Die Grundvoraussetzung für Denken und Bewegung ist die elektrische Erregbarkeit von Nerven- und Muskelzellen. Fehlfunktionen dieser Erregbarkeit können zu Migräne, Epilepsien, Verkrampfungen oder Lähmungen der Muskulatur sowie Koordinations- und Bewegungsstörungen führen. Verantwortlich dafür sind Genmutationen in kleinsten Teilen der Zelle, den sogenannten Membran-Ionenkanälen. Durch Erforschung dieser Kanäle stehen immer mehr vielversprechende Therapiemöglichkeiten dieser Erkrankungen zur Verfügung, sagen Experten auf der Online-Pressekonferenz zur 64. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurologie und Funktionelle Bildgebung DGKN.
Die Pressekonferenz findet am Mittwoch, den 11. November 2020 um 13.00 Uhr statt. Medienvertreter können sich schon jetzt unter: https://attendee.gotowebinar.com/register/3047893921125537040 anmelden.
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Ionenkanäle sitzen in der Zellmembran und lassen bestimmte Ionen wie Natrium, Kalium, Kalzium oder Chlorid durch. Sie bilden dadurch die Grundlage für die Erregbarkeit von Nerven- und Muskelzellen und somit für die Weiterleitung von Informationen im Körper. „Diese physiologischen Vorgänge sind eine Grundvoraussetzung für unser Denken und Handeln, für die Steuerung von Bewegungen und Koordination, aber auch für die Weiterleitung von unangenehmen Reizen wie etwa Schmerzen“, erklärt Professor Dr. med. Holger Lerche, Ärztlicher Direktor der Abteilung Neurologie mit Schwerpunkt Epileptologie, Hertie-Institut für klinische Hirnforschung, Universitätsklinikum in Tübingen. Fehlfunktionen der Ionenkanäle können unterschiedliche Störungen hervorrufen: Sie können beispielsweise Migräneattacken mit schweren Funktionsstörungen bis hin zu einer halbseitigen Lähmung auslösen. Zu den typischen Erkrankungen infolge von Kanalstörungen zählen aber auch verschiedene Typen von epileptischen Anfällen sowie Koordinationsstörungen, die das Laufen behindern und zu unwillkürlichen Bewegungen führen. „Bei Befall der Skelettmuskulatur kann es zu unwillkürlichen Muskelzuckungen oder Lähmungserscheinungen kommen“, so Lerche.
Die Erforschung der Ionenkanäle liefert Medizinern immer genauere Kenntnis der unterschiedlichen Fehlfunktionen. Es sei zum Beispiel entscheidend, ob eine Genveränderung eine Über- oder Unterfunktion des Kanals hervorruft, so Lerche. „Wir können die Ionenkanäle als ideale Zielstrukturen für Medikamente nutzen – müssen aber wissen, welche Auswirkungen eine Genmutation auf den entsprechenden Ionenkanal hat, um die Medikamente personalisiert und präzisiert einzusetzen.“ Wirken etwa Ionenkanal-blockierende Medikamente bei einer Überfunktion hervorragend – etwa bei Epilepsien, neuropathischen Schmerzen, episodischen Schmerzsyndromen oder erblichen Formen von Migräne – würden sie bei einer Unterfunktion die Krankheitssymptome verstärken und dürfen deshalb auf keinen Fall eingesetzt werden.
„Mit unserer Erforschung der Ionenkanäle entdecken wir immer mehr neue Krankheitsmechanismen und Therapiemöglichkeiten mit zum Teil bereits vorhandenen und zugelassenen Medikamenten“, so Lerche. Auf der der Online-Pressekonferenz wird er Patientenbeispiele vorstellen, bei denen durch einen Ausgleich des Ionen-Ungleichgewichts Patienten mit Muskelerkrankungen nach Jahren im Rollstuhl wieder laufen können. Auf diese Weise sei es auch gelungen, Patienten mit schweren Entwicklungsstörungen und epileptischen Anfällen, die mit herkömmlichen Medikamenten nicht therapiert werden konnten, zu behandeln.
