idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
16.03.2023 17:00

Bessere Displays: brillantere Farben bei gleicher Energieeffizienz

Eva Schissler Kommunikation und Marketing
Universität zu Köln

    Studie zeigt, dass durch starke Kopplung von Licht und Materie eine hohe Farbbrillanz in OLED-Display möglich ist, die vom Blickwinkel unabhängig ist und die Effizienz nicht verringert / Veröffentlichung in „Nature Photonics“

    Ein Team von Forscher*innen der Universität zu Köln und der University of St Andrews (Schottland) zeigt in einer neuen Studie, wie ein fundamentales Konzept der Physik genutzt werden kann, um bei Displays von Smartphones, Computern oder TV-Geräten noch brillantere Farben zu erzeugen, ohne dass sie an Energieeffizienz einbüßen. Die Ergebnisse der Studie sind in der Zeitschrift Nature Photonics veröffentlicht.

    Organischen Leuchtdioden (OLEDs) haben längst den Markt für Bildschirme erobert - vom hochauflösenden Smartphone-Bildschirm bis hin zum wandfüllenden Fernseher. Bei der nächsten Generation von Geräten mit noch höherer Farbsättigung, Helligkeit und Effizienz, stehen Industrie und Wissenschaft jedoch vor mehreren Herausforderungen. Die organischen Moleküle, aus denen OLEDs hergestellt werden, weisen intrinsisch breite Emissionsspektren auf – eine Eigenschaft, die den verfügbaren Farbraum und die Farbsättigung für High-End-Displays einschränkt. Durch Farbfilter oder optische Resonatoren können die Emissionsspektren von OLEDs künstlich verschmälert werden, um diese Problematik zu umgehen. Dies geht jedoch entweder auf Kosten der Effizienz oder führt zu einer starken Abhängigkeit der wahrgenommenen Farbe vom Betrachtungswinkel.

    Forscher*innen der beiden Universitäten haben nun gezeigt, dass ein grundlegendes wissenschaftliches Prinzip – die starke Kopplung von Licht und Materie – genutzt werden kann, um die Emissionsspektren von OLEDs zu verändern, und zwar ohne dass sich die Farbe der OLEDs mit dem Betrachtungswinkel verändert. Werden Photonen (Licht) und Exzitonen (Materie) mit ausreichend großer Wechselwirkung zusammengebracht, koppeln diese so stark, dass sogenannte Exziton-Polaritonen entstehen. Das Prinzip lässt sich etwa mit zwei gekoppelten Pendeln, zwischen denen Energie übertragen wird – nur dass hier Licht und Materie miteinander koppeln und kontinuierlich Energie austauschen. Diese Polaritonen geben schließlich wieder Licht ab. Indem der gesamte Schichtstapel der OLED zwischen dünnen Spiegeln aus metallischen Materialien eingebettet wird, die in der Displayindustrie bereits weit verbreitet sind, kann die Kopplung zwischen Licht und organischem Material deutlich verbessert werden. Bislang führte starke Kopplung in OLEDs jedoch unvermeidlich zu einer geringen elektrischen Effizienz. Um dies zu vermeiden, fügten die Forscher*innen einen separaten dünnen Film aus stark lichtabsorbierenden Molekülen hinzu, wie sie bereits in organischen Solarzellen nicht aber in OLEDs zum Einsatz kommen. Die zusätzliche Schicht maximierte den Effekt der starken Kopplung, ohne jedoch die Effizienz der licht-emittierenden Moleküle in der OLED wesentlich zu verringern.

    "Durch die Erzeugung von Polaritonen können wir einige der vorteilhaften Eigenschaften von Materie auf unsere OLEDs übertragen – unter anderem ihre deutlich geringere Winkelabhängigkeit, so dass der Farbeindruck eines Displays aus jeder Perspektive gleich gut bleibt", so Dr. Andreas Mischok, der Erstautor der vorliegenden Studie.
    Zwar gab es in der Vergangenheit bereits Berichte über OLEDs auf der Basis von Polaritonen, doch zeigten diese eine sehr geringe Effizienz und Helligkeit, was Anwendungen in der Praxis verhinderte und sie zu einer Kuriosität der Grundlagenforschung machte. Mit der neuen Strategie ist es dem Team nun erstmals gelungen, Polariton-basierte OLEDs mit anwendungsrelevanter Effizienz und Helligkeit zu realisieren.

    Der Leiter der Studie Professor Dr. Malte Gather ist überzeugt: "Mit einer Effizienz und Helligkeit, die mit OLEDs wie sie in kommerziellen Displays verwendet werden vergleichbar ist, aber mit deutlich verbesserter Farbsättigung und Farbstabilität, sind unsere Polariton-basierten OLEDs für die Displayindustrie von großem Interesse."
    Die bedarfsgerechte und effiziente Erzeugung einer großen Anzahl von Polaritonen ist nicht nur für die nächste Generation von Bildschirmen relevant, sondern kann auch für eine Vielzahl von Anwendungen genutzt werden, von Lasern bis hin zum Quantencomputing.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Professor Dr. Malte Gather
    Humboldt Centre for Nano- and Biophotonics
    Department Chemie, Universität zu Köln
    +49 221 470 76449
    malte.gather@uni-koeln.de
    Dr. Andreas Mischok
    Humboldt Centre for Nano- and Biophotonics
    Department Chemie, Universität zu Köln
    +49 221 470 76450
    andreas.mischok@uni-koeln.de


    Originalpublikation:

    'Highly efficient polaritonic light-emitting diodes with angle-independent narrowband emission', Nature Photonics
    https://www.nature.com/articles/s41566-023-01164-6


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    Chemie, Elektrotechnik, Energie, Werkstoffwissenschaften, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).