idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
05.02.2020 14:37

Pflanzenblätter als Verpackungsalternative zu Plastik

Johannes Seiler Dezernat 8 - Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

    Wie lassen sich Lebensmittel länger haltbar machen, ohne auf fossilbasierte Kunststoffverpackungen zurückzugreifen? Seit 2018 hat die Regierung von Benin mit Blick auf die Umweltprobleme durch Verpackungsmüll nicht bioabbaubarer Plastiktüten verboten. Wissenschaftler der Universität Bonn entwickeln nun mit Kollegen aus dem westafrikanischen Land nachhaltige Verpackungen aus natürlichen Materialien wie Bananenblättern. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft fördert das Vorhaben „WALF-Pack“ für drei Jahre mit 350.000 Euro.

    „Da Benin zu einem der ärmsten Ländern der Welt gehört, in dem immer noch mehr als eine Million Menschen unterernährt sind, ist der Schutz von Lebensmitteln durch Verpackungen besonders wichtig“, sagt Prof. Dr. Judith Kreyenschmidt, die Leiterin des Projektes vom Institut für Tierwissenschaften der Universität Bonn. Dieser Schutz ist vor allem beim Transport sehr wichtig, da durch fehlende oder suboptimale Verpackungen wertvolle Lebensmittel verloren gehen. Die übermäßige Nutzung von Plastik als Verpackungsmaterial kann jedoch gerade in Ländern wie Benin, die keine Abfallwirtschaft besitzen, zu starker Umweltverschmutzung führen.

    Deshalb ist es ein Ziel des Projektes „West African local food packaging“ (WALF-Pack), alte Techniken der Verpackung mit Pflanzenblättern weiterzuentwickeln und durch die Kombination mit neuen Technologien zu optimieren. Traditionell werden immer noch viele Lebensmittel wie zum Beispiel verschiedene Breie in Blättern von Bananen oder anderen lokalen Pflanzen verpackt. Dies dient dabei nicht nur dem Schutz, Transport oder der Präsentation, sondern manchmal auch dem Geschmack des Produktes.

    Das Projekt verfolgt mehrere Ansätze in der Verpackungsentwicklung: Zum einen die Weiterentwicklung der alten Techniken, zum anderen die Implementierung neuer nachhaltiger Materialien wie zum Beispiel Bioplastik in Kombination mit nachhaltigen aktiven Beschichtungen, sogenannten aktiven Verpackungen. Diese beinhalten eine aktive Komponente, die den Verderb des Lebensmittels verlangsamt. Um die optimale Entwicklung der Verpackung für die Gegebenheiten vor Ort zu gewährleisten, ist die Doktorandin Barbara Götz regelmäßig in Benin. Dort wird die Expertise des Netzwerkes aus lokalen Verpackungsunternehmen, Händlern, Produzenten, Nichtregierungsorganisationen (NGO) und den Wissenschaftlern der Universität Abomey-Calavi gebündelt, um die Lösungen bestmöglich für den lokalen Markt anzupassen.

    Verpackungen aus Wasserhyazinthen

    Zusammen mit der NGO „Jeunesse Et Emplois Verts Pour Une Economie Verte“ (JEVEV), die aus den getrockneten Stängeln der Wasserhyazinthe Körbe, Taschen und andere Gebrauchsgegenstände herstellt, wird untersucht, ob sich diese Wasserpflanze als lokales Verpackungsmaterial eignet. Die Wasserhyazinthe ist eine invasive Wasserpflanze aus Südamerika, die unter den Umweltbedingungen in Afrika schnell wächst und dort die Seen und Flüsse überwuchert. Aus einer aktuellen Laboruntersuchung geht hervor, dass die geernteten Pflanzen nicht mit Schwermetallen belastet sind und somit einen Einsatz im Kontakt mit Lebensmitteln möglich macht. „Die NGO JEVEV möchte in Zukunft ihr Portfolio durch die Produktion von Papier auf der Basis von Wasserhyazinthen ausweiten, um dadurch zusätzliche ökonomische Strukturen und Arbeitsplätze zu schaffen und dies mit dem Arten- und Umweltschutz zu verbinden“, berichtet Barbara Götz. Diese Voraussetzungen bilden eine gute Grundlage für die Entwicklung einer nachhaltigen Verpackung auf Basis der Wasserhyazinthe.

    Das Konsortium

    Das Konsortium zu dem Nachhaltigkeitsprojekt besteht aus der Universität Bonn und der Universität Abomey-Calavi in Benin. Es wird durch ein Netzwerk von Produzenten, verarbeitenden Unternehmen, öffentlichen Einrichtungen und Verpackungsfirmen unterstützt. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft fördert das Vorhaben „WALF-Pack“ (Förder-KZ: 2816PROC08) für drei Jahre mit 350.000 Euro.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Barbara Götz
    Institut für Tierwissenschaften
    Tel. 0228/731967
    E-Mail: bgoetz@uni-bonn.de

    Prof. Dr. Judith Kreyenschmidt
    Institut für Tierwissenschaften
    Tel. 0228/733886
    E-Mail: j.kreyenschmidt@uni-bonn.de


    Bilder

    Frauen im Benin bereiten die Bananenblätter für die Verpackungsnutzung vor.
    Frauen im Benin bereiten die Bananenblätter für die Verpackungsnutzung vor.
    © Foto: Barbara Götz
    None

    Fermentierter Maisbrei (Akassa) verpackt in Blätter der Pflanze Thalia welwitschii.
    Fermentierter Maisbrei (Akassa) verpackt in Blätter der Pflanze Thalia welwitschii.
    © Foto: Barbara Götz
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsprojekte, Kooperationen
    Deutsch


     

    Frauen im Benin bereiten die Bananenblätter für die Verpackungsnutzung vor.


    Zum Download

    x

    Fermentierter Maisbrei (Akassa) verpackt in Blätter der Pflanze Thalia welwitschii.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).