idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
22.03.2024 11:07

Forschungsprojekt ID-Ideal: Digitale ID braucht Alltagstauglichkeit und vielfältige Anwendungsmöglichkeiten

Josefina Peisl Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden

    Im Rahmen des Projektes ID-Ideal erarbeiten Forschende der HTW Dresden Lösungen für die spezifischen Probleme von Wirtschaft, Handel und Industrie, die beim Einsatz von digitalen Identitäten und Nachweisen in der Realwelt entstehen. Die Ergebnisse des Projektes konnten auf der 2. authenticon Veranstaltung einem interessierten Publikum präsentiert werden.

    Dresden, 22.03.2024
    Jeder Mensch besitzt im Durchschnitt 70 digitale Identitäten: vom Bankkonto über den Bibliotheksausweis bis zur ÖPNV-Karte. Mit dem Fortschreiten der Digitalisierung stellt sich immer mehr die Frage, wie die Echtheit solcher Identitäten im Netz bewiesen werden und Vertrauen aufgebaut werden kann. Das gilt nicht nur für Personen, sondern auch für Gegenstände und Organisationen.
    Im Forschungsprojekt ID-Ideal der HTW Dresden werden seit drei Jahren ID-Technologien in unterschiedlichen Anwendungsfällen erprobt. Dazu gehören neben dem Sozialpass und dem digitalen Bürgerbegehren in Dresden auch Tickets für den ÖPNV, digitale Produktpässe sowie CO2-Nachweise für regenerativ erzeugten Strom.

    Digitale IDs in den Alltag der Menschen bringen
    „Das reine Vorhandensein von Technologie löst noch kein Problem“, erklärt der Leiter des Forschungsprojektes ID-Ideal, Prof. Jürgen Anke, Professor für Softwaretechnologie und Informationssysteme an der HTW Dresden. „Es kommt darauf an, wie ich diese Technologie bereitstelle und zugänglich mache, sodass sie ihren Weg in den Alltag der Menschen findet. Faktoren wie die begleitende Kommunikation und der Aufbau von Fähigkeiten sowie die Transparenz und Kontrolle über die Daten bestimmen den Erfolg digitaler Identitäten. Das geht weit über technische Fragen hinaus.“

    Kommunen stehen vor der besonderen Herausforderung, dass die von ihnen bereitgestellten digitalen Angebote für alle Bürgerinnen und Bürger zugänglich und nutzbar sein sollten. Mehrere Anwendungsfälle werden aktuell bei ID-Ideal getestet, u. a. die digitale Anmeldung in der Bibliothek Leipzig und der Volkshochschule Leipzig per Leipzig App. Diese Nachweise wurden bisher in unterschiedlichen Apps oder als Plastikkarten verwaltet. In ID-Ideal werden hingegen digitale Brieftaschen (Wallets) eingesetzt. Diese erlauben das Speichern und Präsentieren verschiedener Nachweise auf einheitlichem Weg. Für die unterschiedlichen Anwendungsfälle sind jeweils spezielle Anforderungen zu beachten. Beispielsweise müssen ÖPNV-Tickets kontrollierbar sein und der Dresden-Pass als soziales Instrument soll frei von Stigmatisierung eingesetzt werden können.

    Die digitalen Identitäten und Eigenschaften von Personen sind jedoch nicht ausreichend für den Einsatz in der digitalen Welt. Erforderlich sind auch Identitäten für Organisationen und Gegenstände, um Behörden und Shops sicher zu identifizieren und die Eigenschaften von Produkten prüfbar zu machen. Nicht zuletzt müssen auch die Beziehungen zwischen Personen, Organisationen und Gegenständen in Form digitaler Nachweise dokumentiert werden. Dies ist z. B. bei der Anmeldung von Kindern in Kindertagestätten oder der Beantragung von Fördermitteln durch Geschäftsführer von Unternehmen erforderlich.

