idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
18.12.2023 15:11

Gedächtnisforschung: Atmung im Schlaf beeinflusst Gedächtnisprozesse

Ludwig-Maximilians-Universität München Stabsstelle Kommunikation und Presse
Ludwig-Maximilians-Universität München

    • Forschende der LMU, des MPI für Bildungsforschung und der University of Oxford haben untersucht, wie sich Schlaf auf das Erinnerungsvermögen auswirkt.
    • Dabei fanden sie einen Zusammenhang zwischen der Atmung und dem Auftauchen bestimmter Hirnaktivitätsmuster im Schlaf, die mit der Reaktivierung von Gedächtnisinhalten zusammenhängen.
    • Aus den Daten lassen sich mögliche Folgen von gesunder oder gestörter Atmung auf das Gedächtnis ableiten.

    München, Dezember 2023 – Wie werden Erinnerungen im Schlaf gefestigt? Forschende um Dr. Thomas Schreiner, Leiter der Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe am Department Psychologie der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), konnten bereits im Jahr 2021 zeigen, dass ein direkter Zusammenhang zwischen dem Auftreten bestimmter schlafbezogener Hirnaktivitätsmuster und der Reaktivierung von Gedächtnisinhalten im Schlaf besteht. Ob diese Muster von einem zentralen Schrittmacher gesteuert werden, war bisher allerdings unklar. Nun analysierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gemeinsam mit Forschenden des MPI für Bildungsforschung in Berlin und der University of Oxford die Daten erneut und konnten zeigen, dass die Atmung den Takt vorgibt. „Mit anderen Worten: Unsere Atmung beeinflusst, wie Erinnerungen im Schlaf gestärkt werden“, sagt Schreiner.

    Lernvorgänge im Schlaflabor untersucht

    Für ihre ursprüngliche Studie zeigten die Forschenden 20 Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern im Rahmen von zwei Sitzungen 120 Bilder. Alle Aufnahmen waren mit bestimmten Wörtern assoziiert. Anschließend schliefen die Probandinnen und Probanden rund zwei Stunden lang im Schlaflabor. Danach wurden die erlernten Assoziationen abgefragt. Während der gesamten Lern- und Schlafzeit wurden sowohl die Hirnaktivität mittels EEG, als auch die Atmung aufgezeichnet.

    Dabei fanden sie, dass während der Anwesenheit von sogenannten Langsamen Oszillationen (slow oscillations) und Schlafspindeln – das sind kurze Phasen erhöhter Hirnaktivität – zuvor gelernte Inhalte vom schlafenden Gehirn spontan reaktiviert wurden. „Die Präzision der Kopplung dieser schlafbezogenen Hirnrhythmen nimmt von der Kindheit bis zum Erwachsenwerden zu und lässt dann mit dem Altern nach“, sagt Schreiner.

    Atmung und Hirnaktivität hängt zusammen

    Die Atemfrequenz verändert sich ebenfalls mit dem Alter. Daher überprüften die Forschenden die Daten nun in Verbindung mit der aufgezeichneten Atmung und konnten tatsächlich einen Zusammenhang nachweisen: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass unsere Atmung und das Auftreten der charakteristischen Oszillations- und Spindelmuster in einer direkten Beziehung zueinander stehen“, sagt Schreiner. „Andere Studien haben zwar bereits einen Zusammenhang von Atmung und Kognition während der Wachphase gezeigt. Unsere Arbeit macht nun deutlich, dass Atmung auch für die Erinnerungsverarbeitung während des Schlafs wichtig ist.“

    Ältere Menschen leiden oft an Schlafstörungen, Atemstörungen und an nachlassender Gedächtnisfunktion. Ob es hier Zusammenhänge gibt und ob Interventionen, etwa mit CPAP-Masken, die schon jetzt bei Schlafapnoe zum Einsatz kommen, aus kognitiver Sicht sinnvoll sind, möchte Schreiner nun weiter untersuchen.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Thomas Schreiner
    Leiter der Emmy Noether Gruppe
    Department Psychologie
    Ludwig-Maximilians-Universität München
    Tel.: +49 (0)89 2180 6159
    Mail: Thomas.Schreiner@psy.lmu.de


    Originalpublikation:

    Schreiner T, Petzka M, Staudigl T & Staresina BP. Respiration modulates sleep oscillations and memory reactivation in humans. Nature Communications, DOI: 10.1038/s41467-023-43450-5


    Weitere Informationen:

    https://www.lmu.de/de/newsroom/newsuebersicht/news/atmung-im-schlaf-beeinflusst-...


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).