviour in guinea pig female-female interaction" von Lisa M. Glenk, Ivo H. Machatschke und Bernard Wallner wurde in Behavioural Processes veröffentlicht.
    https://doi.org/10.1016/j.beproc.2018.04.008

    Über die Veterinärmedizinische Universität Wien
    Die Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna) ist eine der führenden veterinärmedizinischen, akademischen Bildungs- und Forschungsstätten Europas. Ihr Hauptaugenmerk gilt den Forschungsbereichen Tiergesundheit, Lebensmittelsicherheit, Tierhaltung und Tierschutz sowie den biomedizinischen Grundlagen. Die Vetmeduni Vienna beschäftigt 1.300 MitarbeiterInnen und bildet zurzeit 2.300 Studierende aus. Der Campus in Wien Floridsdorf verfügt über fünf Universitätskliniken und zahlreiche Forschungseinrichtungen. Zwei Forschungsinstitute am Wiener Wilhelminenberg sowie ein Lehr- und Forschungsgut in Niederösterreich gehören ebenfalls zur Vetmeduni Vienna. Die Vetmeduni Vienna spielt in der globalen Top-Liga mit: 2018 belegt sie den exzellenten Platz 6 im weltweiten Shanghai-Hochschulranking im Fach „Veterinary Science“. http://www.vetmeduni.ac.at

    Wissenschaftlicher Kontakt:
    Lisa Maria Glenk, MSc, PhD
    Messerli Forschungsinstitut
    Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna)
    lisa.glenk@vetmeduni.ac.at

    Aussender:
    Mag.rer.nat. Georg Mair
    Wissenschaftskommunikation / Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation
    Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna)
    T +43 1 25077-1165
    georg.mair@vetmeduni.ac.at

    Über das Messerli Forschungsinstitut
    Das Messerli Forschungsinstitut wurde 2010 mit der Unterstützung der Messerli-Stiftung (Schweiz) unter Federführung der Veterinärmedizinischen Universität Wien in Kooperation mit der Medizinischen Universität Wien und der Universität Wien gegründet. Es widmet sich der Erforschung der Mensch-Tier-Beziehung und ihrer Grundlagen in den Bereichen Ethik, vergleichende Medizin sowie Kognition und Verhalten von Tieren. Dabei zeichnet es sich durch einen breiten interdisziplinären Zugang (Biologie, Humanmedizin, Veterinärmedizin, Philosophie, Psychologie, Rechtswissenschaft) und eine starke internationale Ausrichtung aus. http://www.vetmeduni.ac.at/messerli

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    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Lisa Maria Glenk, MSc, PhD
    Messerli Forschungsinstitut
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    lisa.glenk@vetmeduni.ac.at


    Originalpublikation:

    https://doi.org/10.1016/j.beproc.2018.04.008


    Weitere Informationen:

    https://www.vetmeduni.ac.at/de/infoservice/presseinformationen/presseinformation...


    Bilder

    Das Verhalten weiblicher Meerschweinchen wird von ihrem Sexualzyklus mitbestimmt.
    Das Verhalten weiblicher Meerschweinchen wird von ihrem Sexualzyklus mitbestimmt.
    Lisa Glenk/Vetmeduni Vienna
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Das Verhalten weiblicher Meerschweinchen wird von ihrem Sexualzyklus mitbestimmt.


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