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09.06.2004 10:37

Retrospektive Werner Eikel - Ein Kölner Kalligraph

Eva Faresin Kommunikation und Marketing
Universität zu Köln

    86 /2004 (Eikel)
    Retrospektive Werner Eikel - Ein Kölner Kalligraph - Tradition auf Zeitreise
    Ausstellung in der Universitäts- und Stadtbibliothek

    Die Kölner Universitäts- und Stadtbibliothek zeigt in der Zeit vom

    28. Mai bis 25. September 2004

    die Ausstellung "Retrospektive Werner Eikel - Ein Kölner Kalligraph - Tradition auf Zeitreise".

    Er war ein Zauberer mit der Feder. Seine Ornamente wirken feierlich, mitunter ernst, in seinen "Federspielen" jedoch scheint er übermütige Kapriolen zu schlagen. Seine heitere, humorvolle Art hat Werner Eikel stets begleitet auf dem langen Weg durch die Institutionen bis hin zur Berufung als Professor für Kalligraphe an die Fachhochschule Aachen, dem ersten und einzigen Lehrstuhl dieser Art in Europa.

    Die erste Begegnung mit der Schriftkunst hatte Eikel bereits im Alter von 16 Jahren. In der erzbischöflichen Bibliothek in Paderborn erschloß sich ihm der Zugang zu alten Handschriften und Inkunabeln. Die Schriften der Mönche und Gelehrten ließen ihn nicht mehr los, seitdem er aus der vom Krieg zerbombten Stadt einen Koffer mit Schreibfedern, Tusche und Papier rettete und damit seine ersten kalligraphischen Schreibversuche machte. Wer einmal Gelegenheit hatte, ihm beim Schreiben zuzusehen, war immer wieder fasziniert davon, wie er innerhalb kürzester Zeit einen Schriftzug kreiert, perfekt bis ins Detail - und dennoch mit improvisatorischer Leichtigkeit. Wie von selbst entstanden aus Einzelbuchstaben Wortgebilde und aus deren Zuordnung Bilder, die sich zu Ornamenten verdichten. Dabei beschränkte er sich durchaus nicht auf traditionelle Formen, sondern lies sich immer wieder zu neuen Variatonen inspirieren. So antwortet er auch auf die Frage, wie viele Schriften er denn letztlich beherrsche, "unendlich viele, denn der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt". Hinzu kommt , daß sich Eikel ebenso auf die kunstvollen Schriftzeichen der griechischen, hebräischen, arabischen, russischen, koreanischen und chinesichen Sprache verstand.
    "Begeisterung für das Schöne, kritische Auswahl der Texte, Disziplin, Ausdauer und Geduld bei der sinngerechten Gestaltung der Inhalte zu ästhetischen Schriftbildern, das ist die eine Seite der Kalligrapfie. Spielerisches Gestalten mit den kraftvollen unausschöpflich abstrakten Symbolen der Schrift zu neuen Formen und ornamentalen Gebilden, das macht andererseits kreativ, regt die Phantasie an und stimuliert Auge und Hand..", so umreißt Werner Eikel seine Arbeitsphilosophie. Seine Themenpalette ist breit: Sie umfaßt Psalmen, Bibeltext, Gedichte, Aphorismen, philosophische Texte, Domblätter und Stadtchroniken, aber auch aktuelle Zitate von bedeutenden Persönlichkeiten.

    Vom Sonnengesang des Franz von Assisi bis zur Sure aus dem Koran, vom Kölner Dom bis zum Dresdner Zwinger, vom Sinnspruch Goethes bis zu Michail Gorbatschows Ausspruch "wer zu spät kommt, den bestraft das Leben" oder Ernesto Cardenals "Gebet für Marilyn Monroe" - all das hat Professor Werner Eikel in immer neuen Varianten sensibler Schriftkunst umgesetzt. Der anerkannte Kölner Kalligraph, der seine Kunst unter anderem an Studenten der Fachhochschule Aachen weitergab, hat nicht zuletzt für die individuelle Gestaltung jener Urkunden gesorgt, die den Trägern des Internationalen Karlspreises wie z.B. Vaclav Havel, Francois Mitterand, Helmut Kohl überreicht wurden oder der Ehrenbürgerbrief der Stadt Köln feierlich an Heinrich Böll übergeben wurde.