    Bessere Akzeptanz digitaler IDs erreichen
    Ein wichtiges Ergebnis des Forschungsprojektes: Damit diese Anwendungen funktionieren und in der Gesellschaft akzeptiert werden, müssen sie im Alltag der Menschen ankommen. „Die digitale Brieftasche muss genauso selbstverständlich verwendet werden wie ein Webbrowser oder Messenger-Apps. Damit das funktioniert, braucht es Regelmäßigkeit und Routine. Es muss also ausreichend Situationen geben, um die Technologie einzusetzen“, erklärt Prof. Jürgen Anke. „Bei unserer Forschung geht es nicht darum, einen Ausweis auf dem Handy zu speichern, sondern darum, wie man sich in der digitalen Welt bewegt.“

    Deshalb ist die Erprobung in der Praxis entscheidend, denn sie bietet neue Erkenntnisse zu den Wechselwirkungen von Mensch und Technik bei der Anwendung in einem realen Szenario. Auch gesellschaftliche Fragen stellen sich: Wie viel Verantwortung für seine Daten kann man einem Menschen zumuten? Wie viel Wissen über die digitale Welt (Digital Literacy) ist bei den Bürgerinnen und Bürgern vorhanden? Inwieweit verhindert die Gesetzgebung den sinnvollen Einsatz digitaler Identitäten.
    Dazu steht das Projekt ID-Ideal mit Vertreterinnen und Vertretern von Bundesministerien im Austausch. Weiterhin soll die aus dem Projekt heraus entwickelte TrustNet-Initiative breitenwirksam Wissen über den Umgang mit digitalen Brieftaschen vermitteln.

    Das Forschungsprojekt ID-Ideal wurde innerhalb des bereits bewilligten Budgets von 14 Mio. Euro bis zum 31. Oktober 2024 verlängert.

    Nachwuchsforschungsgruppe SIGNAL und Konferenz authenticon
    Parallel zum laufenden Projekt ID-Ideal wurde die Nachwuchsforschungsgruppe SIGNAL gegründet. Sie wird durch den Europäischen Sozialfonds gefördert und soll junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dafür qualifizieren, den digitalen Wandel in Sachsen voranzubringen. Schwerpunkt ist die menschenzentrierte Gestaltung digitaler Angebote für die Daseinsvorsorge in Stadt und Land.

    Um den fachlichen Austausch zum komplexen und gesellschaftlich relevanten Thema der digitalen Identitäten zu verbessern, wurde aus dem Projekt ID-Ideal heraus die Konferenzreihe authenticon ins Leben gerufen. Über 70 Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Politik nahmen an der diesjährigen Veranstaltung am 6. und 7. März in den Räumen der HTW Dresden teil. Unter dem Motto „Digitale Nachweise: Von der Idee zur Innovation“ wurden in zahlreichen Vorträgen und Workshops aktuelle Themen wie User Experience, Regulierung und Verfahren für Datenminimierung diskutiert.

    Das Projekt wird gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.

    Über die HTW Dresden:
    Die Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden ist mit etwa 4.800 Studierenden die zweitgrößte Hochschule der Landeshauptstadt. Im Jahr 1992 gegründet, reiht sie sich heute ein in die Spitzengruppe der deutschen Hochschulen für angewandte Wissenschaften. Mit ihrer anwendungsorientieren Forschung ist die Hochschule eine wichtige Partnerin insbesondere von mittelständischen Unternehmen in Sachsen und sehr gut vernetzt mit den zahlreichen Technologie- und Forschungszentren des Wissenschaftsstandorts Dresden.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr.-Ing. habil. Jürgen Anke
    Professur für Softwaretechnologie und Informationssysteme
    HTW Dresden
    juergen.anke@htw-dresden.de


    Weitere Informationen:

    https://www.htw-dresden.de/hochschule/fakultaeten/info-math/forschung/digitale-d... Projektseite ID-Ideal der HTW Dresden
    https://fis.bib.htw-dresden.de/esploro/project/research/Menschenzentrierte-digit... Nachwuchsforschungsgruppe SIGNAL
    https://authenticon.io/ Veranstaltung authenticon


    Bilder

    Eröffnung der authenticon Veranstaltung März 2024
    Eröffnung der authenticon Veranstaltung März 2024

    ID-Ideal digitale Identitäten auf dem Smartphone
    ID-Ideal digitale Identitäten auf dem Smartphone


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    Informationstechnik, Politik, Recht, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Eröffnung der authenticon Veranstaltung März 2024


    Zum Download

    x

    ID-Ideal digitale Identitäten auf dem Smartphone


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).