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20.03.2023 09:27

Präsenzlehre weiterhin die vorherrschende Lehrform an deutschen Hochschulen

Michael Siegel Kommunikation
Stifterverband

    Studie zum Stand der Digitalisierung an deutschen Hochschulen

    Ob Seminar, Tutorium oder Vorlesung - nach der Corona-Pandemie sind Präsenzveranstaltungen wieder die dominierenden Lehrformate am Campus. Dies zeigt eine aktuelle Befragung im Rahmen des neuen Monitor Digitalisierung 360° des Hochschulforum Digitalisierung. Für die Studie wurden insgesamt mehr als 1.600 Hochschulangehörige kontaktiert. Die Befragung von Hochschulleitungen, Studierenden, Lehrenden und Supportmitarbeitenden zeigt auch: Digitalisierung ist mittlerweile Chefsache an fast allen Hochschulen. Die technische Ausstattung wird von Studierenden und Lehrenden als ausreichend bewertet. Schwachstelle bleibt an einigen Hochschulorten die WLAN-Abdeckung. Lehrenden fehlt die Zeit für Weiterbildung, Studierende wünschen sich ein interaktiveres und multimedialeres Lernangebot.

    Präsenzlehre wieder vorherrschend

    Nach dem Ende der Corona-Maßnahmen finden die meisten Veranstaltungen an deutschen Hochschulen wieder in Präsenz statt. Rund die Hälfte aller befragten Lehrenden bieten Seminare in diesem Sommersemester ausschließlich vor Ort auf dem Campus an. Bei Unterricht in Kleingruppen, wie etwa Tutorien oder Colloquia, liegt der Anteil ähnlich hoch. Nur acht Prozent der Lehrenden geben auch Online-Seminare. Allerdings wird Präsenzlehre im Vergleich zu früheren Befragungen immer mehr mit digitalen Medien angereichert, die Nutzung von Mischformaten (wie blended learning) steigt weiter an. Studierende begrüßen solche Angebote. Zwei Drittel wünschen sich neben hybriden synchronen Formaten, wie die Zuschaltung in die Vorlesung, vor allem eine interaktivere und multimedialere Lehre. 85,1 Prozent der Hochschulleitungen geben an, dass sie mit Hilfe von Digitalisierung in Studium und Lehre die Teilhabe einer diversen Studierendenschaft verbessern wollen.

    Der Monitor Digitalisierung 360° zeigt: In den letzten Jahren wurden bei der Digitalisierung an deutschen Hochschulen Fortschritte gemacht. Mittlerweile haben nahezu alle Hochschulen eine Strategie zur Digitalisierung in Studium und Lehre. Hochschulleitungen haben das Thema auf ihrer Agenda und sehen sich in der Federführung. Julius-David Friedrich, Projekteiter des Hochschulforums Digitalisierung für das CHE Centrum für Hochschulentwicklung, sagt dennoch: „Wir stehen erst am Anfang der Entwicklung. Denn Strategien allein reichen nicht: Sie müssen umgesetzt und in gelebte Praxis überführt werden“.

    Technische Ausstattung: Grundsätzlich ausreichend, WLAN ausbaufähig

    Der Stand der technischen Umsetzung ist heterogen. So betrachten nur 18,7 Prozent der Lehrenden die technische Ausstattung generell als unzureichend. Vor allem die WLAN-Abdeckung am Campus scheint ausbaufähig: Mehr als ein Drittel der Studierenden und Lehrenden gibt an, dass das WLAN zu Spitzenzeiten nicht ausreicht. In Hinblick auf digitalisierte Lehr-Lernsettings ist seit der Corona-Pandemie einiges möglich, was vor wenigen Jahren noch nicht denkbar war. Entsprechend gibt es an vielen Hochschulen inzwischen die Möglichkeit, digital angereicherte Lehre oder auch hybride und Blended-Learning-Settings anzubieten. Die Präsenzlehre bleibt jedoch die vorherrschende Lehrform – unabhängig davon, ob es um Seminare, Vorlesungen oder Tutorien geht.

