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30.05.2023 19:26

Wie umgehen mit der größten Fluchtbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg? Konferenz zu Folgen von Flucht und Exil in Berlin

Sebastian Lambertz Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde e.V. (DGO)

    Nicht erst der Flüchtlingsgipfel im Mai hat gezeigt: Die Folgen und Herausforderungen, die die Flüchtlingsbewegung im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine mit sich bringt, sind mannigfaltig. Mehr als zehn Millionen Menschen sind seit dem 24. Februar 2022 auf der Flucht, die überwältigende Mehrheit davon aus der Ukraine. Viele haben zudem Russland und Belarus aus Furcht vor politischer Verfolgung oder der Einberu-fung in die Armee verlassen. Die Konferenz „Flucht und Exil im östlichen Europa. Macht und Ohnmacht“ bietet ein Forum, um die Folgen und Herausforderungen für Deutschland und andere Aufnahmeländer zu diskutieren.

    Die Konferenz erörtert die Thematik aus unterschiedlichen Perspektiven. Neben der Bedeu-tung von Flucht und Exil für die Betroffenen geht es u.a. um die Herausforderungen für Auf-nahmeländer wie Polen, Lettland und Georgien. Die Gesellschaften dieser Länder schwanken zwischen Solidarität und Ablehnung, politischer Unterstützung und Angst vor Unterwande-rung. Darüber hinaus stehen die Situation von Exiljournalist*innen und Wissenschaft-ler*innen in Deutschland sowie die Frage nach (politischen) Handlungsspielräumen im Exil im Mittelpunkt.

    Eröffnet wird die Konferenz mit einem Vortrag des Psychoanalytikers Jurko Prohasko über die Folgen der Flucht in der Ukraine - für die Betroffenen, die Gesellschaft und das Land. In der anschließenden Podiumsdiskussion erörtern Andrii Portnov und Viktoria Sereda die his-torischen Erfahrungen von Flucht und Migration in ihrer gegenwärtigen Bedeutung für die Ukraine.

    Der zweite Konferenztag thematisiert u.a. die Anforderungen für Staat Wirtschaft und Ge-sellschaft in unterschiedlichen Aufnahmeländern und die Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge in Deutschland aus lokaler Perspektive. Renommierte Expert*innen wie Kornely Kakachia vom Georgian Institute of Politics, die Migrationsforscherin Nora Ratzmann (Deutsches Zent-rum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM)) und die Übersetzerin und Kulturma-nagerin Iryna Herasimovich kommen zu Wort.

    Einen Schwerpunkt der Tagung bildet die Situation von Exil-Journalist*innen und Wissen-schaftler*innen in Deutschland. Die aktuell existierenden Strukturen und Stipendienpro-gramme decken dabei längst nicht den Bedarf, so Philipp Schmädeke vom Science at risk Emergency Office, einer Partnerorganisation der DGO:

    „Rund 1% der gefährdeten und nicht selten traumatisierten Wissenschaftler*innen aus dem post-sowjetischen Raum haben überhaupt die Chance, um die raren Stipendienplätze/Stellen zu kon-kurrieren, während sich ein weitaus geringerer Anteil überhaupt langfristig im deutschen Hoch-schulsystem etablieren kann. Die Folgen sind für die Betroffenen nicht selten existenziell - für Deutschland der Verlust hochausgebildeter Multiplikatoren und Botschafter*innen ihrer Heimat-länder.“

    Die Konferenz greift das Thema auf und bietet mit dem „Forum Flucht und Exil“ eine Mög-lichkeit für betroffene Personen, sich über Unterstützungsangebote zu informieren und sich zu vernetzen. Institutionen wie das Science at Risk Emergency Office oder Initiativen wie jinn (journalists in need) stellen ihre Programme vor und bieten Workshops an. Das Abschlusspa-nel diskutiert schließlich die Frage, welche Handlungsspielräume Journalist*innen im Exil haben. Es spricht u.a. Kirill Martynov, Chefredakteur der Novaya Gazeta.

    Die Konferenz wird durch ein umfassendes Begleitprogramm ergänzt. Das Dokumentations-zentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung bietet Führungen durch die Dauerausstellung Das Jahrhundert der Flucht sowie die Bibliothek. Direktorin Gundula Bavendamm spricht mit Gab-riele Freitag (DGO) über die musealen Herausforderungen bei der Visualisierung von „Flucht, Vertreibung, Versöhung“. Und die Ausstellung I’m not a victim. I’m a survivor von Oleksandra Bienert (Allianz ukrainischer Organisationen) zeigt Frauen unterschiedlichen Alters, die auf-grund des russischen Krieges in der Ukraine 2022 nach Berlin geflohen sind.

    Es besteht die Möglichkeit, Interviews mit den beteiligten Personen zu führen.

    Die Konferenz schafft einen Raum für die Diskussion über die Herausforderungen und Fol-gen von Flucht und Exil sowie Anreize für eine weitergehende Auseinandersetzung mit der Thematik. Die Ergebnisse der Konferenz werden dokumentiert, zentrale Fragen zudem in einer eigenen Episode des DGO Podcasts „Osterweiterung“ aufgegriffen. Weitere Projekte und Initiativen mit den Partnerorganisationen sind in Planung.


    Weitere Informationen:

    https://dgo-online.org/kalender/berlin/2023/flucht-und-exil-im-oestlichen-europa...


    Bilder

    Key Visual Konferenz Flucht und Exil
    Key Visual Konferenz Flucht und Exil

    Katrin Surberg


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    fachunabhängig
    überregional
    Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Key Visual Konferenz Flucht und Exil


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