Wir sind es gewohnt, die jüngere Zeitgeschichte von 1989/90 her zu denken. Ein neues Buch des Historikers Frank Bösch wählt hingegen eine andere Perspektive, um das Aufkommen gegenwärtiger Herausforderungen zu erklären. Der Direktor des Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam zeigt anhand von zehn globalen Ereignissen des Jahres 1979, wie die Welt von heute begann. Am 25. Januar 2019 erscheint das Buch.
Im Jahr 1979 häufen sich globale Ereignisse, die schlagartig heutige Probleme auf die Agenda setzen. So gewinnt der islamische Fundamentalismus durch die Revolution im Iran eine neue Bedeutung. Medienberichte über verschleierte Frauen, Scharia-Strafen und Geiseln in der US-Botschaft verunsichern nun die Welt. In Afghanistan stärkt der sowjetische Einmarsch nachhaltig den radikalen Islam. Auf Polens Straßen fordern Millionen von Menschen den Sozialismus heraus, als Papst Johannes Paul II. sein Heimatland besucht. Zugleich gewinnt die ökonomische Globalisierung an Fahrt. Das kommunistische China öffnet sich für den globalen Kapitalismus und lockt internationale Firmen wie VW an. In Großbritannien leitet die frisch gewählte Margaret Thatcher neoliberale Reformen ein, die in vielen Ländern zum Vor- und Schreckbild werden. Parallel dazu kommt das ökologische Denken auf. Durch die erneute Ölkrise, einen AKW-Unfall nahe Harrisburg und die Gründung der Partei „Die Grünen“ wird die Forderung nach einer Energiewende laut. Und erstmals nimmt die Bundesrepublik außereuropäische Flüchtlinge auf: die „Boat People“ aus Vietnam. Viele Deutsche helfen, andere fürchten sich vor einer „Überfremdung“ und es werden erste ausländerfeindliche Anschläge registriert.
Frank Bösch untersucht diese und viele weitere Ereignisse als Ursprung heute diskutierter Themen und deutet ihr Aufkommen als Reaktionen auf Krisen der 1970er-Jahre. Zudem betont er, welche grenzübergreifenden Konsequenzen diese globalen Wendepunkte haben: „Bislang haben wir den Wandel im ausgehenden 20. Jahrhundert zu sehr von Deutschland aus gedacht. Das Buch zeigt, welchen nachhaltigen Einfluss globale Ereignisse auf die Bundesrepublik hatten“, so Bösch. „Deutlich wird dabei, wie sich der Kalte Krieg in dieser Zeit zwar zuspitzte, die bipolare Ordnung aber zugleich aufbrach. Die Welt wurde multipolar.“ Jedes der zehn Kapitel schildert anhand neu erschlossener Archivakten das Engagement unterschiedlicher Akteure. Dazu zählen Flüchtlingshelfer, die mit dem Schiff „Cap Anamur“ Menschen vor dem Ertrinken retten, ebenso wie VW-Manager, die erste Joint Ventures in Shanghai aushandeln, oder Solidaritätsbrigaden, die ins revolutionäre Nicaragua ausrücken und den „Fair Trade“ einführen. Auf diese Weise bietet das Buch eine Reise zu den Anfängen unserer globalen Gegenwart.
Frank Bösch ist Professor für Europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts an der Universität Potsdam und Direktor des Zentrums für Zeithistorische Forschung. Er hat vielfältig zur Geschichte seit dem späten 19. Jahrhundert publiziert. Sein neues Buch „Zeitenwende 1979. Als die Welt von heute begann“ erscheint am 25. Januar 2019 im Verlag C.H.Beck.
________________________________
Weitere Informationen zum Autor:
Frank Bösch, 1969 geboren in Lübeck, studierte Geschichte, Germanistik und Politikwissenschaft an den Universitäten Hamburg und Göttingen und wurde 2001 mit einer Arbeit über „Die Adenauer-CDU“ promoviert. Anschließend war er Juniorprofessor am Historischen Institut der Ruhr-Universität Bochum und ab 2007 Professor an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Seit 2011 ist Frank Bösch Professor für Europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts an der Universität Potsdam und Direktor des Zentrums für Zeithistorische Forschung. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher zur deutschen und internationalen Geschichte des 20. Jahrhunderts, auch zur deutsch-deutschen Geschichte, Geschichte der Medien und den Krisen der 1970er Jahre.
________________________________
Nächste Buchvorstellungen:
30.01.2019 | 19:30 Uhr | Urania Berlin
19.02.2019 | 18:00 Uhr | Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
28.02.2019 | 19:30 Uhr | 29. Auricher Wissenschaftstage
04.03.2019 | 18.00 Uhr | Militärhistorisches Museum der Bundeswehr Dresden
13.03.2019 | 18:00 Uhr | Institut für Zeitgeschichte München
21.03.2019 | 17:30 Uhr | Zeitgeschichtliches Forum Leipzig
Prof. Dr. Frank Bösch,
Zentrum für Zeithistorische Forschung
Am Neuen Markt 1
14467 Potsdam
Tel: 0331/28991-57
E-Mail: sekretariat@zzf-potsdam.de
Frank Bösch, Zeitenwende 1979. Als die Welt von heute begann, München 2019.
ISBN: 978-3-406-73308-6
https://www.chbeck.de/product/26071725 Das Buch im Verlag C.H.Beck
https://zzf-potsdam.de/de/mitarbeiter/frank-bosch Vita und Publikationsliste des Autors
Prof. Dr. Frank Bösch, Direktor des ZZF Potsdam
Joachim Liebe / ZZF
None
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Politik
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).