    Für Weiterbildung fehlt die Zeit

    Um weiteren Fortschritt bei der Digitalisierung in Studium und Lehre zu erzielen, zeigt der Monitor zukünftige Ziele und Stellschrauben auf. Fragt man Hochschulleitungen, so sind 74,6 Prozent der Ansicht, dass die Digitalisierung von Studium und Lehre wichtig für die Vorbereitung auf eine digitalisierte Arbeitswelt ist. Entsprechende Weiterbildungsmöglichkeiten für Hochschullehrende in Bezug auf digitale Lerninhalte und -formate wären, nicht zuletzt mit Blick auf den Fachkräftemangel, wichtig. Die Studie zeigt: 84,8 Prozent der Lehrenden sind motiviert, sich weiterzubilden – es fehlt ihnen aber laut einer großen Mehrheit der Hochschulleitungen und Mitarbeitenden im Support die Zeit. Auch bei der räumlichen Ausstattung am Campus gibt es Handlungsbedarf. So legen die Befragungsergebnisse nahe, dass vielfältige Lernräume (Selbstlernflächen, Maker-Spaces, Gruppenarbeitsräume) zunehmend an den Hochschulen vorhanden oder in Planung sind, für den derzeitigen Bedarf allerdings noch weiter ausgebaut werden müssten. Oliver Janoschka, Projektleiter des Hochschulforums Digitalisierung beim Stifterverband, sagt: „Klassische Lehrorte trennen digitales und analoges Lernen. Die Blended University sieht innovative Lehr-Lern-Räume nicht als Sahnehäubchen, sondern als integralen Standard für die Zukunftsfähigkeit des Lernorts Hochschule.“ Bei digitalen Prüfungen herrscht, bereits vor Diskussionen rund um ChatGPT, Vorsicht: 79,5 Prozent der Lehrenden sehen den Umgang mit Betrugsversuchen als zentrale Herausforderung, mündliche Online-Prüfungen sind entsprechend am beliebtesten.

    Insgesamt zeigt der Monitor, dass deutsche Hochschulen in den vergangenen Jahren die Grundlage geschaffen haben, um digitale (und digital gestützte) Lehrformate zu ermöglichen. Nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie haben weitgehend alle Lehrenden Erfahrungen zur Digitalisierung in Studium und Lehre gesammelt. Wie die digitale Lehre in Zukunft umgesetzt wird, bleibt abzuwarten: 76,4 Prozent der Studierenden meinen, dass Veränderungen durch die Corona-Pandemie nicht weitergeführt werden und Präsenzlehre der „neue“ Normalzustand bleibt.

    Weitere Informationen und Downloads: https://hochschulforumdigitalisierung.de/de/monitor-digitalisierung

    Zum Monitor:
    Der Monitor zum Stand der Digitalisierung in Studium und Lehre an deutschen Hochschulen wurde als „360-Grad-Befragung“ angelegt. Zwischen Mitte Juni und Ende Oktober 2022 wurden vier verschiedenen Zielgruppen - Hochschulleitungen (n=74), Support (n=127), Lehrende (n=399) und Studierende (n=1.008) - zu didaktischen Formaten, räumliche Infrastruktur, konkreten Unterstützungsangeboten bis hin zu strategischen Entwicklungen an deutschen Hochschulen befragt, um einen möglichst ganzheitlichen Blick auf das Thema zu erhalten. Durch die geplante Wiederholung der Befragung in zirka zwei Jahren können dann auch Veränderungen und sich abzeichnende Entwicklungen aufgezeigt werden. Durchgeführt wurde die Studie vom mmb Institut im Auftrag des CHE Centrum für Hochschulentwicklung für das Hochschulforum Digitalisierung.

    Über das Hochschulforum Digitalisierung:
    Als bundesweiter Think-&-Do-Tank führt das Hochschulforum Digitalisierung (HFD) eine breite Community rund um die Digitalisierung in Studium und Lehre zusammen, macht Entwicklungen sichtbar und erprobt innovative Lösungsansätze. Dazu werden Akteure aus Hochschulen, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft vernetzt, begleitet und beraten. Das 2014 gegründete Hochschulforum Digitalisierung ist eine gemeinsame Initiative des Stifterverbandes, des CHE Centrum für Hochschulentwicklung und der Hochschulrektorenkonferenz (HRK). Gefördert wird das HFD vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).

    Ansprechpartner Presse:
    Hochschulforum Digitalisierung
    Michael Siegel
    Kommunikationsmanager
    Stifterverband
    T 0162 7460773
    michael.siegel@stifterverband.de

    Ansprechpartner Monitor Digitalisierung 360°:
    Hochschulforum Digitalisierung/CHE
    Julius-David Friedrich
    Projektleiter
    julius-david.friedrich@che.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    jedermann
    fachunabhängig
    überregional
    Studium und Lehre, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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