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19.09.2023 10:30

Wärmewende lokal und sozial gestalten

Clara Wisotzky Öffentlichkeit und Kommunikation
Öko-Institut e. V. - Institut für angewandte Ökologie

    Die Wärmewende braucht einen Mix aus Ausstieg aus fossilen Energien, Förderung für Eigentümerinnen und Eigentümer sowie Mieterinnen und Mieter und den Aus- und klimafreundlichen Umbau der Fernwärme – alles mit Blick auf lokale und regionale Gegebenheiten. In einer neuen Studie für den WWF analysiert das Öko-Institut den Gebäudesektor und gibt Empfehlungen, wie die Wärmewende sozialverträglich gestaltet werden kann. Höhere Energieeffizienz, ein Hochlauf der Wärmeversorgung durch Wärmepumpen sowie ein Ausbau des Fernwärmenetzes und ein Umstieg auf erneuerbare Energien sind die Voraussetzungen für eine erfolgreiche klimafreundliche Umgestaltung des Gebäudesektors.

    In zwei Szenarien hat das Öko-Institut berechnet, wie bisherige Maßnahmen im Gebäudesektor wirken. Im Referenzszenario, das die derzeit von der Bundesregierung beschlossenen Maßnahmen ohne die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) zugrunde legt, werden die Klimaziele sowohl für 2030 als auch für 2045 verfehlt. Für 2045 bleibt eine Lücke von 498 Millionen Tonnen CO2. Auch im Zielszenario mit weiteren Instrumenten wird das Ziel 2030 verfehlt, weil die meisten Maßnahmen erst mittelfristig wirken. Das Ziel der Klimaneutralität für 2045 kann aber erreicht werden.
    Ausstieg aus fossilen Energien
    Die Hauptrolle für den Klimaschutz nimmt dabei die 65-Prozent-Regel aus der GEG-Novelle ein. Dabei sollen neu eingebaute Heizungen mit mindestens 65 Prozent erneuerbar Energie versorgt werden. Diese Maßnahme leitet den Ausstieg aus den fossilen Energien im Heizungsbereich ein. „Ein weiterer wichtiger Baustein sind Mindesteffizienzstandards für Bestandsgebäude“, erklärt Dr. Sibylle Braungardt, Projektleiterin am Öko-Institut. „So können die Gebäude gesetzlich so priorisiert werden, dass die mit schlechtem Wärmeschutz zuerst saniert werden.“ Dort ist es sowohl ökonomisch am sinnvollsten und es spart am meisten Energie und klimaschädliche Treibhausgasemissionen ein.
    Sozialverträglich gestalten
    Die Wärmewende ist stark durch lokale Gegebenheiten geprägt: die Struktur des Gebäudebestandes, wie effizient Wohnflächen genutzt werden sowie das Potenzial in der Region für den Ausbau erneuerbarer Energien. Welche Energieformen für die Wärmeversorgung genutzt werden, wie die Altersstruktur ist und wie die kommunale Wärmeplanung aussehen kann, ist regional sehr unterschiedlich. „Hier kommt es darauf an, die Wirkungen der Politikinstrumente auf lokaler und regionaler Ebene zu berücksichtigen, um die Transformation sozialverträglich zu gestalten“, so die Wissenschaftlerin.
    Für eine sozialverträgliche Gestaltung braucht es in den Förderinstrumenten einen Unterschied zwischen Eigentümerinnen und Eigentümern sowie Mietenden. Die Analyse ergibt, dass eine sozial gestaffelte Förderung mit differenzierten Fördersätzen nach Haushaltseinkommen für selbstnutzende Eigentümerinnen und Eigentümer eine geeignete politische Maßnahme ist. Für Mietende kann die gemeinsam mit der GEG-Novelle vorgesehene zusätzliche Modernisierungsumlage dazu beitragen, dass Förderung stärker bei den Mietenden ankommt. „Haushalten mit geringem Einkommen muss der Umstieg auf klimafreundliches Heizen ermöglicht werden“, so Braungardt. „Die Modernisierungskosten müssen dafür gerecht zwischen Mietenden und Vermietenden geteilt werden.“
    Fernwärmenetze klimafreundlich ausbauen
    Etwa 30 Prozent sollte der Anteil der Fernwärme an der Wärmeversorgung zukünftig ausmachen, so die Studie. Damit kann der hohe Anteil an Einzelheizungen, die derzeit mit fossiler Energie versorgt wird, umgestellt werden. Dafür müssen die lokalen Fernwärmenetze ausgebaut werden. Besonders urbane Regionen bieten sich für diese Art der Wärmeerzeugung an. Zudem muss auch bei der Fernwärme die Energieerzeugung auf erneuerbare Energien geändert werden. Das kann je nach Region durch tiefe Geothermie, Solarthermie und erneuerbaren Strom in Großwärmepumpen geschehen. Für die Spitzenlastzeiten kann ein kleiner Anteil der benötigten Wärme durch Abwärme von Industrieanlagen und Biomasseanlagen abgedeckt werden.

    Studie „Großbaustelle Gebäudesektor – die Wärmewende regional und sozial entfachen“ des Öko-Instituts (https://www.oeko.de/fileadmin/oekodoc/WWF_OEko-Institut_Waermewende.pdf)

    Das Öko-Institut ist eines der europaweit führenden, unabhängigen Forschungs- und Beratungsinstitute für eine nachhaltige Zukunft. Seit der Gründung im Jahr 1977 erarbeitet das Institut Grundlagen und Strategien, wie die Vision einer nachhaltigen Entwicklung global, national und lokal umgesetzt werden kann. Das Institut ist an den Standorten Freiburg, Darmstadt und Berlin vertreten.
    www.oeko.de | Podcast | blog.oeko.de | Twitter | Instagram | Onlinemagazin


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Ansprechpartnerin am Öko-Institut
    Dr. Sibylle Braungardt
    Senior Researcher im Institutsbereich
    Energie & Klimaschutz
    Öko-Institut e.V., Geschäftsstelle Freiburg
    Telefon: +49 761 45295-294
    E-Mail: s.braungardt@oeko.de


    Originalpublikation:

    Studie „Großbaustelle Gebäudesektor – die Wärmewende regional und sozial entfachen“ des Öko-Instituts (https://www.oeko.de/fileadmin/oekodoc/WWF_OEko-Institut_Waermewende.pdf)


    Bilder

    Anhang
    attachment icon Pressemitteilung Studie Wärmewende Öko-Institut

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Energie, Gesellschaft, Meer / Klima, Politik, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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