idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
21.03.2024 12:33

Agrarwirtschaft: Konferenz zur Reallabore-Forschung

B. Sc. Tina Kissinger Kommunikation und Hochschulbeziehungen
Hochschule Geisenheim University

    Kann die gemeinsame Arbeit von Praktikern und Forschenden in Reallaboren die Transformation der Agrar- und Ernährungswirtschaft beschleunigen und verbessern, und wenn ja, wie? Fragen wie diese diskutierten mehr als 100 Teilnehmende bei einer Präkonferenz zur Wissenschaftstagung Ökologischer Landbau (Wita 2024) am 5. März an der Universität Gießen. Eingeladen hatten der Hessische Forschungsverbund Agrarsystemökologie – ein Zusammenschluss der Universität Kassel, der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Hochschule Geisenheim – und das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) im brandenburgischen Müncheberg.

    Transformationsprozesse in Reallaboren voranzutreiben gilt als neuer Ansatz einer Forschung auf Augenhöhe gemeinsam von Politik, Praxis, Zivilgesellschaft und Wissenschaft. Das Grundprinzip: Forschungsfragen und mögliche Lösungen werden in einem gemeinschaftlichen Prozess durch Akteurinnen und Akteure sowie Forschenden erarbeitet, und Innovationen ebenso gemeinsam entwickelt und evaluiert. So wachsen Lernumgebungen für die experimentelle Innovationsforschung in Landschaften, gleichermaßen geprägt durch wissenschaftliche und viele nicht-wissenschaftliche Handelnde. Landwirtschaftliche Reallabore, die national und europaweit derzeit stark im Kommen sind, sind langfristig angelegt und werden maßgeblich von nicht-wissenschaftlichen Akteurinnen und Akteuren gelenkt.

    Das ZALF hat zusammen mit den drei hessischen Agrar-Universitäten in Kassel, Gießen und Geisenheim ein Konzept zur Reallaborarbeit in einem geplanten brandenburgisch-hessischen Innovationszentrum für Agrarsystemtransformation (IAT) entwickelt, welches derzeit durch den Wissenschaftsrat evaluiert wird. Dieses stellte Professor Dr. Bettina Matzdorf vor, Co-Leiterin des Programmbereichs Landnutzung und Governance am ZALF in Müncheberg. Dr. Oskar Marg vom Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) in Frankfurt fasste seine Erfahrungen aus der Begleitforschung an Reallaboren zusammen. Es folgte ein World-Café mit sechs verschiedenen Thementischen:

    - Partizipative Ansätze in der Agrar- und Ernährungsforschung: Als Erfolgsfaktoren identifizierten die Teilnehmenden unter anderem eine vertrauensvolle Zusammenarbeit, gleichberechtigt auf Augenhöhe, die Honorierung des Arbeitsaufwands der Beteiligten aus der landwirtschaftlichen Praxis, eine gute Aufbereitung von Ergebnissen und eine unabhängige Koordination.

    - Rollenverteilung im Reallabor: Die Arbeit sollte nicht von wissenschaftlicher Seite geleitet werden. Eine externe, unabhängige Koordination und Moderationsrolle und der Verzicht auf eine hierarchische Struktur sind wichtig, klare Spielregeln hilfreich.

    - Reallabor-Arbeit in Studium und wissenschaftlicher Karriere: Im Studium vermittelt das Lernen in Reallaboren wertvolle Erfahrungen, die in praxisorientierten Forschungsberufen hilfreich und begehrt sein können. Für klassische Forschungsberufe jedoch, in denen Publikationen wichtige Erfolgskriterien sind, ist die relativ aufwändige Arbeit mit Akteurinnen und Akteuren noch ein Hindernis. Neue Bewertungskriterien müssten entwickelt werden, die Reallaborarbeit vor allem bei Nachwuchsforschenden attraktiver machen.

    - Methoden und Konzepte für praxisrelevante und wissenschaftlich bedeutsame Forschung: Ein integrativer Systemblick kann die Verknüpfung zwischen Agrar- und Ernährungssystemen in einem vorwettbewerblichen Experimentierraum und jenseits etablierter Lösungen ermöglichen. Zentral ist ein professionelles Wissensmanagement innerhalb der Reallabore und nach außen.

    - Motivation der Akteur:innen in Praxis, Gesellschaft, Politik und Wissenschaft: Die Ansprache gelingt über Multiplikatoren und Netzwerke, durch die Suche nach blinden Flecken und ein für möglichst Alle relevantes Thema. Bei der Stange bleiben diese, indem ein individueller Nutzen geschaffen wird.

    - Praxisrelevanz für eine nachhaltige Transformation: Es braucht beide, die Grundlagenforschung und die Praxisforschung. Ihre Interessen können unterschiedlich sein, doch die Zusammenarbeit gelingt, wenn von Anfang an ein gemeinsames Grundverständnis geschaffen wird.

    Moderator Prof. Dr. Eckhard Jedicke, Leiter des Kompetenzzentrums Kulturlandschaft der Hochschule Geisenheim, bemerkte das hohe Bedürfnis nach Diskussion und kreativem Austausch: Die Arbeit in Reallaboren oder Living Labs werde in der Agrar- und Ernährungswirtschaft als ein wertvoller Weg gesehen, der Landnutzungspraxis und Akteur:innen der Wertschöpfungsketten, Sozial- und Naturwissenschaften, Politik und Gesellschaft auf einen gemeinsamen Weg zur nachhaltigen Transformation bringe. Aus der Konferenz soll ein Themenpapier entstehen, auf dessen Basis der Austausch fortgeführt werden soll.


    Bilder

    Mit Blühmischung begrünte Maxigasse im Rheingau.
    Mit Blühmischung begrünte Maxigasse im Rheingau.
    Eckhard Jedicke


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Mit Blühmischung begrünte Maxigasse im Rheingau.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).