*** Bei Abdruck, Beleg erbeten. ***
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Pressekonferenzen zur DGKN-Jahrestagung:
Online-Vorab-Pressekonferenz zu internationalen Konferenzen
Hirnstimulation mit und ohne Operation - Fortschritte in der Diagnostik und Therapie bei Schlaganfall, Bewegungsstörungen und Depressionen
Termin: Montag, den 9. November 2020, 12.00 Uhr bis 13.00 Uhr
Anmeldung: https://attendee.gotowebinar.com/register/8411843805044318736
Vorläufige Themen und Referenten:
Hoffnung für Schlaganfall-Patienten: Forscher entwickeln einen Helm, der Netzwerke des Gehirns gezielt von außen stimuliert
Prof. Dr. med. Ulf Ziemann, Kongresspräsident der 64. Jahrestagung der DGKN, Präsident der DGKN, Zentrum für Neurologie, Hertie-Institut für klinische Hirnforschung, Abteilung Neurologie mit Schwerpunkt neurovaskuläre Erkrankungen, Tübingen
Therapeutischer Einsatz der tiefen Hirnstimulation bei Bewegungsstörungen: EEG- Messungen ermöglichen Stimulation zur richtigen Zeit und mit höherem Effekt
Prof. Dr. med Andrea Kühn, Leiterin der Sektion Bewegungsstörungen und Neuromodulation am Campus Charité Mitte und Campus Virchow-Klinikum, Charité – Universitätsmedizin Berlin
Schonende Hirnstimulation bei Depression: Neue Ansätze für die individualisierte Behandlung
Prof. Dr. med. Frank Padberg, Leiter der Sektion für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Ludwig-Maximilians-Universität München
Moderation: Katharina Weber, DGKN-Pressestelle, Stuttgart
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Online-Kongress-Pressekonferenz zur DGKN-Jahrestagung
Termin: Mittwoch, 11. November 2020, 13.00 Uhr bis 14.00 Uhr
Anmeldung: https://attendee.gotowebinar.com/register/3047893921125537040
Vorläufige Themen und Referenten:
Stummen und Gelähmten eine Stimme geben – „Brain-Computer-Interface“ übersetzt Hirnsignale in Sprache: State of the Art
Prof. Dr. med. Ulf Ziemann, Kongresspräsident der 64. Jahrestagung der DGKN, Präsident der DGKN, Zentrum für Neurologie, Hertie-Institut für klinische Hirnforschung, Abteilung Neurologie mit Schwerpunkt neurovaskuläre Erkrankungen, Tübingen
Halbseitige Lähmung nach Schlaganfall: Bewegung neu lernen mit innovativer nicht-invasiver Stimulation (Transkranielle Magnetstimulation (TMS)) des Gehirns
Dr. Christoph Zrenner, Neurologe und Laborleiter in der Forschergruppe Prof. Ulf Ziemann, am Hertie-Institut für klinische Hirnforschung, Tübingen
Migräne, Epilepsie, Bewegungsstörungen und andere Kanalerkrankungen: Innovative Präzisionsmedizin zeigt erste Erfolge
Prof. Dr. med. Holger Lerche, Ärztlicher Direktor der Abteilung Neurologie mit Schwerpunkt Epileptologie, Hertie-Institut für klinische Hirnforschung, Universität Tübingen
Wann ist ein Mensch „hirntot“? Moderne Diagnostik des irreversiblen Hirnfunktionsausfalls
Prof. Dr. med. Uwe Walter, Stellvertretender Klinikdirektor, Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsmedizin Rostock
Vorsitzender der Hirntodkommission der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN)
Moderation: Dr. Adelheid Liebendörfer, DGKN-Pressestelle, Stuttgart
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Im März 2020 musste die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN) ihre 64. Jahrestagung aufgrund der Corona-Pandemie kurzfristig absagen. Nun schaltet sich die wissenschaftliche und klinische Kompetenz in der klinischen Neurophysiologie online aus der ganzen Welt zusammen: Die Jahrestagung wird mit den direkt zuvor und überlappend stattfindenden internationalen Konferenzen, der 7. International Conference on Non-invasive Brain Stimulation und der 4. European Conference of Brain Stimulation in Psychiatry, vom 10. bis 14. November 2020 virtuell nachgeholt. Weitere Informationen: http://www.dgkn-kongress.de
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Kontakt für Journalisten:
Pressestelle DGKN
Katharina Weber, Adelheid Liebendörfer, Michaela Richter
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-583/-173/-516
Telefax: 0711 8931-984
weber@medizinkommunikation.org
http://www.dgkn.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Pressetermine
Deutsch
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