    Vom 16 jährigen Autodidakten bis zum Professor für Kalligraphie war es ein weiter Weg: Von 1949 an studierte er an den Kölner Werkschulen und wurde 1954 Meisterschüler bei Professor August Hoff. Nach mehreren Stationen wie freiberuflicher Tätigkeit, Kunsterziehung an Gymnasien und Lehraufträgen an der Fachhochschule Aachen wurde er dort 1983 zum Professor berufen. Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland sowie über zehn Fernsehfilme belegen Eikels großes Engagement, sein enorme Kreativität und Schaffenskraft. So sagte der bekannte Wiener Maler Ernst Fuchs über Eikel: "Seit vielen Jahren verfolge ich das Schaffen dieses einzigartigen Meisters einer leider verlorengegangenen Disziplin der bildenden Kunst mit großer Bewunderung..." Auch im Zeitalter der Schriftdigitalisierung sieht die Kalligraphie nach Eikels Einschätzung durchaus einer neuen Zukunft entgegen, denn sie vermag die im modernen Meschen liegende Sehnsucht nach Individualität und Qualität zu stillen.

    Daß Werner Eikel mit seinen Worten recht behalten sollte zeigt sich daran, daß nach seinem Tode sein Sohn Roland damit begonnen hat, ein Archiv aufzubauen, Eikels Arbeiten - es sind weit über 300 - zu sortieren, zu sichten und zunächst in einer virtuellen "Galerie" unter Eikels Motto "Was würdevoll gestaltet ist, kann überleben und wird nicht leichtfertig und unüberlegt weggeworfen" so zu arrangieren, dass ein ganz neues Forum entstehen konnte. "Mit der Kunst sollte man so umgehen, wie mit allen Kulturgütern", betont Eikel. "Man sollte ihr einen Markt verschaffen, sie weiterentwickeln." Nicht mehr ausschließlich Pergament oder andere kostbare Materialien aus Papier sollen Träger der geistreichen Schriften und Motive sein. ""Warum nicht auch hochwertiges Glas und Edelstahl" so Eikel, der bereits Kontakte zur Industrie und zum Handwerk gefunden hat und individuellen Kundenwünschen auch mit ehemaligen Eikel-Studenten zusammen arbeitet.

    Daher sieht sich Eikel nicht nur auf eigene Motive (Lebensweisheiten/Sinnsprüche, Psalmen, Bibeltexte, Bauwerke etc.) beschränkt. "Wir sind auch in der Lage individuelle Kunst nach Ihren eigenen Ideen auf Glas oder Edelstahl umzusetzen. Mit dem "Dom zu Köln" auf Glas geätzt, z.B. als Glastür, Windfang oder als wunderschönes Gartenobjekt was im Zusammenspiel mit Licht und Schatten, Nähe und Distanz in der Landschaft einmalig ist.

    Interessenten der traditionellen oder modernen Kalligraphie können sich wenden an Roland Eikel (Tel.: 02204/ 404968, Fax.: 02204/ 584987; e-Mail: info@eikelgalerie.de; www.eikelgalerie.de).

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    Verantwortlich: Eva Faresin

    Für Rückfragen zur Ausstellung steht Ihnen Dr. Rolf Thiele unter der Telefonnummer 0221/470-2404, der Fax-Nummer 0221/470-5166 und unter der Email-Adresse thiele@ub.uni-koeln.de zur Verfügung.

    Unsere Presseinformationen finden Sie auch im World Wide Web unter http://www.uni-koeln.de/pi/.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Kunst / Design, Musik / Theater, Sprache / Literatur
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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